Nachdem Buddha volle neunundvierzig Jahre gelehrt und gepredigt hatte, meinte er, er habe noch kein einziges wahres Wort gesprochen.
Kein Sterblicher kann sich absolut sicher sein, ob er die Wahrheit kennt. Das Grundproblem ist, dass wir über keine Möglichkeit verfügen, aus unserem eigenen System (unserem eigenen Geist) aus zu steigen und von aussen her zu sehen, was nun eigentlich wirklich vor sich geht. Die Naturgesetze sind alles relative Wahrheiten; sie sind relativ zu unserem Wahrnehmungssystem, relativ zu unserem derzeitigen wissenschaftlichen Verständnis und relativ zu unserem subjektiven Geist.
Zenlehrer Seung Sung sagt:
„Ein Ich-weiss-nichts-Geist durchtrennt das Denken.
Er ist vor dem Denken. Vor dem Denken gibt es keinen Gott,
keinen Buddha, kein „Ich“, keine Worte
überhaupt nichts. Dann werden du und das Universum eins.“
Kenneth S. Leong
Wahrheit
Die wahre Frucht des spirituellen Lebens ist nicht, dass wir uns besser fühlen, oder mehr Klarheit erfahren. Diese Dinge gehören sicher dazu, aber die wirkliche Heilung auf unserem spirituellem Weg ist die Transformation aus dem selbstbezogenenem Leben des Ich – als ein Ich.
Wenn wir die Wahrheit dessen, wer wir wirklich sind, erkennen – dass das Wesen unseres Seins – Verbundensein aus Liebe ist, lernen wir mehr und mehr aus dem Zen – Herzen zu leben.
Aus der Seinsgüte zu leben wird nach und nach zur natürlichen Antwort auf das Leben, selbst inmitten unseres all zu menschlichen Schmerzes…
Die Leichtigkeit des Lebens aus dem erwachten Herzen ermöglicht es, dass wir zunehmend aus Freude und Dankbarkeit Leben
Ezra Bayda Zen Herz
Achte gut auf diesen Tag
denn er ist das Leben.
Das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins.
Die Wonne des Wachsens,
die Grösse der Tat
und die Herrlichkeit der Kraft.
Den das Gestern ist nichts als ein Traum,
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch – recht gelebt
macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück
und jeden Morgen zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte auf diesen Tag
aus dem Sanskrit
Wasser erstarrt zu Eis,
Eis schmilzt zu Wasser.
Was geboren ist, stirbt wieder
was gestorben ist, lebt wieder.
Wasser und Eis sind letztlich eins.
Leben und Tod, beides ist gut so.
Das Leben ist so
Der Tod ist so
Vers oder nicht Vers,
wozu so viel Aufhebens?
Quelle: www.buddhistische-weisheiten.com
Wer einen Geschmack von der Wahrheit hat und sich ganz darauf ausrichtet, der kann sich nicht sorgen.
Genau das unterscheidet Menschen des Wegs von Menschen, die diesen Weg nicht für sich wählen.
Es ist die große Unterscheidung, die im Herzen und im Leben geschieht.
Religiosität ist keine Frage der Zugehörigkeit zu irgendeiner Organisation, keine Frage von irgendeinem Ritus, keine Frage von Struktur, sondern eine viel, viel tiefere, essenziellere Frage.
Eine Sangha versammelt Menschen, die diese grundlegende Ausrichtung haben – oder entwickeln können.
Auch das ist ja nicht plötzlich zu hundert Prozent da.
Sangha, das kann die Schönheit sein, die darin liegt, sich nicht allein zu wissen auf diesem weglosen Weg, der einen plötzlich von all dem wegzuführen scheint, was Eltern und Schule gepredigt haben.
Die Schönheit auch, die in der sich vervielfachenden Kraft liegt, die Menschen plötzlich freisetzen, wenn sie sich auf die Suche machen und erste Goldkörnchen finden.
Die Schönheit, die im Austausch mit Gleichgesinnten liegt, im gemeinsamen Praktizieren, im gemeinsamen Wachsen.
Die Schönheit auch, wenn du erkennst, dass dir der andere, ob du ihn nun magst oder nicht, immer genau das spiegelt, was du erkennen solltest für dein Wachsen.
Pyar Troll-Rauch
(*1960) in: Satsang: Die spirituelle Suche nach Wahrheit und Erkenntnis. Kreuzlingen/München 2006, S. 87-88
Anschliessend an die Geschichte vom Zen-Meister Hakuin, dem ein Kind „untergeschoben“ wird geht Margrit Irgang auf die Aussage: “ der ein wahrhaft reines Leben führt“ ein.
Das Zen spricht von unserem ursprünglichen Geist als einen klaren Spiegel. Wenn der Spiegel keinen Staub angesetzt hat, spiegelt er das, was ist, genau so wie es ist. Staub verzerrt die Spiegelung, und „Staub“ sind unsere Gedanken, Vorstellungen, Wünsche und Abneigungen.
Ein reines Leben ist ein Leben als klarer Spiegel.
Ein Wahrnehmen dessen, was ist – genau so wie es ist, ohne es nach unseren Vorstellungen umzubiegen. Ein reines Leben ist ein Leben, in dem es kein „Ich“ als Bezugspunkt gibt.
Hakuin sah, dass ihm da keine Zumutung überreicht wurde, sondern ein Baby – Dann wurde es ihm weggenommen. Ich nehme an das der alte Zen-Meister traurig war. Das wird für ihn kein Problem gewesen sein. Traurigkeit ist da, Schmerz ist da, Einsamkeit ist da. Sie gehören zum menschlichen Leben, sie geben ihm Farbe, ob wir sie mögen oder nicht. Darunter zu leiden ist aber unnötig. Leiden entsteht in unserem Geist, durch unser Nicht-akzeptieren dessen was ist. Leiden ist Staub auf dem Spiegel.
Als die Mönche durch die falschen Anschuldigungen ( sie hätten eine junge Frau ermordet und sie im Klostergelände vergraben ) verwirrt und aus der Fassung gebracht waren, schickte sie Buddha auf den gewohnten Almosengang. Wir tun einfach das was zu tun ist, und lassen uns nicht von unerwarteten Ereignissen aus der Bahn werfen. Auf die Frage was Zen sei, pflegten die alten Zen-Meister ihren Schüler zu sagen, „Geh weiter!“ Der Schüler wurde damit keineswegs abgeschmettert, im Gegenteil; er wurde in die Praxis hinein-gestossen. Was sonst sollen wir tun, als weiterzugehen? Alles verändert sich unaufhörlich, wir können nicht zurück, wir können nicht einmal unbeweglich verharren, „Geh weiter!“ ist die tiefe Weisheit des Zen, und sie ist ein Zauberwort für die Praxis der Achtsamkeit. Wir werden tausend Mal aus der Achtsamkeit fallen, werden Namen und Daten vergessen, falsche Entscheidungen fällen, anderen Menschen nicht gerecht werden. Sollen wir uns die Haare raufen über unsere anscheinend unausrottbaren Unachtsamkeit? Sollen wir die Hände in den Schoss legen und aufhören zu praktizieren, weil ja doch alles keinen Zweck hat? Nein wir gehen einfach weitet, Schritt für Schritt.
Diese Metapher dürfen wir wörtlich nehmen; Ich weiss kein besseres Heilmittel gegen die Aufgwühltheit des Geistes als eine Gehmeditation.
Wenn mir wieder einmal jemand ein Baby untergejubelt hat, ziehe ich meine bequemen Schuhe an und gehe am Flussufer hinter meinem Haus entlang. Ich setze den linken Fuss auf das Gras und atme ein und setze den rechten und atme aus. Der Fuss rollt von der Ferse bis zu den Zehen ab, ich spüre die Kiesel zwischen den Grasbüscheln und den Wind auf meiner Haut. Ich sehe den Silberreiher im Schilf stehen und höre den Schrei des Eichelhähers.
Links – rechts – einatmen – ausatmen
So verbinde ich mich wieder mit dem Augenblick, mit seiner Schönheit, Wahrheit und Kraft.
Ich nähre die Samen der Gelassenheit in mir, und wenn ich nach Hause komme, kann es sein das ich mir die falsche Anschuldigung (Geschichte von Hakuin ) durch den Kopf gehen lasse und murmle “ ach tatsächlich?
aus Margrit Irgang – dieser Augenblick – Theseus
„Siehst du Rahula, diesen kleinen Rest an Wasser da in der Schale?“
„Ja, Herr.“
„Ebenso gering ist der Wert der Asketen, die sich vor einer bewussten Lüge nicht scheuen.“
Diesen kleinen Rest goss der Erhabene aus der Schale aus und sprach:
„Hast du gesehen, Rahula, wie dieser kleine Rest ausgegossen wurde?“
„Ja, Herr.“
„Ebenso ausgegossen ist das Asketenleben derer, die sich vor einer bewussten Lüge nicht scheuen.“
Dann kehrte der Erhabene die Schale um und sprach:
„Hast du gesehen, Rahula, wie diese Schale umgekehrt wurde?“
„Ja, Herr.“
Ebenso umgekehrt ist das Asketenleben derer, die sich vor einer bewussten Lüge nicht scheuen.“
Dann zeigte der Erhabene das Innere der Schale und sprach:
„Siehst du, Rahula, wie diese Schale hohl und leer ist?“
„Ja, Herr.“
„Ebenso hohl und leer ist das Asketenleben derer, die sich vor einer bewussten Lüge nicht scheuen. Es ist wie mit einem Königselefanten, der für den Kampf abgerichtet ist. Wenn er mit all seinen Körperteilen seine Kampfaufgabe erfüllt, aber den Rüssel zurückhält, dann weiss der Elefantenlenker: ‚Der Elefant hängt noch am Leben.’
Wenn er aber auch den Rüssel einsetzt, dann weiss der Lenker: ‚Nun ist er bereit, sein Leben preiszugeben.’ Rahula, wer sich vor einer bewussten Lüge nicht scheut, ist nun bereit, jede böse Tat zu begehen. Darum merke dir das: ‚Nicht einmal im Scherz will ich falsch reden.’
„Nun, was meinst du Rahula, Wozu dient ein Spiegel?“
„Um sich zu betrachten, Herr.“
„Ebenso soll man sich betrachten und betrachten, bevor man Werke verrichtet, bevor man Worte spricht, bevor man Gedanken hegt.
Ob du, Rahula, ein Werk verrichten, ein Wort sprechen oder einen Gedanken hegen willst, du sollst es genau betrachten: ‚Wird wohl dieses Werk, dieses Wort, dieser Gedanke eine Last sein für mich, für den anderen, für mich und für die anderen? Dann ist es ein unheilsames Werk, ein unheilsames Wort, ein umheilsamer Gedanke; das wird Leiden hervorrufen, das wird Leiden verursachen.’ Dann musst du, Rahula, dieses Werk, dieses Wort oder diesen Gedanken meiden. Wenn du aber feststellst: ‚Es belastet mich nicht, und auch die anderen nicht^, dann magst du es tun.
Auch während du ein Werk verrichtest, ein Wort sprichst, einen Gedanken hegst, sollst du dich fragen: ‚Ist es eine Belastung für mich, oder für die anderen? Bringt es Leiden, verursacht es Leiden?’ Dann sollst du es meiden. Sonst magst du es weiter tun.“
Quellw: Mittlere Sammlung VII, 1 (BC, 144f.)
Gautama Buddha Worte lebendiger Stille Herder
Rede zu seinem Sohn Rahula
Höre Shariputra, Form ist Leere, Leere ist Form. Form ist nichts anderes als Leerheit, Leerheit ist nichts anderes als Form. Genauso sind Empfindungen, Wahrnehmungen, geistige Formkräfte und Bewusstsein leer von einem abgetrennten Selbst.
„Leere“ wird im Buddhismus nicht als nichts im Gegensatz zu etwas verstanden, sondern als der Urzustand aller Erscheinungsformen. Alle geformten Dinge haben ihren Ursprung im Nicht-Sein. Das heisst, bevor etwas in seiner Form – in seinem spezifischen Sosein – in Erscheinung tritt, existiert es im wahrsten Sinne des Wortes nicht.
Betrachten wir z.B. diverse Formen des Wassers. Wasser zeigt sich bei gewissen Wetterverhältnissen in der Form von Tautropfen. Wird die Luft wärmer, werden die Tautropfen zu unsichtbarem Wasserdampf. Dieser konzentriert sich unter bestimmten Bedingungen zu sichtbaren Wolkenformen. Die Wolken wiederum können in Regentropfen verwandelt werden. Manchmal wird daraus allerdings Schnee oder Eis. Weder die Wolken noch die Regentropfen noch die Tautropfen noch Schnee und Eis existieren unabhängig von ihrer Umgebung oder für immer. Sie alle sind manchmal existent und manchmal nicht. Ihr Da-Sein und ihr Nicht-Sein gehörten zusammen.
Die Begriffe „Leere“ und „Leerheit“ führen leicht zu Missverständnissen. Leere ist nicht als Gegensatz zu Fülle zu verstehen. Leere und Fülle schliessen sich gegenseitig nicht aus, im Gegenteil, sie bedingen sich gegenseitig. So wie der Himmel und die Wolken untrennbar miteinander verbunden sind, so sind die Daseinsformen untrennbar mit dem Nichtsein verbunden. Alle Formen manifestieren die Leere; und die Leere kann sich nur durch die Formen manifestieren. Das eine existiert nicht ohne das andere.
Alle Formen entstehen bedingt und relativ zur Leere. Sobald sich die Bedingungen verändern, verändern sich die Formen. Dies wird deutlich in der Chemie: Es gibt Moleküle, die aus denselben Elementen bestehen, doch je nach Kombination unterschiedliche Stoffe erzeugen, wie z.B. CO und CO2. Die Leere hingegen verändert sich nicht. Sie bildet die Dynamik des Werdens und Vergehens, die das Universum charakterisiert. Diese dynamische Schöpfungskraft, die der Leere innewohnt, wird manchmal mit der göttlichen Schöpfungskraft gleichgesetzt. Sie ist der absolute Aspekt der Existenz, und die Formen sind der relative Aspekt derselben Existenz.
In der gedanklichen Unterscheidung zwischen Form und Leere hängt man immer noch am Konzept der Zweiheit und täuscht sich leicht darüber hinweg, dass Leere und Form in Wirklichkeit eins sind. Form und Leere können nicht getrennt werden. Das eine existiert nicht ohne das andere.
Wenn man selbst zum Schluss kommt: Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Vorstellungen und Bewusstsein sind ebenfalls leer, hat man etwas Einsicht in das Wesen der Welt erlangt und lässt sich hoffentlich weniger vom Schein der Dinge täuschen. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung der Befreiung, von der das Herzsutra spricht.
Agetsu Wydler Haduch
Unser gegenwärtiges Leben ist Lärm und Missklang. Yoga und Zen sind, über verschiedene Methoden, Wege der Rückkehr zur Stille. Die Stille ist unser tiefstes Wesen. Das ewige Bewusstsein ist still, es besteht vor unserer Geburt und dauert fort nach unserem Tode. In Stille sein heisst: zum Ursprung des Wesens des Menschen zurückkehren. Die Stille wieder zu entdecken heisst: aus der Stille heraus sprechen. Die Sprache wird tief, die Worte wahrhaftig.
Als er nach China kam, traf Bodhidharma den Kaiser. Dieser sprach zu ihm:“ Ich habe eine grosse Anzahl von Tempeln bauen lassen, ich habe viele Mönche bestätigt, ich habe viele Sutras übersetzen lassen. So habe ich doch sicher viele Verdienste erworben?“
Bodhidharma antwortete: „Kein einziges Verdienst.“
Der Kaiser gab zurück: “Was also ist die Essenz des Buddhismus?“
„Nichts.“
„Und wer wagt es, sich mir gegenüber so zu verhalten?“ „Ich weiss es nicht“, war die Antwort.
Der Kaiser blieb mit offenem Mund zurück.
Die Weisen haben nie viel geredet.
Aus der Stille erhebt sich der unsterbliche Geist.
Aus: Taisen Deshimaru-Roshi: Za-Zen – Die Praxis des Zen
Wenn Du den Kontakt mit deiner inneren Stille verlierst, so verlierst Du den Kontakt mit dir selbst. Wenn Du den Kontakt mit dir selbst verlierst, verlierst du dich selbst in der Welt. Dein innerstes Verständnis von dir selbst, was du bist, ist untrennbar von Stille. Dies ist das „Ich bin“ , das tiefer ist als Name und Form.
***
Stille ist Deine wahre Natur. Was ist Stille? Der innere Raum von Bewusstsein, in dem diese Worte wahrgenommen und zu Gedanken werden. Ohne dieses Bewusstsein würde es Wahrnehmung, keine Gedanken, keine Welt geben. Du bist dieses Bewusstsein in Gestalt deiner Person.
***
Das äußere Geräusch entspricht dem inneren Geräusch des Denkens. Die äussere Stille entspricht der inneren Stille. Wann immer Stille um dich herum ist, höre sie. Das bedeutet, Du bemerkst sie. Richte deine Aufmerksamkeit auf diese Stille. Die Wahrnehmung der Stille lässt die Stille in dir erwachen, weil du nur durch Stille Schweigen wahrnehmen kannst. In dem Augenblick, wenn Du die Stille um dich bemerkst, hörst du auf zu denken. Du nimmst wahr, aber du denkst nicht.
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Wenn Du der Stille gewahr wirst, dann ist da sofort ein Zustand von stiller Wachsamkeit. Du bist präsent. Du bist aus einer kollektiven menschlichen Konditionierung von Tausenden von Jahren ausgestiegen.
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Schaue einen Baum, eine Blume, eine Pflanze. Richte deine ganze Aufmerksamkeit darauf. Wie still sind sie, wie tief verwurzelt mit dem Sein. Erlaube der Natur, die Stille zu lehren.
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Wenn du einen Baum anschaust und seine Stille wahrnimmst, wirst du selbst still. Du verbindest dich mit ihm auf einer sehr tiefen Ebene. Du fühlst diese Einheit mit was immer du in und durch Stille wahrnimmst. Diese Einheit deines Selbst mit allen Dingen zu spüren, das ist wahre Liebe.
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Geräuschlosigkeit ist hilfreich, aber du brauchst sie nicht, um zur Stille zu finden. Sogar wenn da Geräusche sind, kannst du die Stille wahrnehmen, die hinter diesem Geräusch ist., der Raum, von dem diese Geräusche kommen. Das ist der innere Raum von reiner Wahrnehmung, dem Bewusstsein selbst. Du kannst dieses Bewusstsein wahrnehmen als der Hintergrund für alle deine Sinneswahrnehmungen, deiner Gedanken. Sich seines Bewusstseins gewahr zu werden, bedeutet das Entstehen innerer Stille.
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Richte deine Aufmerksamkeit auf die Räume dazwischen – der Raum zwischen zwei Gedanken, das kurze Schweigen zwischen zwei Worten bei einer Unterhaltung, zwischen den Noten eines Piano oder einer Flöte, oder der Zeitraum zwischen dem Ein- und Ausatmen. Wenn du deine Aufmerksamkeit auf diese Zwischenräume richtest, dann wird Gewahrsein von etwas einfach Gewahrsein. Die formlose Dimension von reinem Bewusstsein kommt aus deinem Innern und ersetzt die Identifikation mit Form.
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Wirkliche Intelligenz arbeitet schweigend. Stille ist wo Kreativität ihre Quelle hat, Lösungen zu Problemen gefunden werden.
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Ist Stille nur die Abwesenheit von Geräusch und Inhalt? Nein, sie ist Intelligenz selbst. Ihr liegt das Bewusstsein zugrunde, aus dem jede Form geboren wird. Und wie kann das von dir getrennt sein? Die Form, von der du denkst, dass du sie bist, kommt aus diesem und wird davon getragen. Es ist die Essenz aller Galaxien und Grashalmen, von allen Blumen, Bäumen, Vögel und all den anderen Formen.
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Stille ist das einzige in dieser Welt, das keine Form hat. Aber dann ist sie auch nicht wirklich ein Ding und ist somit nicht von dieser Welt.
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Wenn du einen Baum oder ein menschliches Wesen in Stille anschaust, wer schaut dann wirklich? Da ist etwas, das tiefer ist als eine Person. Bewusstsein schaut auf diese Schöpfung. In der Bibel steht, dass Gott die Welt erschuf und sah, dass sie gut war. Das ist es was du siehst wenn du aus der Stille heraus schaust – ohne Gedanken.
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Brauchst du mehr Wissen? Brauchen wir mehr Information, um die Welt zu retten. Oder schnellere Computer, mehr wissenschaftliche oder intellektuelle Analysen? Brauchen wir nicht am nötigsten Weisheit in dieser Zeit? Aber was ist Weisheit und wo kann man sie finden? Weisheit kommt aus der Fähigkeit, still zu sein. Schaue einfach und horche. Das ist nichts mehr, was wir brauchen. Still sein, schauen und lauschen aktiviert die nicht-konzeptuelle Intelligenz in dir. Lass die Stille deine Worte und Aktionen lenken.
Zitate aus dem Buch „Stillness speaks“ von Eckhart Tolle, veröffentlicht im britischen Literaturmagazin „Cygnus Review“ und von Hans Piron ins Deutsche übersetzt.
Quelle:
http://www.zentrum-fuer-psychosynthese.de/index.html
„Die höchste Wahrheit ist nicht schwierig und lässt keine Wahl zwischen zweierlei zu“ sagte Zen-Meister Seng-tsan – (7.Jh.) „Die höchste Wahrheit“ ist der Sinn unseres Lebens, der Sinn des gesamten Seins. Schwierig wird sie nur durch unsere falsche Voraussetzung, mit der wir an die Sache heran gehen Die falsche Voraussetzung ist, dass wir etwas suchen, was wir niemals finden können, wenn wir uns auch noch so anstrengen – da das was wir suchen, als unser allereigenster Besitz stets gegenwärtig ist.
Der Chinesische Zen-Meister Da-zhu (8.Jh) sagt: “ Das Schatzhaus in dir enthält alles, und es steht dir zur Verfügung. Du brauchst nicht ausserhalb zu suchen.“ Das was wir suchen, ist unsere eigen Wirklichkeit. Wir haben sie nicht verloren, sie ist immer da. Nur haben wir sie überdeckt mit den Projektionen unserer Wahnvorstellungen. Die höchste Wahrheit, die wir suchen, liegt direkt vor uns. Sie offenbart sich in allen Formen, in allen Erscheinungen, wenn wir nicht mehr in der Wahl, in der Unterscheidung zwischen Zweierlei stehen.
Alles ist die eine Wirklichkeit, sei es ein herrlicher Schmetterling, eine wunderschöne Blume, ein kraftvoller Baum oder sei es ein Hundescheisshaufen auf der Strasse, in den ich gerade hinein getreten bin. Es ist alles das Eine, den alles ist ein organisches, allumfassendes Ganzes, da alles in sich beschlossen hält. Wir können nichts herausnehmen auch kein Staubkorn.
Wir können weder etwas verschwinden lassen, noch auflösen – alles lässt sich nur umwandeln.
Wir projizieren es selber, dieses ganze Welttheater, diese ganze Traum-Welt, so wie wir sie wahrnehmen. Die Erfahrungen, z.b. von den das Tibetische Totenbuch berichtet sind Projektionen des Bewusstseins. Darum ist es sehr wichtig, dass wir zur Klarschau und zum Gewahrsein des Geistes mitten im Leben gelangen, dass wir mitten in der Aktivität, überall, wo es auch sei,im Gewahrsein des Geistes verweilen, sodass wir im Bardo alle Erscheinungen als unsere eigene Projektion erkennen. Wenn wir nur haarbreit von der Wirklichkeit getrennt bleiben, sind wir von ihr geschieden so weit wie der Himmel von der Erde. Wenn wir den Bogen anlegen und wir schissen daneben, dann haben wir das Ziel verfehlt, sei es um einen Zentimeter oder sei es um einen Meter. Da ist kein Unterschied.
Erst wenn wir das Zweierlei überschreiten, offenbart es sich. Dann werden wir uns Auge in Auge gegenüberstehen und jedes Wort ist überflüssig. Annehmen und verwerfen, richtig und falsch, gut und böse, weltlich und geistig, das alles ist, “ der Kampf zwischen Gehorchen und Widerstehen, „weltlich ist nur, wenn wir unterscheiden zwischen weltlich und geistig, den das Geistige offenbart sich nur da, wo wir nicht mehr am Geistigen festhalten. Hier offenbart sich das Geistige mitten in der Welt.
18.11.2011 Wolfgang Kopp Zen Jenseits aller Worte