Wir sind aufmerksam beim Einatmen, wir sind achtsam beim Ausatmen. Wir nehmen auf natürliche und direkte Art wahr, wie sich jeder Atemzug anfühlt, wenn er ein- und ausströmt. Wenn jetzt Gefühle die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenden wir unser volles Gewahrsein diesen Empfindungen zu. Wir spüren unsere Emotionen mit Interesse und beobachten sie. Wir sind wach und gegenwärtig, um zu fühlen, was da ist. Wir nehmen die Gefühle unmittelbar wahr, verlieren uns aber nicht in ihrem Inhalt. Wir bewerten oder verurteilen sie nicht. Wir sehen, wie sich die Gefühle weiterentwickeln, verändern und schließlich verklingen. Was immer an Gefühlen kommt und geht, sie folgen ihren eigenen Gesetzmässigkeiten. Sie entstehen und vergehen entsprechend ihren Ursachen und Umständen.
Fred von Allmen
Emotionen bringen den Geist dazu, sich eine gewisse Sicht der Dinge eigen zu machen. Diese Perspektive kann der Wirklichkeit entsprechen, wie im Fall von selbstloser Liebe und Mitgefühl, oder entstellt und verzerrt sein, wie im Fall von Hass oder Gier. Meditation befreit uns aus der Gewalt jener Geisteszustände, die unser Urteilsvermögen vernebeln und zur Quelle von Leid werden. Wenn wir lernen, mit unseren Gefühlen möglichst gut umzugehen, können wir unsere Lebensweise nach und nach transformieren.
Mathieu Ricard
So wie der Ozean Wellen hat so sind Gefühle Wellen des Geistes. Wellen gehören zur Natur des Ozeans. Gleichermassen sind Emotionen der Ausdruck der Natur des Geistes selbst. Sie erheben sich und entstehen aus dem Geist und gehen zurück in den Geist. Bewahren wir uns also eine weite, offene und mitfühlende Einstellung gegenüber unseren Gefühlen und Emotionen.
Sogyal Rinpoche