2020
Beim Zen, verbeugen sich die Übenden zuerst respektvoll vor ihrem eigenen Kissen und dem Praktizierenden, der ihnen gegenüber oder neben ihnen sitzt. Dies ist eine schöne, runde Geste. Herz und Geist kommen in einem Gefühl der Achtung und liebevollen Sorgfalt zusammen: vor dem Kissen, vor dem Gegenüber, vor dem Nachbarn. Das heisst, bevor wir überhaupt beginnen, müssen wir Liebe und Sorgfalt für unsere gesamte innere und äussere Umwelt in uns erwecken. Wir dürfen uns dem Dojo öffnen, in dem wir üben, und allem, das in den Kreis unserer bewussten Wahrnehmung tritt. Wir dürfen uns unserem eigenen Atem liebevoll und behutsam zuwenden. Erst dann können wir beginnen.
Der Geist kann unmöglich für die Meditation bereit sein, wenn er sich mit Zweifeln, Bedauern, inneren Widersprüchen, Widerständen, Sorgen und Urteilen abplagt. Wieso auch? Er urteilt und sorgt sich auch weiterhin. Warum sollte er damit aufhören? Was wäre ein denkbarer Grund dafür? Er hat es den ganzen lieben langen Tag über getan. Warum sollte er es jetzt plötzlich nicht mehr tun? Es gibt nur einen Zugang so zu meditieren, dass die Meditation auch Sinn und Zweck hat und ausserdem funktioniert. Dazu müssen wir uns von allem Weltlichen abwenden.
Meditation transzendiert. Meditation geht hinaus über das, was ist. Deswegen könnt Ihr unmöglich meditieren, wenn der Geist in weltliche Überlegungen ein gesponnen bleibt. Im Beisein eines weltlich ausgerichteten Geistes kann die transzendierende Tätigkeit der Meditation gar nicht erst zur Entfaltung kommen. Dann machen die weltlichen Interessen immer wieder auf sich aufmerksam. Sie rufen uns und versprechen uns etwas. Sie versprechen uns irgendeine Befriedigung. Untersucht diese Versprechen sofort, wenn sie sich zeigen. Überprüft sie auf der Stelle. Haben sie Euch jemals befriedigt? Wenn nein, lasst sie unverzüglich fallen.
Was wir auch tun, jede Handlung, die wir während unseres Tagewerks ausführen, kann und muss in unsere Übung eingebracht werden. Dazu gehört Vollkommene Achtsamkeit, totale Aufmerksamkeit. Was heisst: wir sind einsgerichtet und vorurteilsfrei bei der Sache. Wir fragen uns nicht, ob das, was wir tun, auch wirklich nötig, wichtig, zu schwer, zu mühevoll, zu umständlich oder zu langwierig ist. Nichts von alledem. Nur totale Aufmerksamkeit. Wir folgen dem Geschehen und öffnen liebevoll unseren Geist in dem Wunsch, unser Bestes zu geben.
Geben wir beim sauber machen nicht unser Bestes, warum sollten wir dann beim meditieren plötzlich unser Bestes geben? Gibt es irgendeinen Grund der dafür spricht, dass diese beiden Tätigkeiten sich in irgendeiner Weise qualitativ unterscheiden müssen? Was wir auch tun, wir tun es so gut wie wir können. Putzen wir mit Liebe unser Zimmer und sind mit Liebe bei unserem Tagewerk, dann wird der Geist auch von liebevoller Zuwendung erfüllt sein, wenn wir uns zum Meditieren hinsetzen. Das ist unser Weg, unsere einzige Rettung. Anders klappt es nicht.
Der Geist trägt schwer an den Gewohnheiten vieler Jahre. Erkennt diese Gewohnheiten. Lasst sie fallen. Nehmt neue an. Versucht es
Ayya Khema
…Ich bin Teil eines Lebensstroms von spirituellen und leiblichen Vorfahren, der bereits seit Tausenden von Jahren in die Gegenwart fliesst und für weitere Tausende von Jahren in die Zukunft fliessen wird. Ich bin eins mit meinen Vorfahren, ich bin eins mit allen Menschen und allen Arten von Wesen, gleich, ob sie friedlich und furchtlos oder voller Leid und Angst sind.
In diesem Augenblick bin ich überall auf der ganzen Welt anwesend, ich bin auch in der Vergangenheit und in der Zukunft anwesend. Die Auflösung des Körpers berührt mich nicht, gerade so, wie das Herabfallen einer Pflaumenblüte nicht das Ende des Pflaumenbaums bedeutet.
Ich sehe mich als Welle auf der Oberfläche des Meeres, meine Natur ist das Wasser des Meeres. Ich erkenne mich wieder in allen anderen Wellen, und ich sehe all die anderen Wellen in mir. Das Erscheinen und Verschwinden der Form der Wellen macht dem Ozean nichts aus. Mein Dharma-Körper und mein spirituelles Leben sind nicht Geburt und Tod unterworfen.
Ich erkenne, dass ich bereits da war, bevor mein Körper sich manifestierte, und dass ich noch da sein werde, nachdem mein Körper sich aufgelöst hat…Meine Lebensspanne, wie auch die Lebensspanne eines Blattes oder eines Buddha, ist unbegrenzt.
Ich habe die Vorstellung hinter mir gelassen, dass ich ein Körper bin, der in Raum und Zeit getrennt ist von allen anderen Formen des Lebens.
Thich Nath Hanh
Alleinsein und Schweigen erlauben uns, unsere persönliche Welt näher und intimer kennenzulernen. Sie lassen aber auch die eh schon diffuse Grenze zwischen sich und den andern, Innen- und Außenwelt, noch unergründlicher erscheinen. Mit uns allein sein ermöglicht uns, durch Praxis und tiefes Erforschen des Herzens den zutiefst heilenden Zustand des All-Eins-Seins zu erfahren. Mit uns allein sein kann uns aber auch in die Abgründe der Einsamkeit unserer Seele stoßen. Wir können uns zutiefst verbunden fühlen mit dem Leben, den Menschen und der Natur oder völlig isoliert und ausgeschlossen, wie das so oft auch in den anonymen Gemeinschaften großer Städte oder in Menschenmengen geschieht. Immer aber bietet sich in Stille und Schweigen die Gelegenheit, ja, die Herausforderung, an den Wurzeln unseres Selbstverständnisses zu forschen und befreiende Erkenntnisse zu erlangen.
So wie es in der Bhagavad Gita heißt:
“Lehre uns, dass gerade so, wie das Wunder der Sterne im Himmel sich nur bei Nacht offenbart,
sich auch das Wunder des Lebens nur in der Stille des Herzens zeigt.“
Fred von Allmen
Jeden Monat sandte der Schüler seinem Meister getreulich einen Bericht über seinen Fortschritt auf dem Weg der Erleuchtung.
Im ersten Monat schrieb er: „Ich fühle eine Erweiterung des Bewusstseins und erfahre mein Einssein mit dem Universum.“
Der Meister überflog die Nachricht und warf sie weg.
Im nächsten Monat hatte der Schüler folgendes zu sagen: „Ich habe endlich entdeckt, dass das Göttliche in allen Dingen gegenwärtig ist.“
Der Meister schien enttäuscht.
In seinem dritten Brief erklärte der Schüler begeistert: „Das Geheimnis des Einen und der Vielen ist meinem staunenden Blick enthüllt worden.“
Der Meister gähnte.
Im nächsten Brief hiess es: „Niemand wird geboren, niemand lebt und niemand stirbt, denn das Ich ist nicht.“
Der Meister rang verzweifelt die Hände.
Daraufhin verging ein Monat, es verstrichen zwei, dann fünf, dann ein ganzes Jahr.
Der Meister fand es an der Zeit, seinen Schüler an die Pflicht zu erinnern, ihn über seinen geistlichen Fortschritt zu informieren.
Der Schüler schrieb zurück:
„Wen interessiert das?“
Als der Meister diese Worte las, schien er zufrieden: Er sagte: „Gott sei Dank, endlich hat er begriffen.“
Sogar die Sehnsucht nach Freiheit ist eine Fessel.
Niemand ist wirklich frei, der sich um seine Freiheit sorgt.
Nur die Zufriedenen sind frei.
„Was weiss der Frosch vom Ozean“
Anthony de Mello, Herder
Die Tibeter stellen den Augenblick als eine kreiselnde Leere
im Zentrum des Rads von Leben und Tod dar.
Er ist die Nabe des Rads.
Dieser Seinszustand verschwindet nie.
Er ist das Dauernde, das Fundament,
und dennoch ist er ständig in Bewegung,
ohne jemals seine strahlende
Unbeweglichkeit zu verändern.
Es gibt weder Vergangenheit noch Zukunft.
Was immer du tust, du tust es immer hier und jetzt.
Der Augenblick ist der einzige Ort der Erfahrung,
an dem du das Leben packen, erleben, spüren kannst.
Vergangenheit und Zukunft sind nichts als Traumgebilde,
und sie sind so ungreifbar wie Nebelschwaden.
Lerne, aus dem Augenblick heraus zu handeln,
wenn du dein Leben ändern willst.
Drukpa Rinpoche
Älter und damit oft leistungsschwächer zu werden, wird oft erlebt als Versagen, wenn nicht sogar als Schuldig-Werden. Wir sind fixiert auf äusseres, nie endendes Wachstum. Dabei könnte das Annehmen und Sich-Bescheiden auf bestimmte äussere Grenzen als Einladung verstanden werden, innerlich zu wachsen und zu reifen.
Nach innen sind uns keine Grenzen gesetzt. Meister Eckhart lädt uns ein, in unseren innersten Grund zu gehen, weil dort unser Leben ist. Beim Sitzen vollziehen wir die Hinwendung zu diesem Leben, das sich ganz direkt und unmittelbar äussert in jedem Atemzug. Die Einkehr nach innen geschieht nicht als Gegensatz zu und als Flucht vor dem äusseren Leben. In dem Masse, wie ich das Leben in mir erfahre, werde ich es auch im Aussen finden, werde ich nicht nur älter, sondern reife heran zu dem Menschen, der ich im Tiefsten schon bin … so lässt mich jeder Atemzug reifer werden …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Das Buch Laozi bezeichnet das Dao als die Mutter alles Existierenden: Dao ist die Ureinheit, aus der alles entsteht. Es selbst ist nicht manifestiert, sondern ein gestaltloses Urchaos, welches das gesamte Weltall und alle seine Erscheinungen als Keim in sich birgt…Das Dao ist aber kein Schöpfer… Zwar erzeugt und durchströmt das Dao das gesamte Weltall, es greift aber nicht in das Weltgeschehen ein…Das gesamte Weltall gilt als ein lebendiger, sich wandelnder Organismus, der vom Dao durchdrungen ist…Es stellt die Kraft dar, die das Leben durchwirkt…
…Der gewöhnliche Menschenverstand vermag das „Geheimnis aller Geheimnisse“ nicht zu erfassen…Die Rückkehr zum Dao ist indes ein zentrales Thema im Daoismus und eine wesentliche Perspektive im Hinblick auf die Frage nach Ziel und Sinn des Lebens. Sie entspricht der Wiedervereinigung des Menschen mit seinem Ursprung und der Verschmelzung des Individuellen mit der absoluten Wirklichkeit…
Hierbei geht es darum in der Meditation das Numinose zu entdecken und dieses Gewahrwerden einer höheren Wirklichkeit zu pflegen. Dies ist nur möglich im Rahmen einer Selbstvervollkommung und einer spirituellen Entwicklung. Der Angelpunkt dieses Prozesses besteht darin, selber leer zu werden. Der Körper soll ruhig werden und das Herz leer und still, damit das Dao darin natürlich und aus sich selbst seinen Platz einnehmen kann…
..Ein daoistischer Weiser stellt sein Selbst hintenan, sagt Laozi. Er handelt absichtslos, weil er sein Selbst vergessen hat. Sein Beitrag zum Wohl der Welt besteht in einem Lebenlassen…Der Übungsweg umfasst u.a. drei Aspekte: die Übung der Einfachheit, die Übung der Wunschlosigkeit und das Einlassen der Stille…
…Im Buch Zonghe Ji heisst es zum Thema Leben und Tod: …Laozi sagt, dass die Menschen den Tod nicht ernst nehmen, weil sie nach dem prallen Leben streben…Willst du den Tod kennen, musst du zuerst das Leben kennen…Ich möchte das Ende erklären: Das Ende ist reine Gegenwart. Wer im Jetzt frei von Fesseln ist, ist auch am Ende frei von Fesseln. Wer im Jetzt unabhängig ist, ist auch am Ende unabhängig…
Martina Darga
Die meiste Zeit sind Körper und Geist nicht eins.
Die Gedanken sind an einem anderen Ort als der Körper.
Sie springen gleichsam dem Körper davon.
Entweder sie halten sich im Vergangenen auf
und erzählen überreichlich die immer gleichen Geschichten,
die wir längst kennen.
Oder sie eilen in die Zukunft und malen Szenarien aus.
Das kann aus Vorfreude geschehen,
oft sind es aber Sorgen- und Angstszenarien.
Was die Gedanken häufig denken, verstärkt sich.
Alles, was wir nähren, wächst und gedeiht,
auch solches, das wir lieber nicht hätten.
Deshalb:
Wenn die Gedanken nach Hause zum Köper geführt werden,
hört der nicht förderliche Teil des Denkens auf.
Das geschieht durch die Achtsamkeit im Atem.
Einatmend weiss ich, dass ich einatme;
ausatmend weiss ich, dass ich ausatme.
Einatmend wird mein Atem tief;
ausatmend wird mein Atem langsam.
Einatmend beruhige ich meinen Atem;
ausatmend fühle ich mich leicht.
Einatmend verweile ich im gegenwärtigen Augenblick;
ausatmend ist es ein wunderbarer Augenblick.
Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.
Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüsse und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,
die gewaltsam dein Haus
seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht bereitet er dich vor
auf ganz neue Freuden.
Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.
Rumi, persischer Mystiker (1207-1273)
Dieser Text von Rumi bringt die Offenheit zum Ausdruck, die wir beim Meditieren kultivieren. Einziger Unterschied: Wir bewirten die Gäste nicht, die da auftauchen als Gedanke, Empfindung, Urteil. Sie dürfen da sein, wir bieten ihnen aber nicht noch den Kaffee und Kuchen unserer Meinungen und Kommentare an. Wir ekeln sie aber auch nicht hinaus.
Unsere Aufmerksamkeit gilt unserem Atem, komme, was wolle
… je neu … je jetzt …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Inner Bewegung
Dazu gehören
aber nicht um jeden Preis
Ein Stück weit fortgehen
aber nicht für immer
Das alte Gleis verlassen
aber nicht entgleisen
Schweigen
aber nicht ohne Aussage
In Offenheit da sein
aber das Geheimniss der Mitte wahren
Klang sein im eigenen Kreis
aber auch grosse Stille
Gedanken von Maryse Bodé
…Das eine zu lieben und das andere zu hassen,
ist die Krankheit des Geistes.
Gibt es auch nur eine Spur von diesem und jenem,
richtig und falsch, geht die Essenz des Geistes in der Verwirrung verloren.
Wenn man mit einheitlichem Geist in Harmonie mit dem Weg lebt,
hört alle selbstzentrierte Anspannung auf.
Zweifel und Unentschlossenheit enden
und das wahre Vertrauen stellt sich ein.
Auf einen Schlag fallen alle Fesseln weg.
Nichts bleibt kleben, und man klammert sich an nichts.
Alles ist leer, klar, aus sich selbst heraus leuchtend,
frei von jeder gedanklichen Anstrengung.
Leere hier, Leere dort,
doch das unendliche Universum ist stets vor deinen Augen.
Eins ist alles, alles ist eins.
Vertrauen in den Geist ist die Strasse zur Nicht-Zweiheit,
denn die Nicht-Zweiheit ist eins mit dem vertrauenden Geist.
Worte können es nicht ausdrücken, denn der Weg ist ohne
gestern
morgen
heute…
vom Dritten Patriarchen – Seng-ts’an
Wenn wir das Bewusstsein als frei von Identifikationen erleben, frei von Gier und Hass, werden wir es als offenes Feld des Gewahrseins erfahren, klar, transparent und frei. Das reine Bewusstsein hat zahllose Facetten wie ein Mandala oder ein Diamant…
Es kann als grenzenlose Liebe erfahren werden, als tiefe Stille,
als unendliches Mitgefühl, als unbeschreiblicher Friede.
Reines Bewusstsein ist zeitlos, stets präsent, vollkommen leer, und gleichzeitig entstehen daraus alle Dinge… Dies ist unsere direkte und unmittelbare Erfahrung, die sich in vielfacher Weise ergibt. Wir klammern uns nicht an einer bestimmten Form oder Beschreibung fest.
Ajahn Chah und Ajahn Jumnien sagten stets:
„Lass das Streben, ruhe im Gewahrsein
und erfahre die Freude der Freiheit
im Hier und Jetzt.“
Jack Kornfield
Solange wir nach einem Dort suchen
werden wir niemals ein Hier finden.
Denn sobald wir ein Hier gefunden haben
begeben wir uns wieder auf die Suche
nach einem neuen Dort.
Wir sind nicht auf der Suche nach etwas ausserhalb,
sondern auf der Suche nach etwas in uns.
Oder auf der Flucht vor einer inneren Leere.
Oder wir haben uns verloren und suchen unseren Weg.
Im Augenblick stehe ich im Wald, finde ich die Wege
vor lauter Bäumen nicht,
verzettle mich und bräuchte eine Landkarte.
Eine Karte von meinem Inneren
aber kann ich nur selbst zeichnen.
Ein wenig ziellos, ratlos…
Es ist schwer, das Glück in uns zu finden,
und es ist ganz unmöglich, es anderswo zu finden.
Nicolas de Chamfort
Der spätmittelalterliche Philosoph und Prediger, Meister Eckhard erklärt:
„Gott ist ein Nichtgott, eine Nichtperson, ein Nichtbild“…
Und schliesslich: „Gott um Gottes willen lassen.“…
Lorenz Marti
Der offene, weite Raum bildet den Ursprung all dessen, was Form annimmt. Dieser „Raum des Bewusstseins“ steht für die Offenheit und unendliche Möglichkeiten des Geistes. Der offene, weite Raum ist eine passende Metapher für unsere wahre Natur: Erkennen wir, wie sich Raum und Objekte, Form und Leerheit bedingen, identifizieren wir uns nicht länger einseitig mit der endlosen Vielfalt an Formen und Bezeichnungen…
Chan-Meister Huangbo Xiyun (gest. 850) gibt uns einen deutlichen Hinweis, dass sich die letzte Wirklichkeit nicht in feste Kategorien fassen lässt:
„Alle Buddhas und alle Lebewesen sind nichts als der Eine Geist, neben dem nichts anderes existiert. Dieser Geist, der ohne Anfang ist, ist ungeboren und unzerstörbar. Er ist weder grün noch gelb, hat weder Form noch Erscheinung…Er überschreitet alle Grenzen, Masse, Namen, Zeichen und Vergleiche.“
Marcel Geisser