Das Leben ist vergänglich, alles in diesem Universum ist in ständiger Wandlung begriffen. Nichts bleibt, wie es ist, dauernd ist alles in Bewegung. Das ist das, worauf wir wirklich vertrauen können. An der Vergänglichkeit kann man zerbrechen oder Sicherheit gewinnen. Sicherheit in der Unsicherheit? Ist dies nicht paradox? Nein, den wir leiden, weil wir die Vergänglichkeit, das Fliessen der Zeit und die Veränderungen der Gegebenheiten nicht akzeptieren können. Wir leiden weil wir älter werden, weil sich die Dinge, die wir lieben, von uns weg bewegen oder weil neue Dinge in unser Leben treten, die wir nicht in unserem Leben haben möchten, vor denen wir uns vielleicht sogar fürchten. Wir versuchen, alles so sicher wie möglich zu gestalten, uns vor der Vergänglichkeit, vor der Unbeständigkeit der Dinge zu schützen.
Ganze Industriezweige nutzen die Angst der Menschen vor der Vergänglichkeit. Antiaging ist ein boomender Markt, Nahrungsergänzungsmittel, Fitness, Lifting, Kosmetik, Versicherungen und so vieles mehr, was das vergehen der Zeit verzögern, verhindern oder die Folgen absichern soll. Der Tod rückt Sekunde für Sekunde näher – seit unserer Geburt. Er gehört zum Leben dazu, ja er macht es sogar vollständig, wirkt wie ein Scharfzeichner in einem Bild, das vorher unscharf war. Doch statt uns dessen bewusst zu sein, klammern wir diesen entscheidenden Faktor unseres Lebens lieber aus. Wir wissen nicht wann wir sterben. Da sich das Leben dauern wandelt, Sekunde für Sekunde, können wir in der nächsten Sekunde schon Tod sein. Wer weiss das schon. Doch in der Regel leben wir so, als hätten wir noch ganz viel Zeit, als würde es immer ein Morgen geben.
Wir surfen im Internet, zappen uns durch verblödende Fernsehsendungen, lassen uns in den Pausen mit Werbung berieseln und warten – worauf warten wir eigentlich? Währenddessen verrinnt Sekunde um Sekunde unser Leben. Dauernd verschieben wir Dinge in die Zukunft. Wenn ich erst…. dann kann ich ja…. aber das ist ein grosser Irrtum, wie manche, die vorzeitig am unverhofften Ende ihres Lebens anlangten, feststellen mussten.
Auch wenn jede Sekunde unsere letzte sein könnte, heisst das nicht, dass wir in Panik verfallen müssen. Es war noch nie anders. Seit unserer Geburt leben wir mit dieser Möglichkeit. Vielleicht nicht besonders bewusst. Vergänglichkeit ist ein besonderer Aspekt in der Praxis der Achtsamkeit, denn sie ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens. Es wäre fatal, davor die Augen zu verschliessen.
Wenn die Vergänglichkeit mehr in unser Bewusstsein rückt, kann uns das in Angst und Schrecken versetzen, es kann aber auch unser Leben reicher machen. Es kann eine Art Kontrastmittel sein, das Farben, Gerüche und Erlebnisse klarer werden lässt. Wie würden Sie ihr Leben leben, wenn sie bewusst davon ausgehen, dass jeder Moment ihr letzter Moment sein könnte? Was würden sie anders machen? Vielleicht versöhnen sie sich schneller nach einem Streit, weil ihnen klar, dass Zeiten des Streits Zeitverschwendung sind. Vielleicht sagen sie Menschen, die sie wirklich lieben, viel öfters und aus ganzem Herzen, wie sehr sie sie lieben. Vielleicht beginnen sie, die Dinge, die sie schon immer mal tun wollten, auch wirklich zu tun und nicht immer nur zu verschieben. Vielleicht beginnen endlich wirklich zu leben.
Achtsamkeit bedeutet aus ganzem Herzen zu leben,
Vergänglichkeit und Tod vollkommen akzeptieren