Zen ist vollkommen frei und duldet keine Anlehnung an irgendetwas, was es auch sei
nicht einmal an den Buddha. Und so sagt Zen-Meister Lin-chi:
„Wenn du dem Buddha begegnest, dann töte ihn!“
Mit anderen Worten: Lass nichts – und sei es noch so heilig und voller philosophischer Weisheit – zwischen dich und die direkte unmittelbare Erfahrung deines wahren Wesens treten. Zen ist der Weg, der zum „direkten und augenblicklichen Erfassen“ der Wirklichkeit, so wie sie ist, führt.
Alle Wahrheit kommt im Zen von innen, und es hat nichts zu tun mit irgendeinem festgelegten religiösen Dogma, welcher Art es auch immer sein mag. Wesentlich im Zen ist immer die durch die Praxis des Zen herbeigeführte Entwicklung zum intuitiven Begreifen, anstelle intellektuellen Studiums. Zen öffnet das Auge des Menschen für das grosse Mysterium seiner universellen Wesensnatur. Zen ist ein Leben ohne Fesseln, ein Leben in Freiheit und die Freiheit selbst.
Zen-Patriarch Bodhidharma sagte:
„Die Menschen dieser Welt suchen Buddha in weiter Ferne. Sie wissen nicht, dass Buddha das Wesen ihres eigenen Geistes ist.“
Zen-Meister Lin-Chi sagte:
„Wonach sucht ihr so erbittert? Wozu wollt ihr einen zweiten Kopf auf euren eigenen setzen, ihr blinden Schwachköpfe? Was fehlt euch denn? Derjenige, der mit dem Tao im Einklang ist, unterscheidet sich nicht von den Buddhas und Patriarchen. Aber ihr vertraut nicht auf euer Inneres, und so wendet ihr euch auf eurer Suche nach aussen. Die höchste Wahrheit ist nichts, was man im Äusseren finden könnte. Hängt nicht an der Vergangenheit und hängt auch nicht an der Zukunft…“
Wir Menschen sind in unseren tiefsten Wesen Buddha. Das heisst, wir sind nichts anderes als der Eine Geist. Die meisten sind der Ansicht, der Geist sei nichts anderes als eine Folgeerscheinung der Gehirntätigkeit innerhalb der knöchernen Schale ihres Schädels. Sie sind fest davon überzeugt, dass unser Gehirn mittels komplexer neurologischer Vorgänge den Geist produziert. In Wahrheit verhält es sich umgekehrt. Das Gehirn ist nichts weiter als eine materielle Verdichtung geistiger Energie, und der Geist ist demzufolge nicht die Folgeerscheinung, sondern die „Ursache“ alles Seienden und somit auch der Gehirntätigkeit.
Zen-Meister Yang-shan sagte:
„Wollt ihr den Geist erkennen, so dringt in den Ursprung der Dinge ein. Wenn sich alle Vorstellungen, heilige und weltliche, erschöpft haben, so zeigt sich das Wirkliche, wahr und ewig, in der Nicht-Unterschiedenheit von Einheit und Vielheit…“
Zen-Meister Huang-po sagte:
„Unser ursprüngliches Buddha-Wesen ist leer, allgegenwärtig, still und rein. Es ist herrliche und geheimnisvoll friedvolle Freude – nichts anderes…“
Zensho W.Kopp