Marcel Steiner
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Nach innen sind uns keine Grenzen gesetzt. Meister Eckhart lädt uns ein, in unseren innersten Grund zu gehen, weil dort unser Leben ist. Beim Sitzen vollziehen wir die Hinwendung zu diesem Leben, das sich ganz direkt und unmittelbar äussert in jedem Atemzug. Die Einkehr nach innen geschieht nicht als Gegensatz zu und als Flucht vor dem äusseren Leben. In dem Masse, wie ich das Leben in mir erfahre, werde ich es auch im Aussen finden, werde ich nicht nur älter, sondern reife heran zu dem Menschen, der ich im Tiefsten schon bin … so lässt mich jeder Atemzug reifer werden …
Wer präsent ist,
wird zum Präsent –
für die Welt …
Erlaube dir auch heute,
ganz bewusst anzukommen
bei dir in deinem Leib …
nimm ihn wahr, so wie er sich dir heute zeigt …
und sage innerlich Ja zu ihm,
indem du dich ganz in ihn einlässt …
er ist dir anvertraut, solange du lebst …
Im Leib zu sein, heisst, präsent zu sein …
denn der Leib kann nicht
aus der Gegenwart heraustreten.
Nur unser Geist kann in Vergangenheit
und Zukunft herumschweifen,
der Leib aber ist immer in der Gegenwart.
Darum: Bist du ganz Leib und ganz Atem,
bist du ganz gegenwärtig.
Im Englischen gibt es den Ausdruck
„to be present“ und „to be a present“,
also „gegenwärtig sein“
und „ein Geschenk sein“.
Nur wer bei sich ist,
kann auch bei anderen sein.
In dem Mass, in dem ich bei mir zu Hause bin,
kann ich auch für andere ein Zuhause sein.
Meditieren heisst in diesem Sinn üben,
bei sich zu Hause zu sein,
ganz unabhängig von den äusseren
und inneren Umständen …
da sein im Hier und Jetzt,
ganz präsent …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Sich nicht wehren
Widerstand gibt den Dingen wieder Stand ……
Eine profunde Veranlagung unseres menschlichen Wesens ist es, Widerstand zu leisten: Widerstand gegen das Unangenehme, dem wir im Leben begegnen … Widerstand gegen das Angenehme, das am Vergehen ist …
Widerstand, wenn wir merken, dass unser Geist diese Tendenz hat, Widerstand zu leisten. Für alle Formen des Widerstandes gilt: annehmen, dass das Leben so ist, wie es ist, und annehmen, dass die Tendenz, Widerstand zu leisten, Teil unseres Wesens ist. Und immer tiefer anerkennen, dass der Widerstand im Grunde das Gegenteil von dem bewirkt, was er zu erreichen versucht: Er möchte uns schützen und er möchte bekämpfen … aber im Grunde gibt der Widerstand dem, wogegen er sich wehrt,
– Wieder Stand –
„Folge dem Lauf des Wassers …“ heisst eine Anweisung beim Meditieren. Und: „Folge dem Fluss des Atems …“ und er wird dich aus allem Widerstand und aller Verhärtung herausführen …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Meditieren heisst, in Kontakt kommen mit der grenzenlosen Weite,
die immer da ist. In ihr ist Raum für buchstäblich alles. Da gibt es
kein entweder oder. Alles darf sein, hat seinen Platz… Unser
menschliches Herz ist dieser weite Raum…in ihm ist darum auch
Platz für uns selbst mit all unseren Widersprüchen… so können
wir zur Ruhe kommen bei uns selbst, gerade dann, wenn wir uns
(da)sein lassen… Dann besteht kein Grund mehr dafür, uns oder
irgendeinen Teil von uns aus unserem Herzen zu verbannen…
erlaube dir also, dich ganz der Weite deines Herzens
anzuvertrauen,
nimm dich dir zu Herzen und ruhe darin aus…
Atemzug um Atemzug…
Marcel Steiner
Meditieren heisst,
dem unruhigen Geist
Heimat zu geben im eigenen Atem.
Meist verstehen wir Heimat als einen äusseren Ort. Oder wir suchen so etwas wie Heimat bei äusseren Dingen. Auch Worte – oft sind es Gedichte – können uns Heimat sein. Und natürlich gibt es für uns auch Menschen, die uns Heimat sind. Über dieser Sehnsucht und Suche nach Heimat vergesssen wir ganz, dass wir auch uns selbst Heimat sein dürfen. Mit niemandem verbringen wir so viel Zeit wie mit uns selbst! Unser Leib ist darum unsere erste Heimat. Erlaube dir also, dich ganz zu beheimaten in deinem Leib. Setze dich in dich selbst hinein und der Ruhe in dir aus …
Und nun wende dich deinem Atem zu. Ist dein Leib sozusagen dein Heimatland, so ist der Atem dein Heimatort, noch stärker, der Ort, an dem du je neu geboren wirst … Du brauchst nicht auf eine bestimmte Art und Weise zu atmen. Vertraue deinem Atem, dass er weiss, wie er jetzt atmen muss … folge ihm einfach … besser, sei eins mit ihm … und, wenn immer dein Geist sich von ihm entfernt, bringe ihn sanft, aber bestimmt zurück zu deinem Atem … er ist immer da und wird dich stets von Neuem empfangen … er ist deine Heimat, aus der du nie verstossen wirst, in die du immer wieder heimkehren kannst … nie wird er dir einen Vorwurf machen, wieso du schon wieder abgeschweift bist!
Solange du lebst,
ist dir dein Atem bergende Heimat …
gerade auch jetzt …
darum kehre ein bei ihm …
sei Atem …
sei …