Ein Mensch ohne Rang und Namen
Marcel Geisser vom Haus Tao in Wolfshalden versuchte uns, den Menschen Lin Chi etwas näher zu bringen.
Lin chi I- hsuan (in Japan Rinzai Gigen ) wurde nach 810 mit dem Familiennamen Hsing geboren und starb 866/867. Er ist der Begründer der nach ihm benannten Schule Linji zong welche sich über Korea, Japan, und Vietnam ausbreitete. In Japan heisst Lin Chi Rinzai und das ist auch der Name derselben Schule. Marcel erzählte uns diese Geschichte über Lin Chi.
Lin Chi war bereits seit 3 Jahre bei Huang Po, da fragte ihn ein Mit-Schüler „ warst Du schon bei Huang Po zu einer persönlichen Unterredung? Was Lin Chi verneinte. Der ältere Schüler drängte ihn, er müsse unbedingt Huang Po eine Frage über Zen stellen. Was dann Lin Chi auch tat, es war aber die falsche Frage und vor allem es war nicht Echt und das bemerkte Huang Po ganz klar und schlug ihn. Von Zeit zu Zeit, wie es von ihm erwartet wurde, ging er wieder zu Huang Po um ihm wiederum eine Frage über Zen, zu stellen. Nach dem Lin Chi zum dritten Mal geschlagen wurde, da verleidete es ihm und er wollte Huang Po verlassen. Huang Po erfuhr davon und fand das sogar gut und gab ihm gleich noch eine Adresse von einem Zen-Meister auf einer kleinen Insel unten im Fluss wo dieser als Einsiedler lebte. Um die Geschichte kurz zu halten Lin Chi blieb drei Jahre bei diesem Eremit und er lernte hier richtig zu meditieren. Hier in dieser Einsamkeit und Ruhe, entdeckte er, dass es nichts zu erreichen gibt, dass alles ja bereits vorhanden ist, die Wahrheit ist im eigenen Geist. Sei einfach ein Mensch ohne Rang und Namen. Mit dieser Erkenntnis ging er zu dem Eremiten und erzählte ihm seiner Erfahrungen und dieser meinte nur; „Ich bin nicht Dein Lehrer, das musst Du Huang Po erzählen, das ist dein Meister.
Darauf kehrte Lin Chi zu Huang Po zurück, dieser schaute Lin Chi nur an und er wusste bescheid.
Ein Dieb erkennt immer, einen Dieb, auch im Dunkeln.
In jungen Jahren war Lin chi noch stark von der Lehre von Konfuzius geprägt, die Obrigkeiten und seine Eltern waren für ihn das höchste Gut, er war auch sehr Autoritätsgläubig. Als er mit 20 Jahren ins Kloster eintrat, da gab es zwei Studienrichtungen; das Sutra Studium oder das Studium der Mönchsregeln, was er dann auch studierte.
Als er erkannte wie einfach es in Wirklichkeit ist, wurde er extrem Radikal gegen alles Anhaften, bei sich selber, aber auch bei seinen Schülern. Wir sollen uns selber immer wieder Fragen, wo ist mein grösstes Anhaften, wie Geld, Macht, Ehe, Kinder, Religion, Ideologien und Besitz. Er erkannte, dass alles nur Konzepte sind und vieles was wir für wichtig und richtig halten, in Wirklichkeit, vollkommen unwichtig ist. Er wusste um die Tendenz der Menschen, sich immer an etwas Heiliges und Höheres zu binden und darum benutzte er, meiner Meinung nach auch so radikale Vergleiche, wie;
„Wenn ihr Buddha trefft, tötet Ihn,
Oder auch;
Die drei Juwelen sind wie ein Pflock, gerade recht um Esel anzubinden.
Oder auch,
die Buddhas und Boddhisattvas sind eine grosse Kloake
Er wurde leider oft falsch verstanden, den er meinte nicht man soll die Person Buddha töten, sondern wir sollen alle Ideen, von etwas besonderem, in uns selber töten und er meinte auch nicht, dass die Lehre von Buddha nur zum Esel anbinden tauge auch seine etwas unappetitlichen Vergleiche, waren dazu da um seine Zuhörer aufzuwecken. Er hat mit drastischen Worten, die Forderung von Buddha, wir sollen nicht anhaften, seinen Schülern nahe gebracht. An gar nichts Anhaften, nicht einmal an den Worten vom Buddha.
Er war in manchem radikaler als der Buddha.
Es war eine schwere Zeit, im alten China, die Buddhisten wurden wieder einmal verfolgt, die Klöster geschlossen und viele Mönche mussten wieder eine Arbeit suchen. Es war Krieg im ganzen Land und das prägte auch die Menschen. Es herrschte ein rauer Umgangston und die Menschen waren nicht zimperlich und ertrugen einiges. Auch die Mönche mussten hart arbeiten und sie pflanzten ihre eigene Nahrung an.
Lin Chi war bekannt für seine ungewöhnlichen Methoden um seine Schüler zu erwecken, unteranderem benutzte er den Stock (Kyosaku) und den Fliegenwedel (Hossu) aber vor allem war er für seine unerwarteten Schreie bekannt mit denen er seine Schüler zur Wachheit erzog.
Hier einige seiner Ratschläge an seine Schüler
Seit nicht wie die Schafe, hört auf umherzurennen.
Die Wahrheit ist im eigenen Geist.
Ihr braucht keine Lehrer, seid einfach euch selbst.
Seid einfach ein Mensch ohne Rang und Namen und seid einfach nichts Besonderes
Er meinte nicht, man solle nichts erreichen, er selber hatte ja auch den Titel eines Zen-Meisters. Er meinte damit ganz einfach, man solle sich nichts darauf einbilden und innerlich sich selber bleiben.
Sucht euch einen spirituellen Freund. Das war sein Rat an die noch unerfahrenen Schüler, mit einem schon etwas erfahrenem, spirituellen Freund würden die jungen Schüler schnellere Fortschritte machen.
Er betonte immer wieder, die Lehre sei auch nur ein Hilfsmittel, wir können Wasser nur mit einem Gefäss trinken. Wir sollen immer unterscheiden Gefäss und Inhalt, es ist beides wichtig ohne Gefäss kann man keinen Inhalt transportieren, dennoch ist immer der Inhalt, das was zählt.
Die Lehre von Buddha ist ein Hilfsmittel um Erleuchtung (Erwachen) zu erreichen.
Im Buddhismus ist das als upaya oder hilfreiche Hilfsmittel bekannt.
Unter oder hinter der Form ist das Formlose
Lin Chi lehrte nur gerade mal 10 Jahre lang und wurde nur 55 Jahre alt. Umso erstaunlicher ist es, dass er mit seinen Methoden so grossen Erfolg hatte und seine Schule bis heute in vielen Ländern auch heute noch, neben dem Soto Zen, eine der zwei grossen Zen Schulen ist.
Einer seiner bekanntesten Ratschläge an seine Schüler war;
Auch wenn du Titel und Orden besitzt, in dir selber sollst du ohne Rang und nahmen sein.
Unsere Buddhanatur kennt keine Hierarchien und lässt sich nicht mit titeln und Namen festhalten. sie ist unsere grundlegende Natur und alle Formen und Namen sind nur unsere relative Wirklichkeit, der wir besser nicht anhaften. Deshalb lehnte Lin chi alle Dogmen und Abhängigkeiten konsequent ab.
Ein Zen-Meister der seiner Zeit voraus war, er ist in vielem heute immer noch sehr Aktuell.
13.05.2010 Text von zentao
Beitrag von Marcel Geisser autorisiert.
auch noch lesen