Ochsenbilder

Der Ochse der eigentlich ein Wasserbüffel ist.

vom Vortrag von Marcel Geisser über die 10 Ochsenbilder aufgeschrieben von zentao

Gestern  war Marcel Geisser vom Haus Tao bei uns in Wettingen, um über die „Die 10 Ochsenbilder“ zu referieren. Der Ochse ist ein Synonym für unseren Geist, aber unser Geist sei kein Ochse, denn Ochsen sind kastriert. Bei genauerer Betrachtung der Bilder sehen wir, dass es sich vielmehr um einen Wasserbüffel handelt, also ein Tier, das in Asien sehr beliebt ist, mit seinem freundlichen und meist stillem Wesen und seiner vielfältigen Einsetzbarkeit Irgendwann sei wohl, bei den Übersetzungen etwas falsch verstanden worden und in der westlichen Welt reden heute alle von den Ochsenbildern.

Alle Menschen sind im Grunde, auf der Suche, wie der Hirte auf dem ersten Bild.

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Bild 1

Die Suche beginnt

Wir  suchen nach etwas tieferem, weil unseres tägliche Leben, scheinbar nur aus Arbeit und dem monotonen Alltag besteht. So wir uns denn auf die spirituelle Suche begeben und uns mit der Meditation vertraut machen, finden wir am Anfang meist nicht die Ersehnte Stille oder Befreiung, sondern viel mehr das rohe Wesen des Geistes: Die Grundübel, die es zu durchschauen und zu ändern gibt, nennen wir auch die 5 Hindernisse

 

 

Verlangen, Begehren,  Gier

Ablehnung, Widerwillen, Übelwollen, (Hass Wut Ärger)

Trägheit, Starrheit, Mattigkeit,

Unruhe, Unkonzentriert, schlechtes Gewissen

Zweifel, Unsicherheit

Zuerst stellt sich die Frage: erkenne ich wirklich die Hindernisse? Dann stellt sich die Frage: will ich sie transformieren? Aber bis wir dazu bereit sind, brauchen wir eine minimale Einsicht. Oft entsteht die Bereitschaft erst durch einen Schicksalsschlag oder eine Sinnkrise. Die meisten Menschen leben so vor sich hin und denken, dass das ja vollkommen in Ordnung sei. Erst wenn es richtig weh tut, sind wir auch bereit, das zu ändern.  Am Anfang unserer Suche haben wir vergessen, wer wir wirklich sind und wir hören die Stimme unseres Herzen nicht mehr.

Die Spirituelle Suche ist oft verwirrend und plötzlich sehen wir viele Wege vor uns und müssen uns Entscheiden und schon sind wir beim

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2. Bild

Die ersten Spuren

Der Hirte findet die ersten Spuren, das heisst der Hirte sind wir und wir suchen nach  unserem Geist, der sich wie ein wilder Stier benimmt und sich nicht zähmen lassen will.  Wenn wir Meditation üben, wird uns bewusst, dass wir jetzt mit der Suche beginnen müssen und dass wir noch gar nichts wissen. Wir haben gehört, dass wir auf die Stimme des Herzens hören sollen, aber wir hören nur den Wirrwarr unserer Gedanken und wir müssen uns neu orientieren über unseren momentanen spirituellen Standort, wo stehe ich, wo will ich hin, wir suchen nach einer Wegbeschreibung des spirituellen Weges. Noch ist der Weg weit, doch wir erleben die ersten zaghaften kurzen Erhellungen und wissen jetzt: es kommt schon gut. Wir haben die Spuren unseres Wasserbüffels gesehen.

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3.Bild

Den Wasserbüffel sehen

Zum ersten Mal erahnen wir was unser wirkliches Wesen sein könnte und aber wir sind noch weit davon entfernt, den Geist – im Bild also der Wasserbüffel – wirklich zu verstehen und uns mit ihm zu versöhnen. Auf den Hirten übertragen heisst das: wir haben den Ochsen gesehen und konnten ihn kurz am Schwanz packen, aber er ist uns wieder entwischt. Der Wasserbüffel ist keine Vision mehr, er ist für uns jetzt ein reales Ziel. Wir wissen jetzt: wir können es schaffen, wir werden ihn einfangen, das heisst Erleuchtung ist auch für uns möglich.

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4. Bild

Den Wasserbüffel einfangen

In diesem Bild sehen wir den Hirten, wie er mit der grösstmöglichen Kraft das wilde Tier eingefangen hat. Noch ist es wild und ungestüm. Der Hirt muss jetzt durchgreifen und es mit starker Hand führen. Ansonsten zieht es sich immer wieder in den Wald zurück.

Mit unserem Geist ist es genauso: er braucht jetzt eine starke Hand und wir müssen seine alten Gewohnheiten durchschauen und überwinden.

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5.Bild

Der Wasserbüffel wird gezähmt

Beim Zähmen ist es, wie in der Kindererziehung, sind wir zu lasch, dann macht das Kind (Geist ) was es will (antiautoritäre Erziehung).  Brauchen wir Gewalt, so entfachen wir nur Widerstand und nur der mittlere Weg führt zum Erfolg. Dies ist das Geheimnis, auf den Hirten bezogen heisst das, ein mit Sanftheit und Liebe erzogener Wasserbüffel wird dem Hirten auch ohne Seil und Stock folgen.

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6. Bild

Auf dem Wasserbüffel nach Hause reiten

Auf dem Bild reitet der  Hirte auf seinem Wasserbüffel nach hause, ein Bild des Friedens und Einheit.  Der Wasserbüffel ist friedlich und zahm und der Hirte braucht keine Zügel und keine Peitsche mehr. Es ist eine echte Beziehung geworden zwischen Hirt und Tier, beide können sie auf einander Vertrauen.

Wenn wir das auf unsere Beziehung mit unserem Geist übertragen, so hören wir jetzt wieder die Stimme unseres Herzen. Auch wir haben das Kämpfen aufgegeben und wir sind den täglichen Geschehnissen gegenüber gelassener geworden. Gedanken, Emotionen kommen und gehen ohne uns wirklich zu belästigen, wir sind eins geworden mit unserem Geist

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7. Bild

Das vergessen des Wasserbüffel

Nachdem der Hirte den Wasserbüffel gezähmt hat und die Einheit gefunden wurde, kann er auch ohne ihn sein, er weiss um die Verbundenheit und dass er immer wieder zurückkommt. Der Hirt hat sich verändert, er lässt es geschehen, was immer kommt, es ist so in Ordnung. Der Hirte  weiss jetzt das der Wasserbüffel eigentlich sein innerstes Wesen ist und er in Wirklichkeit nie von ihm getrennt war oder je getrennt sein wird.

Auf unseren Geist bezogen, wissen wir jetzt um unsere Einheit mit unserem Geist (Buddha-Natur). Wir können die Welt so lassen wie sie ist, der Drang immer alles zu verändern wollen, oder Einfluss zu nehmen müsse, ist vorbei. Alle unsere Kämpfe aus der Vergangenheit sind wie aufgelöst und vergessen. Auch wenn einmal ein falscher Gedanke oder auch eine Emotion hochkommt wissen wir: das geht gleich wieder vorbei und hat keinen Einfluss mehr auf uns. Wir kennen jetzt unseren Weg  und haben Vertrauen in das Dharma, alle unsere Zweifel sind verflogen.

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8.Bild

Ein leerer Kreis

Hier endet der Weg und alles Suchen hat ein Ende, alle Sorgen und Ängste haben sich aufgelöst, selbstvergessen sitzt der Hirte da, eins mit sich selbst und der Welt. Da ist kein Gegenüber mehr da, kein Ich und Du, alles ist Eins im Wortlosen. Der Kreis hat sich geschlossen. Der geschlossene und leere Kreis ist auch das Symbol der Erleuchtung im Zen.

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9.Bild

Rückkehr zum Ursprung

Im ersten Bild war dem Hirten alles zu viel, das Leben  war schwer und hart und darum machte er sich auf die Suche. Jetzt hat er sich selber gefunden, er kehrt zurück ins Leben, mit einer anderen Sicht.  Das Leben ist immer noch genau das gleiche, nichts hat sich geändert da draussen, ausser seine Sicht der Dinge. Er nimmt alles wie es kommt und lebt im jetzigen Augenblick. Er sitzt einfach da und sieht die Welt, alles geschieht um ihn wie von selbst und er lässt es geschehen. Da ist kein müssen oder wollen und alles Handeln geschieht aus dem nicht Handeln heraus und das erstaunliche daran ist: es war im Grunde schon immer so.

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10. Bild

Mit helfender Hand

Auf dem Bild begegnet er dem Buddha Maitreya, dem kommenden Buddha (auch der lachende Buddha oder Glücksbuddha). Da er seine eigene Buddhanatur gefunden hat, sieht er überall und in allen Wesen den Buddha Maitreya, den Buddha der Zukunft. Er hat seine eigenen Schwächen und Stärken kennengelernt und sieht das Potential des Erwachens auch in allen andern. Da ist nichts Bedrohliches mehr da draussen. Er selbst wurde zu einem bescheidenen und grosszügigen Menschen, der alles Asketische abgelegt hat. Er braucht nicht viel zum Leben, weiss aber das Leben hier und jetzt durchaus zu geniessen. Er kennt jetzt seinen  Weg, er folgt nicht anderen, die anderen folgen ihm. Sich selber hat er vollkommen vergessen, sein Bestreben ist, anderen Freude zu bereiten. Sein Mitgefühl für die Welt und seine Menschen, ist unbegrenzt. Sein Weg geht jenseits der Werte von  Normalem und  Unkonventionellen,  jenseits von Höhen und Tiefen. Sein Leben wurde zum stetigen, kraftvollen Strom und alle die es ihm nachtun werden zu Buddhas.

26.9.2010  Text von zentao( autorisiert von  Marcel Geisser vom Haus Tao)

Bilder von International Zen Tempel

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