Pflichtbewusstsein ohne Liebe
macht verdrießlich
Verantwortung ohne Liebe
macht rücksichtslos
Gerechtigkeit ohne Liebe
macht hart
Wahrhaftigkeit ohne Liebe
macht kritiksüchtig
Klugheit ohne Liebe
macht betrügerisch
Freundlichkeit ohne Liebe
macht heuchlerisch
Ordnung ohne Liebe
macht kleinlich
Sachkenntnis ohne Liebe
macht rechthaberisch
Macht ohne Liebe
macht grausam
Ehre ohne Liebe
macht hochmütig
Besitz ohne Liebe
macht geizig
Glaube ohne Liebe
macht fanatisch
Lao-tse
Mitgefühl
Die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen, heisst Empathie. Die spirituellen Traditionen fügen der Empathie das Mitgefühl hinzu. Bei der Empathie lasse ich mich von den Gefühlen eines anderen Menschen anstecken. Doch wenn ein trauriger Mensch mich bloss traurig stimmt, hilft das niemandem. Mitgefühl führt darüber hinaus: Ich fühle mit dem anderen, ohne mich mit ihm zu identifizieren – aber mit dem starken Wunsch, ihm oder ihr etwas Gutes zu tun.
Mitgefühl bezieht das Herz und den Verstand mit ein.
Lorenz Marti
In der formalen Meditation verwendet man bestimmte Sätze, um die Haltung, die Absicht und Motivation von Mitfreude zu entwickeln. Sie entspringt dem Wunsch, dass das Glück, der Erfolg und das Wohlergehen aller Wesen immer zunehmen, ständig wachsen, nie enden möge.
Die Sätze können folgendermassen lauten:
„Möge dein Glück immer wachsen!
Möge deine Güte sich vertiefen!
Möge dein Erfolg nie vergehen!“
„Sieht man alle Lebewesen als seine Kinder: Mit der grenzenlosen liebevollen Güte des Herzens wünscht man immer nur das Beste für sie“.
(Mahayana-Sutralamkara 13, 20.)
Fred von Allmen
Öffnen wir anderen unser Herz…
kann das Ausmaß des Leids,
mit dem wir dann in Berührung kommen,
überwältigend sein…
Unsere Empfindungen
von Liebe und Mitgefühl
können in einen
regelrechten Schockzustand geraten.
Dann ist es hilfreich,
sich in Erinnerung zu rufen,
dass schlichte Freundlichkeit
mitunter das wirkungsvollste Heilmittel ist,
das wir für jegliches Leid anbieten können.
Dzogchen Ponlop Rinpoche (*1965)
Mystik aktuell
Ein Zen Schüler fragte seinen Meister,
„was ist Mitgefühl?“ Und wie kann ich es
von Mitleid und Barmherzigkeit unterscheiden. “
Die Antwort des Meisters war folgende:
“ Wer Mitleid oder Barmherzigkeit empfindet,
der spürt noch einen Unterschied, zwischen sich und anderen.
Bei echtem Mitgefühl, ist diese Trennung aufgehoben
und man fühlt sich Eins mit dem anderen.“
Wie kann ich das üben fragt der Schüler. “
„Das kann man nicht üben, denn dazu muss man erst die Einheit aller Dinge erkennen, “
war die Antwort des Meisters, “
doch bis dahin kannst du Barmherzigkeit üben „
von Kennet S. Leong
Mitgefühl ist die Antwort….
des Herzens auf den Schmerz.
Wir haben Anteil an der Schönheit des Lebens
und am Ozean der Tränen.
Das Leiden am Leben ist Teil unseres Herzens
sowie Teil dessen, was uns miteinander verbindet.
Es trägt eine Zärtlichkeit in sich,
ein Mitgefühl und Wohlwollen das alle Dinge umfängt
und jedes Wesen berühren kann.
von Jack Kornfield
https://www.facebook.com/pages/buddhistische-weisheitenorg/313224075475710
Das reife Herz ist nicht perfektionistisch. Es im Mitgefühl für unser Wesen verankert und versteigt sich nicht zu irgendwelchen geistigen Idealen. Eine nicht idealistisch ausgerichtete Spiritualität strebt nicht nach einer vollkommenen Welt. Sie versucht nicht, uns selbst zu vervollkommnen, unseren Körper, unsere Persönlichkeit. Sie hegt keine romantischen Vorstellungen über spirituelle Lehrer oder die Erleuchtung, sie klammert sich nicht an Illusionen, von irgendwelchen besonders reinen spirituellen Wesen da draussen. Sie bemüht sich nicht, spirituell etwas zu erreichen, sondern will nur lieben und frei sein.
Reife Spiritualität strebt nicht nach Vollkommenheit oder nach einer imaginären Reinheit. Sie wurzelt in der Fähigkeit loszulassen, das Herz für die ganze Bandbreite des Lebens zu öffnen. Ohne Vorstellungen davon, wie etwas sein müsste, kann das Herz all das Leid, all die Unvollkommenheit, denen wir begegnen, in den Pfad des Mitgefühls verwandeln.
Jack Kornfield
Spirituell zu reifen heisst… rigide und idealistische Formen des Daseins aufzugeben und die Flexibilität und Freude in unserem Leben zu entdecken. Plötzlich können wir mit Widersprüchen leben. Wir wissen auch die Uneindeutigkeit des Lebens zu schätzen, seine zahllosen Ebenen, seine dauernden Konflikte. Wir entwickeln einen Sinn für die Ironie des Daseins, für seine Sinnbilder, seinen Humor. Damit einher geht die Fähigkeit, das Ganze annehmen zu können, in all seiner Schönheit und Grausamkeit – mit der Anmut unseres Herzens. Leichtigkeit und Mitgefühl werden unsere natürlichen Begleiter. Der Taoist Lao Tse meint ebendas, wenn er schreibt:
„Wer im Tao verankert ist, kann gefahrlos gehen, wohin er will.“
„Wer selbst im tiefsten Leid die universelle Harmonie erkennt,
hat Frieden im Herzen gefunden.“
Jack Kornfield
Meditation wird zur lebendigen Erfahrung, weil wir lernen, unsere gewohnheitsmässige Verstrickung in die Geschichten, Konflikte, Projekte und Sorgen, mithilfe derer wir unser Selbst konstruieren, loszulassen und immer tiefer im Gewahrsein zu verweilen. Durch Nicht-Identifikation mit unseren Gedanken und Emotionen ruhen wir im Gewahrsein selbst und erfahren die natürliche Leichtigkeit des Herzens. Das achtsame Verweilen stärkt unser Samadhi (Konzentration), was den Geist stabilisiert und klärt, sodass Prajna, die Weisheit, aufblitzen kann, die die Dinge so sieht, wie sie sind.
Wir öffnen den Fokus unserer Aufmerksamkeit ganz weit, sodass unser Gewahrsein weit wie der Raum oder der Himmel wird. Buddha sagte:
„Entwickle einen Geist, der so offen ist wie der Raum, in dem angenehme und unangenehme Erfahrungen entstehen und vergehen können, ohne Konflikte oder Leid hervorzurufen. Verweile in diesem Geist wie im weiten Himmel.“
Wir lassen alle Erfahrungen zu, ohne Grenzen, ohne innen oder aussen. Wir lassen unser gewohntes Orientierungsraster, das den Geist als „in unserem Kopf“ verortet, los und spüren, wie der Geist in seinem Gewahrsein offen, grenzenlos und weit ist. Wir lassen unser Gewahrsein sich in alle Richtungen ausdehnen. Wir lassen zu, dass unser Gewahrsein ein Bewusstsein erlebt, das nicht an der vereinzelten Erfahrung des Sehens, Hörens oder Empfindens klebt, sondern das von diesen Bedingungen völlig unabhängig ist – das Unbedingte. Wir ruhen im reinen, zeitlosen und ungeborenen Gewahrsein. Der Meditierende erlebt dies nicht als Ideal, als abgehobene Erfahrung, denn dieses Gewahrsein ist immer zugänglich, immer präsent, absolut befreiend: Es ist der Ort, an dem sich das weise Herz ausruht.
Wir verweilen in dieser Offenheit und lassen die Empfindungen kommen und gehen. Wir lassen die Gedanken und Bilder, Gefühle und Geräusche dahinziehen wie die Wolken im klaren, offenen Raum unseres Gewahrseins. Wir erkennen, dass der offene Raum des Gewahrseins klar ist, durchscheinend, zeitlos und ohne Einschränkungen – er ist offen für alles, ohne sich davon begrenzen zu lassen.
Der Buddha sagte: „O Hochgeborener, erinnere dich des reinen, offenen Himmels deiner wahren Natur. Kehre dahin zurück. Vertraue ihm. Er ist deine Heimat.“
Jack Kornfield
Ein junger Mann begab sich zu einem entlegenen Kloster und sagte zum Abt: „Ich bin vom Leben enttäuscht und möchte die Erleuchtung erlangen um von diesem Leid befreit zu sein. Aber ich habe keine Begabung, etwas lange durchzuhalten. Ich könnte niemals lange Jahre der Meditation und der Studien und der strengen Lebensführung durchmachen. Gibt es auch einen kurzen Weg für Leute wie mich?“
„Es gibt einen“, sagte der Abt, „wenn du wirklich ent-schlossen bist. Sag mir, was hast du studiert, worauf hast du dich in deinem Leben am meisten konzentriert?“
„Hm, auf nichts so richtig. Wir waren reich und ich brauchte nicht zu arbeiten. Das einzige was mich wirklich interessierte war das Schachspiel. Damit verbrachte ich die meiste Zeit.“ Der Abt dachte einen Moment nach und lies dann einen bestimmten Mönch rufen, er solle Schachbrett und Figuren bringen. Der Mönch kam mit dem Brett und der Abt stellte die Figuren auf. Dann lies er sein Schwert bringen und zeigte es den beiden. „Mönch, sagte er, du hast mir als deinem Abt Gehorsam gelobt – nun fordere ich ihn von dir. Du wirst mit diesem jungen Mann eine Partie Schach spielen. Wenn du verlierst werde ich dir mit diesem Schwert den Kopf abschlagen, doch ich verspreche, dass du im Paradies wiedergeboren wirst. Wenn du gewinnst werde ich diesem Mann den Kopf abschlagen.“ Sie sahen dem Abt ins Gesicht und verstanden dass es ihm ernst war.
Sie begannen das Spiel. Bei den Eröffnungszügen spürte der junge Mann, wie ihm der Schweiss herunter rann, er spielte um sein Leben. Das Schachbrett wurde zur ganzen Welt, er war ganz und gar darauf konzentriert . Zuerst war es schlecht um ihn bestellt und er begann zu zittern. Doch dann machte der andere einen schwachen Zug und er ergriff die Gelegenheit für einen starken Angriff. Als die Stellung seines Gegners zerbröckelte sah er ihn verstohlen an. Er sah ein Gesicht voller Aufrichtigkeit und Intelligenz, geprägt von Jahren strengen Lebens und Bemühens. Er dachte an sein eigenes wertloses Leben und ihn überkam eine Welle des Mitgefühls. Absichtlich beging er einen Fehler und dann noch einen, der seine Stellung ruinierte und ihn seiner Verteidigung beraubte.
Plötzlich beugte sich der Abt vor und stiess das Brett um. Die beiden Spieler waren verstört. „Hier gibt es keinen Gewinner und keinen Verlierer,“ sagte der Abt, „hier kann kein Kopf fallen. Nur zwei Dinge sind erforderlich“ und er wandte sich an den jungen Mann, „ völlige Konzentration und Mitgefühl. Du hast heute beides gelernt. Du warst völlig auf das Spiel konzentriert und konntest doch Mitgefühl empfinden und warst bereit dein Leben zu opfern. Bleibe einige Monate hier und verfolge die Ausbildung in diesem Geiste.“
Text aus Kornfield/Feldmann, Geschichten…, S.19
Das Geheimnis, wie wir mit einem Leben reich an Bewusstheit und Sensibilität beginnen können, liegt in unserer Bereitschaft, anwesend zu sein. Unser Wachstum zu bewussten, wachen Menschen hängt nicht so sehr von grandiosen Gesten und sichtbarer Enthaltung als vielmehr von der liebevollen Aufmerksamkeit ab, die wir den kleinsten Details im Leben schenken. Jede Beziehung, jeder Gedanke, jede Geste wird durch die ihnen gewidmete uneingeschränkte Aufmerksamkeit mit Bedeutung gesegnet.
In den komplexen Verschachtelungen unseres Denkens und Lebens vergessen wir leicht die Kraft der Aufmerksamkeit, und ohne Aufmerksamkeit treiben wir nur an der Oberfläche der Existenz dahin. Allein Achtsamkeit ist es, die uns befähigt, ein Vogelgezwitscher wirklich zu hören, aufs tiefste die Herrlichkeit eines Herbstblattes zu sehen, das Herz eines anderen zu berühren und berührt zu werden. Wir müssen voll da sein, um etwas oder jemanden von ganzem Herzen zu lieben. Wir müssen im gegenwärtigen Augenblick ganz wach sein, wenn wir empfangen und auf das darin zu Lernende reagieren wollen.
Vielleicht stellen wir uns unser Leben als endlose Strecke in der Zeit vor, die bis jenseits unvorstellbarer Horizonte reicht. Wir tragen die Erinnerungen unserer Vergangenheit
genauso mit uns wie die Zukunftsphantasien und verlieren uns leicht in unserer Beschäftigung mit ihnen. Wir reden uns ein, wir hätten Zeit, die Öffnung unserer Herzen, unsere Suche nach Verbundenheit auf morgen zu verschieben. Wenn wir uns an die Unberechenbarkeit des Lebens erinnern, kann die Unsicherheit unserer Tage die Qualität unserer Beziehung in jedem Moment um den Sinn für Dringlichkeit und Leidenschaft bereichern. Wo sonst könnten wir mit Liebe und Weisheit beginnen, wenn nicht hier, wann sonst können wir wahrhaft beginnen , unser Herz zu öffnen, wenn nicht jetzt?
Aufmerksamkeit ist Sensibilität, ist Verbindlichkeit. Die Achtsamkeit, die wir diesem Moment schenken, enthüllt uns die Freuden und Kümmernisse unserer Welt. Weisheit inspiriert uns nicht vor dem Schmerz zurückzuweichen, sondern uns zu fragen, wie wir uns an der Heilung unserer Erde, unserer Gemeinschaften, unserer Welt beteiligen können. Oftmals entdecken wir, wie die grösste Heilung in der kleinsten Geste liegt. Eine liebende Berührung, ein Wort der Anteilnahme, das Geschenk eines mitfühlenden Herzens erlauben uns, über die Begrenzung unserer persönlichen Welt hinauszuwachsen.
Achtsamkeit ist auch das Mittel, das uns innerlich mit den wechselnden Rhythmen unserer eigenen Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte in Verbindung bringt. Ohne Urteil oder Widerstand nach innen zu hören, ist der Beginn der Selbsterkenntnis und des Sich-selbst-Verstehens – die Quelle der Weisheit. Eine derartige Aufmerksamkeit kann nur in dem Moment beginnen, in dem wir uns gerade befinden.
Aus: „Geschichten, die der Seele gut tun“ von Jack Kornfield und Christina Feldman
Am 3.06.2012 haben wir reche Ansicht besprochen und dabei festgestellt, dass alle 8 Teile des 8 fachen Pfaden zusammengehören wie die Finger einer Hand, die zwar einzeln, jeder Finger für sich sind und doch eine Einheit bilden und jeder dieser Finger ist mit den anderen verbunden. Genauso ist rechtes Denken ohne rechte Ansicht nicht möglich.
Mögliche Übersetzungen für das 2. Glied des 8-fachen Pfades sind:
Rechte (= umfassende/ganzheitliche) Gesinnung, Einstellung, Ausrichtung, Absicht, Entschlossenheit. Die oft verwendete Übersetzung „rechtes Denken“ ist insofern irreführend, als es nicht um eine rein kognitive, intellektuelle Übung geht, sondern als zentrales Element auch das emotionale Empfinden mit gemeint ist. Sangharakshita übersetzt „rechte Gesinnung“ deshalb mit „rechte Emotion“. Wenn wir uns auf die Wirklichkeit, wie sie ist und wie wir sie durch „rechte Sicht“ erkennen können, ausrichten, üben wir „rechte Gesinnung“. Dabei sind Herz UND Geist beteiligt, Emotion UND Intellekt (diesen Zusammenhang drückt besonders eingängig der im Zen geläufige Ausdruck „Herz-Geist“ aus).
Dagmar erläuterte uns das Beispiel, dass es letzte Woche noch Sommer war und es heute bei uns 15 Grad kühl ist und es sich schon recht herbstlich anfühlt. Wenn wir jetzt denken: „wie schade, dass es jetzt Herbst wird, ich möchte, dass es weiterhin Sommer bleibt“ – üben wir dann „rechte Ansicht“ und „rechte Gesinnung?“. Durch „rechte Ansicht“ sind wir uns bewusst, dass sich alles verändert und es normal ist, dass es heute viel kühler war, als letzte Woche, und dass es normal ist, dass die Tage kürzer werden. „Rechte Gesinnung“ üben wir dann, wenn wir dies nicht nur intellektuell wissen, sondern auch emotional so empfinden. Und das sind ganz oft zwei verschiedene Dinge! Oft klafft zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir empfinden, eine grosse Lücke. Wenn wir „rechte Gesinnung“ praktizieren, so akzeptieren wir den Augenblick mit Herz und Verstand und wir sehen und empfinden die Dinge so, wie sie sind.
Die bekannte Meditations-Lehrerin Dipa-Ma aus Indien fragte einst Jack Kornfield eine kritische Frage, die wir auch an uns selber richten können:
Praktizierst Du wirklich? Oder denkst Du nur darüber nach?
Praktizieren wir wirklich, mit Kopf und Hand und Herz, oder ist dies alles nur Gewohnheit? Wollen wir verstehen? Wollen wir erkennen und sind wir bereit, unser Verhalten zu ändern?
Der erste Schritt zur Veränderung liegt darin, zur Kenntnis zu nehmen, was ist – also Achtsamkeit zu üben. Und uns dem, was wir feststellen, mit einer freundlichen Haltung zuzuwenden. Auch dadurch üben wir rechte Gesinnung – durch Gelassenheit und die Bereitschaft, Gewohnheiten, die uns unfrei machen, mehr und mehr loszulassen.
Was eine ganzheitliche Gesinnung ist, drückt ein Vers aus dem Dhammapada in Kürze aus:
Hör auf schlechtes zu tun!
Wende Dich dem Guten zu…
dies ist die Lehre von Buddha.
Das ist nur bei oberflächlicher Betrachtung einfach. Genau besehen ist es eine Übung, die uns lebenslang beschäftigt, wie ein alter Meister sagte: „Ein 3-jähriges Kind mag das wissen, aber selbst ein 80-Jähriger vermag es nicht zu tun“.
Wenn wir z.B. nur an uns Denken, so in etwa: „Hauptsache uns geht es gut!!“, üben wir nicht rechte Gesinnung.
Dazu passt die Geschichte von Bodidharma:
Als Bodhidharma zu Ende des 5. Jahrhunderts nach China kam, lud ihn der Kaiser Wu ein, der ein grosser Freund des Buddhismus war. Der Kaiser sagte: „Wir haben viele Klöster bauen lassen, Mönche und Nonnen ausgebildet und Schriften ins Chinesische übersetzen lassen. Welcher Verdienst liegt darin?
Bodhidharma antwortete: „Gar kein Verdienst.“
Nun war die populäre Vorstellung des Buddhismus, dass man durch das Tun guter Dinge, religiöser Dinge, Verdienste erwerben konnte. Verdienste führten ein zu immer besseren zukünftigen Leben, so dass man schliesslich aus dem Rad der Wiedergeburten befreit werden konnte. Der Kaiser war also vor den Kopf gestossen, er sagte: „Was ist dann das erste Prinzip der Heiligen Lehre?“
Bodhidharma antwortete: „Völlige Leere und nichts Heiliges“. Oder: „In völliger Leere gibt es nichts Heiliges.“
Der Kaiser fragte: „Wer ist es dann, der vor uns steht?“ (implizierend: „ Hält man dich nicht für einen heiligen Mann?“)
Und Bodhidharma sagte: „Ich weiss es nicht.“
Das Gegenteil von Selbstzentriertheit ist Grosszügigkeit und Mitgefühl (als Aspekt von Liebe). Wenn wir egoistisch handeln, werden wir kaum glücklich werden, wenn wir zu unseren Mitmenschen Grosszügig sind und mit unseren Mitmenschen mitfühlen und ihnen unvoreingenommen zuhören, so tut dies allen gut. Wir können in alltäglichen Situationen grosszügig handeln, indem wir anderen Gutes tun und uns uns selber und anderen mit einem freundlichen, offenen Herzen zuwenden. Es ist eine tiefgreifende Praxis, die Qualitäten von Grosszügigkeit und weiser Liebe in unserem Alltag zu erforschen und umzusetzen.
2.09.2012 nacherzählt so gut ich wie es noch weiss – Erwin
nachgelesen durch Dagmar und wo nötig fachlich nachgebessert
auch noch lesen:
rechte Ansicht oder rechte Sicht
Der Bodhisattva Avalokiteshvara weilte tief im Strom vollkommenen Verstehens. Er erhellte den Prozess, der zur Illusion einer abgeschlossenen Persönlichkeit führt. Deren Leerheit erkennend überwand er alles Leiden.
Das Prajnaparamita Herz-Sutra ist das wunderbare Geschenk Avalokitesvara Bodhisattvas an uns; es ist das Geschenk der Nicht-Angst, denn er selbst hat die Angst transzendiert. Bodhi bedeutet erwacht sein und sattva bedeutet Lebewesen; Boshisattva bezeichnet also ein erwachtes Lebewesen. Prajnaparamita bedeutet Vollkommenes Verstehen.
Avalokita erkannte, dass die fünf Skandhas leer sind. Die fünf Skandhas sind die fünf Elemente, die ein menschliches Wesen bilden. Diese fünf Elemente fliessen wie ein Strom in jedem von uns: der Strom der Form, d.h. unser Körper, der Strom der Empfindungen, der Strom der geistigpsychischen Formkräfte und der Strom unseres Bewusstseins. Als Avalokita das Wesen dieser fünf Ströme ergründete, sah er plötzlich, dass alle fünf leer sind. Und wenn wir fragen: „Leer von was?“ so gibt er uns zur Antwort: „Sie sind leer von einem eigenständigen, unabhängigen Selbst.“ Das bedeutet, keiner dieser fünf Ströme kann durch sich selbst existieren. Jeder muss aus den vier anderen Strömen bestehen. Sie sind nur gleichzeitig, und sie bedingen und durchdringen einander wechselseitig.
Avalokita sagt, dass ein Stück Papier leer ist, und er meint damit, dass es leer von selbständiger Existenz ist. Es kann nicht durch sich selbst sein. Es existiert nur durch die wechselseitige Durchdringung. Betrachten wir es in dieser Weise, so sehen wir, dass alles gleichzeitig in dem Stück Papier enthalten ist. – Zeit, Raum, die Erde, der Regen, die Mineralien der Erde, der Sonnenschein, die Wolke, der Fluss, die Hitze. Das Stück Papier ist, weil alles andere ist. Es ist ohne eigenständiges Selbst. Doch leer von einem eigenständigen Selbst zu sein bedeutet, erfüllt zu sein von allem. Also sagt Avalokita uns, dass Form leer ist. Form ist leer von einem eigenständigen Selbst, aber sie ist erfüllt von allen Phänomenen des Kosmos.
„Deren Leerheit erkennend überwand er alles Leiden.“
Es gibt keinen anderen Weg etwas zu erkennen, als dieses Etwas zu ergreifen und eins damit zu sein. Wir müssen das Stück Papier durchdringen, die Wolke sein, der Sonnenschein sein. Wenn wir es so erfassen und alles sind, was in ihm ist, wird unser Verstehen des Stück Papiers vollkommen sein.
Es gibt eine alte Geschichte über ein Salzkorn, das wissen wollte, wie salzig das Meer eigentlich ist. Um dies in Erfahrung zu bringen, sprang es ins Meer und wurde eins mit dem Wasser. Auf diese Weise erlangte das kleine Salzkorn vollkommenes Verstehen.
In seiner Meditation drang Avalokita tief in die fünf Skandhas ein. Indem er eintauchte in den Strom der Form, der Empfindungen, der Wahrnehmungen, der geistig-psychischen Formkräfte und den Strom des Bewusstseins, entdeckte er ihre leere Natur, und plötzlich überwand er alles Leiden. Wir alle, die wir diese Art der Befreiung erlangen möchten, müssen durch-schauen, um die wahre Natur der Leerheit zu durchdringen.
Thich Nhat Hanh
Heute war Dagmar Jauernig vom Haus Tao, bei uns, um mit uns den 8 fachen Pfad etwas zu vertiefen.
Sie streifte zu Beginn kurz, die Geschichte von Prinz Sidharta und wie es dazu kam, dass er unter dem Bodhi-Baum die Erkenntnis der 4 edlen Wahrheiten erkannte und das sind;
es gibt Leiden, (Unwissenheit über Krankheit, geboren werden und sterben)
es gibt eine Ursache von Leiden (unser Anhaften, unsere Identifizierung mit unserem Ich )
es gibt ein Ende des Leidens ( wenn wir diesen Prozess durchschauen )
es gibt einen Weg (der 8 Fache Pfad )
Der Achtfache Pfad sei wie eine Blume, 8 Blütenblätter, jedes Blatt ist für sich alleine, doch als Blume sind sie ein ganzes. Von welcher Warte aus wir auch immer diese Blume anschauen, sehen wir diese Blume aus einem ganz anderen Blickwinkel und so sei es mit dem 8 fachen Pfad auch. Es gibt wohl 8 einzelne Teile, doch fliessen all 8 Teile in einander, es ist keine Stufenleiter, die man, Sprosse für Sprosse hochsteigen kann um zuoberst auszuruhen und die Aussicht zu geniessen. Nein, so funktioniert dieser Pfad nicht, wo immer wir stehen im Leben, können wir den 8 fachen Pfad betreten.
Alle Teile des 8 fachen Pfad beginnen mit dem Wort „sammā“ an, was so viel bedeutet, wie „recht“ im Sinne von „vollkommen,“ „ganzheitlich“, „umfassend“:
Rechte Ansicht (Samma Ditthi)
Rechtes Denken (Samma Sankappo)
Rechte Rede (Samma Vaca)
Rechte Handlung (Samma Kammanto)
Rechter Lebenserwerb (Samma Ajivo)
Rechte Anstrengung (Samma Vayamo)
Rechte Achtsamkeit (Samma Sati)
Rechte Konzentration (Samma Samadhi)
Der 8 fache Pfad ist aufgeteilt in drei Teile;
Weisheit (Panna): dazu gehören Rechte Ansicht sowie Rechtes Denken.
Ethik (Sila): dazu gehören Rechte Rede, Rechte Handlung sowie Rechter Lebenserwerb.
Sammlung (Samadhi): dazu gehören Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit sowie Rechte Konzentration.
Heute betrachteten wir
Rechte Ansicht / umfassende Sicht:
Der Pfad beginnt mit der rechten Ansicht, gefolgt vom Denken / der Gesinnung, denn vor jeder Tat, sind Gedanken und Emotionen die Ursache. Das Tun fängt nicht erst mit der Tat an, die Vorbereitungen für eine Tat finden immer im Denken und Fühlen statt, ob bewusst oder unbewusst.
Da ja alle Teile dieses Pfades, immer wieder miteinander verbunden sind, ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind, wie alles in dieser Welt, dieser Pfad ist und alles Denken und alle unsere Handlungen, einen starken Einfluss auf unser Leben und das Leben unserer Mitmenschen und sogar Einfluss auf das Leben von allen Wesen dieser Erde hat.Die Erkenntnisse des Buddha, sind die Grundlage zu Rechter Ansicht (siehe oben).
Dagmar erläuterte deshalb in diesem Zusammenhang die 3 Daseinsmerkmale: Das Naturgesetz der Vergänglichkeit (anicca), die
Lehre vom Nicht-Selbst (anatta) und die Möglichkeit, Leiden (dukkha) zu durchschauen und frei zu werden (nirvana).Wikipedia 8 facher Pfad
Wie viele Missverständnisse es beim direkten Erkennen der Wirklichkeit gibt, veranschaulicht ein Gedicht von Zen Meister Daio Kokushi 1235 – 1308
Es gibt eine Wirklichkeit
die vor Himmel und Erde steht.
Sie hat keine Form, geschweige denn einen Namen.
Augen können sie nicht sehen.
Lautlos ist sie, nicht wahrnehmbar für die Ohren.
Sie Geist oder Buddha zu nennen,
entspricht nicht ihrer wahren Natur,
wie das Trugbild einer Blume wäre sie dann.
Nicht Geist oder Buddha ist sie, vollkommen ruhig
erleuchtet sie in wunderbaren Weise.
Nur dem klaren Auge ist sie wahrnehmbar.
Das Dharma ist sie, jenseits von Form und Klang.
Das Tao ist sie, und Worte haben nichts mit ihr zu tun.
In der Absicht, Blinde anzuziehen, liess Buddha seinem goldenen Munde
spielerische Worte entspringen;
seitdem sind Himmel und Erde überwuchert
mit dichtem Dornengebüsch.
O meine lieben und ehrenwerte Freunde, die ihr hier versammelt seid:
„Wenn ihr euch danach sehnt, die donnernde Stimme des Dharma
zu hören, gebt eure Worte auf, durchschaut die Gedanken als leer,
dann erwacht ihr zum namenlosen Urgrund.“
3.06.2012 nacherzählt so gut ich wie es noch weiss – Erwin
auch noch lesen:
Rechtes Denken – Rechte Gesinnung
Zen ist vollkommen frei und duldet keine Anlehnung an irgendetwas, was es auch sei
nicht einmal an den Buddha. Und so sagt Zen-Meister Lin-chi:
„Wenn du dem Buddha begegnest, dann töte ihn!“
Mit anderen Worten: Lass nichts – und sei es noch so heilig und voller philosophischer Weisheit – zwischen dich und die direkte unmittelbare Erfahrung deines wahren Wesens treten. Zen ist der Weg, der zum „direkten und augenblicklichen Erfassen“ der Wirklichkeit, so wie sie ist, führt.
Alle Wahrheit kommt im Zen von innen, und es hat nichts zu tun mit irgendeinem festgelegten religiösen Dogma, welcher Art es auch immer sein mag. Wesentlich im Zen ist immer die durch die Praxis des Zen herbeigeführte Entwicklung zum intuitiven Begreifen, anstelle intellektuellen Studiums. Zen öffnet das Auge des Menschen für das grosse Mysterium seiner universellen Wesensnatur. Zen ist ein Leben ohne Fesseln, ein Leben in Freiheit und die Freiheit selbst.
Zen-Patriarch Bodhidharma sagte:
„Die Menschen dieser Welt suchen Buddha in weiter Ferne. Sie wissen nicht, dass Buddha das Wesen ihres eigenen Geistes ist.“
Zen-Meister Lin-Chi sagte:
„Wonach sucht ihr so erbittert? Wozu wollt ihr einen zweiten Kopf auf euren eigenen setzen, ihr blinden Schwachköpfe? Was fehlt euch denn? Derjenige, der mit dem Tao im Einklang ist, unterscheidet sich nicht von den Buddhas und Patriarchen. Aber ihr vertraut nicht auf euer Inneres, und so wendet ihr euch auf eurer Suche nach aussen. Die höchste Wahrheit ist nichts, was man im Äusseren finden könnte. Hängt nicht an der Vergangenheit und hängt auch nicht an der Zukunft…“
Wir Menschen sind in unseren tiefsten Wesen Buddha. Das heisst, wir sind nichts anderes als der Eine Geist. Die meisten sind der Ansicht, der Geist sei nichts anderes als eine Folgeerscheinung der Gehirntätigkeit innerhalb der knöchernen Schale ihres Schädels. Sie sind fest davon überzeugt, dass unser Gehirn mittels komplexer neurologischer Vorgänge den Geist produziert. In Wahrheit verhält es sich umgekehrt. Das Gehirn ist nichts weiter als eine materielle Verdichtung geistiger Energie, und der Geist ist demzufolge nicht die Folgeerscheinung, sondern die „Ursache“ alles Seienden und somit auch der Gehirntätigkeit.
Zen-Meister Yang-shan sagte:
„Wollt ihr den Geist erkennen, so dringt in den Ursprung der Dinge ein. Wenn sich alle Vorstellungen, heilige und weltliche, erschöpft haben, so zeigt sich das Wirkliche, wahr und ewig, in der Nicht-Unterschiedenheit von Einheit und Vielheit…“
Zen-Meister Huang-po sagte:
„Unser ursprüngliches Buddha-Wesen ist leer, allgegenwärtig, still und rein. Es ist herrliche und geheimnisvoll friedvolle Freude – nichts anderes…“