Der Mensch kommt hilflos zur Welt.
Ohne eine schützende Person kann ein Kind
nicht überleben.
Das Bedürfnis, sich an eine Mutter zu binden,
verschiebt sich im Laufe des Lebens
auf verschiedene Objekte:
„Teddybären, Freunde, Partner, Besitz, Reichtum, Positionen, Meinungen,
Mitgliedschaften, Glaubenssätze, Regeln, Ruhm, Erlebnisse, Erwartungen,
Planungen, Projekte, Aufgaben, Ziele, Wertvorstellungen, Selbstbilder.“
Wir klammern uns an alles,
was uns Sicherheit verspricht.
Leere ist die Abwesenheit von etwas,
dem man angehören könnte.
Weil er fürchtet, darin verloren zu gehen,
schreckt der Mensch davor zurück.
Wer aber erkennt, dass er selbst die Leere ist,
findet in ihr die höchste Sicherheit.
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leere
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Die Nonne Chiyono studierte jahrelang,
aber konnte keine Erleuchtung finden.
Eines Abends trug sie einen alten Eimer voll mit Wasser.
Während sie ging, beobachtete sie den Vollmond,
der sich im Wasser des Eimers spiegelte.
Plötzlich rissen die Bambusstreifen,
die den Eimer zusammen hielten,
und das Gefäss brach auseinander.
Das Wasser schoss heraus,
das Spiegelbild des Vollmonds verschwand
und die Nonne Chiyono wurde erleuchtet.
Sie schrieb folgendes Gedicht:
,Auf diese und auf jene Art
wollte ich den Eimer zusammenhalten,
hoffend, der schwache Bambus
werde nicht reissen.
Plötzlich fiel der Boden heraus.
Kein Wasser mehr
kein Mond mehr im Wasser.
Leere in meiner Hand.”
http://ekagatta-blog.de/die-nonne-chiyono-zen-frankfurt/
Die Leere enthält ein kreatives Potenzial. Das sagt die Physik des 21. Jahrhunderts. Das sagen die alten Weisheitstraditionen des Ostens und das sagt der christliche Mystiker Meister Eckart ( 1260 – 1328 )
Nimm hierfür ein Gleichnis aus dem Leben:
Will ich auf einer Tafel schreiben, muss ich zuvor tilgen,
was auf der Tafel steht.
Zum Schreiben eignet sich eine Tafel nur,
wenn nichts drauf steht.
„Was empfangen will, muss zuvor leer sein“
Leere und Fülle sind nicht Gegensätze, sondern zwei Seiten ein und der derselben Medaille.
Der Dramatiker Bert Brecht (1898 – 1956 ) hat es erfahren:
„Geh ich zeitig in die Leere
komm ich aus der Leere voll.
Wenn ich mit dem Nichts verkehre
weiss ich wieder, was ich soll.“ Fülle,
Aus: Eine Handvoll Sternenstaub von Lorenz Marti Seite 118
Die Welt ist etwas ganz anderes… als unsere Wahrnehmung uns vormacht. Unser Tagesbewusstsein zeigt uns keine objektive Welt. In Wirklichkeit gibt es keine Farben, Töne, Gerüche, keine Temperatur und keinen Geschmack. Wir sind einer ständigen Hypnose unterworfen. Der Osten nennt die Welt des Tagesbewusstseins – Maya – Trugbild. Warum sind wir so weit von unserem wahren Wesen getrennt? Warum halten wir ein Seil in der Dunkelheit für eine Schlange? Darauf gibt es keine befriedigende Antwort.
Was ist Wirklichkeit?
Mit Wirklichkeit ist hier eine Formlose, nonduale Seinsebene gemeint. In der Mystik gibt es den Begriff – Sophia Perennis – Ewige Weisheit – Diese Weisheit hat nichts mit Wissen zu tun, sondern mit einer Dimension, die hinter aller Rationalität liegt. Der Begriff – Leerheit – ist vielleicht der passenste, aber er darf nicht rational verstanden werden. Das ist die Dimension, die uns die eigentliche Deutung unseres Menschseins bringt. Sie führt uns in den jetztigen Augenblick. Wir begreifen uns dann als Staubkorn, aber auch als Mysterium in einem Zeitlosen Geschehen.
Traditionen wie die christliche Mystik, das Zen, der Yoga-Weg und der Sufismus weisen uns darauf hin und sagen uns, dass es ein innen und Aussen , eine Trennung von Subjekt und Objekt nie gab. Der Sucher erweist sich als der Gesuchte. Es scheint zwischen der – Leerheit – des Zen, dem – Nada – eines Johannes vom Kreuz und dem – Nichts – eines Schreibers der _ Wolke des Nichtwissens – kaum Trennendes zu geben. Die Erfahrung die der Mensch auf diesen Wegen machen kann, bezieht sich auf den momentanen Augenblick und ist nichts Abstraktes. Es ist dieser Schritt den wir gerade tun, dieser Laut, den wir hören, dieser Geschmack auf unserer Zunge und auch der Ablauf eines Gedanken, als der sich die wirkliche Wirklichkeit manifestiert.
Diese – grosse Leere – wie Zen sie nennt, kann beängstigend wirken, wenn der Mensch in das Ich zurückkehrt, das in der Leere verschwunden war. Sie entfaltet sich als Ehrfurcht, Demut, Verbundenheit und als Liebe zu allen Menschen und allen Lebewesen. Diese Liebeskraft führt aus der personalen Eingrenzung heraus. Sie ist nicht – ich liebe Dich – und – Du liebst mich – sondern eine existentielle Verbundenheit, die niemanden ausschliessen kann. Sie lässt die Einheit von Aktion und Ruhe, von Immanenz und Transzendenz erfahren. Der Weg führt sogar zu einer physischen Veränderung der Gehirnstrukturen, wie neurobiologische Erkenntnisse belegen.
Das Eine ist meine wahre Natur – und die Natur aller Wesen.
Es ist zeitlos und entfaltet sich in der Zeit.
Es entsteht nicht bei meiner Geburt
und vergeht nicht bei meinem Tod.
Dieses EINE ist der Urgrund aller Dinge
aus Jenseits von Gott von Willigis Jäger