Einatmen – Ausatmen – bringt uns immer wieder zur klaren Bewusstheit jenseits der Beschränktheit des dualistischen Geistes zurück, bringt uns zu unserer Mitte zurück, vertieft Verstehen und Weisheit und weitet Mitgefühl. Atem und unsere Verbindung zu Allem – Mitgefühl.
Die Luft, die Sie gerade einatmen, ist die Luft, die Ihre Zimmerpflanze, oder der Mensch der in der U-Bahn neben Ihnen sitzt, eben ausgeatmet hat. Wir tauschen den Atem mit allen lebenden Wesen aus. Wir können uns, wenn wir uns dessen bewusst sind nicht vom Rest der Welt abgrenzen.
Wo fängt Ihr Atem an und wo hört der Atem Ihres Nachbarn auf? Es ist ein Atem, ein Leben. Die Vernetztheit und gegenseitige Bedingtheit aller Phänomene und aller Wesen wird hier so deutlich, so klar, so praktisch. Den Atem beobachtend stellt man fest: Es gibt keine Trennung zwischen Außen und Innen, sondern ein Zusammenspiel, eine Harmonie.
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Atem
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Meditieren heisst,
dem unruhigen Geist
Heimat zu geben im eigenen Atem.
Meist verstehen wir Heimat als einen äusseren Ort. Oder wir suchen so etwas wie Heimat bei äusseren Dingen. Auch Worte – oft sind es Gedichte – können uns Heimat sein. Und natürlich gibt es für uns auch Menschen, die uns Heimat sind. Über dieser Sehnsucht und Suche nach Heimat vergesssen wir ganz, dass wir auch uns selbst Heimat sein dürfen. Mit niemandem verbringen wir so viel Zeit wie mit uns selbst! Unser Leib ist darum unsere erste Heimat. Erlaube dir also, dich ganz zu beheimaten in deinem Leib. Setze dich in dich selbst hinein und der Ruhe in dir aus …
Und nun wende dich deinem Atem zu. Ist dein Leib sozusagen dein Heimatland, so ist der Atem dein Heimatort, noch stärker, der Ort, an dem du je neu geboren wirst … Du brauchst nicht auf eine bestimmte Art und Weise zu atmen. Vertraue deinem Atem, dass er weiss, wie er jetzt atmen muss … folge ihm einfach … besser, sei eins mit ihm … und, wenn immer dein Geist sich von ihm entfernt, bringe ihn sanft, aber bestimmt zurück zu deinem Atem … er ist immer da und wird dich stets von Neuem empfangen … er ist deine Heimat, aus der du nie verstossen wirst, in die du immer wieder heimkehren kannst … nie wird er dir einen Vorwurf machen, wieso du schon wieder abgeschweift bist!
Solange du lebst,
ist dir dein Atem bergende Heimat …
gerade auch jetzt …
darum kehre ein bei ihm …
sei Atem …
sei …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Das Einatmen, das wir so oft als ein Ringen, ein regelrechtes Schnappen nach Luft empfinden, ist eigentlich ein Geschenk an uns ist. „Mit jedem Atemzug empfange ich mich neu“, sagt Romano Guardini wunderschön. Mit jedem Atemzug wird mir Leben anvertraut. Was mache ich damit? Will ich es ängstlich behalten? Dann werde ich ersticken. Im Ausatmen ist mir die Möglichkeit gegeben, auf dieses Geschenk zu antworten. Ausatmend sprechen und singen wir. Ausatmend verschenken wir uns zurück an die Welt. Würde ich nun aber nur noch ausatmen wollen, wäre ich bald erschöpft. Darum darf ich nach dem Ausatmen einen neuen Atemzug empfangen. Erlaube dir jetzt, in diesem Bewusstsein zu atmen: Einatmend empfange dich ganz neu… ausatmend gib dich ganz hin und verschenke dich… !
In einer ersten Übung wollen wir den Atem beobachten. Versuche nicht, den Atem zu verändern oder zu beeinflussen – es stellt nur das Objekt für deine Aufmerksamkeit dar. Die Art der „Aufmerksamkeit“ ist wichtig. Ich benutz das Wort Aufmerksamkeit absichtlich anstelle von Konzentration, denn es geht hier nicht um Konzentration. Diese Begriff beinhaltet etwas Striktes und Ausschliessliches. Wenn man sich auf etwas konzentriert, dann lenkt man seinen Geist bewusst einzig und allein auf eine Sache und vernachlässigt alles andere, was rundherum vielleicht vor sich geht. Diese Vorgehensweise ist nach einiger Zeit ermüdend und kann ohne beträchtliche Übung nicht aufrecht erhalten werden. Aufmerksamkeit dagegen ist leichter und offener. Wenn man auf etwas achtet, dann hegt man ein gewisses Interesse dafür.. Aber man strengt sich nicht an wenn man nur an diese eine Sache denkt. Wie eine Katze, die ein Mausloch beobachtet: Die Katze ist voller Aufmerksamkeit und trotzdem übersieht sie nichts, was um sie herum vorgeht. Jemand geht vorbei und sie reagiert darauf mit einem Seitenblick oder einem zuckenden Ohr. Darum geht es bei der reinen Achtsamkeit: achte einfach auf alles was geschieht, ohne irgendeinen Eingriff. Wenn also dein Geist vom Atem abweicht so nimm das zur Kenntnis und kehre wieder zum Atem zurück. Wenn dein Knie schmerzt nimm das zur Kenntnis und kehre zum Atem zurück. Dramatisiere nichts, bewerte nichts – der Zustand der reinen Achtsamkeit kann von jedem Punkt wieder erreicht werden. Meditation heisst, sich im Moment des Geschehens des Geschehens bewusst zu sein, egal worum es sich handelt.
Gekürzt aus Rob Nairn, Mit dem Drachen fliegen, 1998 S. 78 – 81
Um wirklich im gegenwärtigen Moment zu leben, müssen wir Achtsamkeit entwickeln für das, was in uns und um uns geschieht. Wir beginnen damit, unseren Atem bewusst wahrzunehmen, indem wir ihm aufmerksam folgen. Wir atmen ein und atmen aus und wissen, dass wir einatmen und ausatmen. Thich Nhat Hanh
Ein Atemzug genügt. Und schon haben Sie Milliarden von Atomen aus dem Universum aufgenommen. Uralte Bausteine diese Welt, die sich bis in die hintersten Winkel Ihres Körpers verteilen und dafür sorgen, dass Sie leben können. Beim Ausatmen geben Sie ebenso viele Atome wieder ab. Diese werden von den Winden über die ganze Erde verbreitet.
Dieser Austausch kennt keine Grenzen, weder geografische noch zeitliche. Die Luft, die Sie einatmen, enthält Atome von Männern und Frauen aus allen Zeiten und Zonen. Vom ersten Menschen in der afrikanischen Steppe genauso wie vom Rüpel nebenan, den Sie irrtümlicherweise für den letzten Menschen halten. Die Luft verbindet sämtliche Lebewesen, lässt niemanden aus und gehört allen. Niemand kann sie für sich behalten, alle müssen sie weitergeben. Mit jedem Atemzug wandern auch Atome durch Ihren Körper, die einst Abraham, Buddha, Jesus und Mozart gehört haben. Eine aufregende Vorstellung! Atmen Sie noch? Oder verschlägt Ihnen diese Tatsache buchstäblich den Atem? Atemberaubend ist dieses luftige Netzt jedenfalls schon. Seine Dimensionen sind nicht zu fassen. Zudem reicht es Jahrmilliarden weit zurück in die Vergangenheit. Seine Moleküle und Atome wurden einst von explodierenden Sternen ins All geschleudert.
Der Atem bildet die Brücke zwischen innerer und äusserer Welt. Das Verb atmen ist sprachgeschichtlich verwandt mit dem Sanskrit-Wort Atman, was übersetzt Seele und Hauch bedeutet. Atman bezeichnet in der indischen Philosophie den unsterblichen Wesenskern eines Menschen, der identisch ist mit Brahman, dem Absoluten. Jeder Atemzug verbindet uns mit diesem Kern – in uns, aber auch in allen anderen Lebewesen.
Atmen ist praktizierte Spiritualität. Der Philosoph Romano Guardini sagte: „Der Atem ist jener Rhythmus, worin der Mensch mit der Weite des Raumes, mit dem Meer der Luft, mit dem umgebenden Ganzen im Zusammenhang steht“.
Indem wir unserem Atem folgen und die Achtsamkeit auf die Atmung mit unseren alltäglichen Aktivitäten verbinden, kann der Strom störender Gedanken allmählich zur Ruhe kommen und wir können das Licht des Erwachens entzünden. Jedes Ausatmens und jedes Einatmens gewahr zu sein, ist etwas wunderbares, und jeder kann dies üben. Thich Nhat Hanh
Wenn wir dem Atem zuschauen, ohne ihn irgendwie zu beeinflussen, dann spüren wir: Nicht ich atme – es atmet mich.
Ein und aus, ein und aus. Rund zwanzigtausend Atemzüge sind es pro Tag. Zwanzigtausend Gelegenheiten, zur Ruhe zu kommen und sich mit den anderen Menschen, den Tieren und den Pflanzen, der Erde und dem Kosmos zu verbinden.
Manchmal liegt das Wesentliche direkt vor beziehungsweise unter unserer Nase.
Lorenz Marti
Die Erde schätzen und achten lernen
Angenommen, zwei Astronauten fliegen zum Mond, bei der Landung passiert ein Unglück, und danach müssen sie feststellen, dass ihr Sauerstoffvorrat allenfalls noch für zwei Tage reichen wird.
Es besteht nicht die geringste Hoffnung, dass von der Erde rechtzeitig ein Rettungsraumschiff zu ihnen gelangen könnte. Allerhöchstens zwei Tage haben sie noch zu leben.
Würden Sie die beiden Astronauten in diesem Moment fragen: „ Was ist euer sehnlichster Wunsch?“, so würde ihre Antwort lauten: „Wieder daheim zu sein und über den wunderschönen Planeten Erde gehen zu dürfen.“
Das würde ihnen genügen, etwas anderes würden sie sich nicht wünschen. Sie hätten nicht den Wunsch, Chef einer grossen Firma, eine besonders prominente Person des öffentlichen Lebens oder Präsident der USA zu sein. Ihr einziger Wunsch wäre es, sich wieder auf der Erde zu befinden – über die Erde zu schreiten, dabei jeden Schritt zu geniessen, den Geräuschen der Natur zu lauschen und Hand in Hand mit ihren Lieben den Mond zu betrachten.
Wir sollten jeden Tag so leben wie jemand, der gerade vom Mond gerettet werden konnte. Wir stehen jetzt auf der Erde und sollten unsere Freude daran haben, über diesen kostbaren wundervollen Planeten gehen zu dürfen.
Zen-Meister Lin Chi hat gesagt: „Nicht auf dem Wasser, auf der Erde zu gehen ist das Wunder.“
erzählt von Thich Nath Hanh in seinem Buch Kein Werden, kein Vergehen. Buddhistische Weisheit für ein Leben ohne Angst. O.W. Barth Verlag