Die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen, heisst Empathie. Die spirituellen Traditionen fügen der Empathie das Mitgefühl hinzu. Bei der Empathie lasse ich mich von den Gefühlen eines anderen Menschen anstecken. Doch wenn ein trauriger Mensch mich bloss traurig stimmt, hilft das niemandem. Mitgefühl führt darüber hinaus: Ich fühle mit dem anderen, ohne mich mit ihm zu identifizieren – aber mit dem starken Wunsch, ihm oder ihr etwas Gutes zu tun.
Mitgefühl bezieht das Herz und den Verstand mit ein.
Lorenz Marti
In der formalen Meditation verwendet man bestimmte Sätze, um die Haltung, die Absicht und Motivation von Mitfreude zu entwickeln. Sie entspringt dem Wunsch, dass das Glück, der Erfolg und das Wohlergehen aller Wesen immer zunehmen, ständig wachsen, nie enden möge.
Die Sätze können folgendermassen lauten:
„Möge dein Glück immer wachsen!
Möge deine Güte sich vertiefen!
Möge dein Erfolg nie vergehen!“
„Sieht man alle Lebewesen als seine Kinder: Mit der grenzenlosen liebevollen Güte des Herzens wünscht man immer nur das Beste für sie“.
(Mahayana-Sutralamkara 13, 20.)
Fred von Allmen
Mitfreude
Am Montag war ich wieder einmal bei einem Vortrag von meinem Zen-Lehrer Marcel Geisser vom Haus Tao mit dem Thema Der Bodhisattvaweg – Gelebtes Mitgefühl. Wie immer habe ich mir ein paar Notizen gemacht und versuche seine Worte, so gut ich das noch weiss niederzuschreiben.
Ganz zu Beginn erinnerte er uns noch einmal was ein Bodhisattva ist, hier aus Wikipedia.
Im Mahayana-Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen angesehen, die auf dem Wege der „Tugendvollkommenheit“ (sanskrit: paramita) die „Buddhaschaft“ anstreben bzw. in sich selbst realisieren, um sie zum Heil aller lebenden Wesen einzusetzen. Diese Ausgangsmotivation wird „Erleuchtungsgeist“ (bodhicitta) genannt. Praktizierende verschiedener Traditionen des Mahayana rezitieren Bodhisattva-Gelübde und bekunden damit ihren Willen, auch selbst diesen Weg zu gehen. Kern der Bodhisattva-Philosophie ist der Gedanke, nicht selbst und allein für sich Erleuchtung zu erlangen und damit in das Nirwana einzugehen, sondern statt dessen zuvor allen anderen Wesenheiten zu helfen, sich ebenfalls aus dem endlosen Kreislauf der Reinkarnationen (Samsara) zu befreien.
Die Bodisattva-Gelübte
Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen
aus Wikipedia
Was immer wir tun wollen, es beginnt bei uns selber, auch wenn wir ein Bodisattva sein wollen, müssen wir uns selber zuerst erlösen, bevor wir die ganze Welt erlösen wollen.
Marcel betonte, dass, das so nicht gehe und dass es fast unmöglich erscheine, alle Wesen erlösen zu wollen, das sei eine sehr dualistische Sicht und auch etwas ich bezogen.
Die Welt sei kein Zufall und wir auch nicht, wir sind mit der Welt verbunden und mit unseren Mitmenschen auch. Alles ist bedingt, und alles was wir tun hat Folgen, auch für uns. Es stellt sich nur die Frage ist das was wir tun heilsam oder unheilsam. Ist das was ich tue heilsam, dann komme es auch anderen zugute, ist es unheilsam, schade ich mir selber am meisten.
Die ganze Welt sei wie eine Sangha die Gemeinschaft der Praktizierenden, wir gehen unseren Weg nie alleine, es ist immer jemand für uns da. Meine Freude ist auch die Freude der Anderen, genauso ist es mit meinem Leid. Auch wenn wir regelmässig ins Zazen gehen, so tun wir das nicht nur für uns selber, in einer Gemeinschaft, ist jeder froh, dass auch der Andere praktiziert und zusammen, werden alle glücklich und zufrieden.
Helfen sei gut, aber viele Menschen, sehen das Leid der Anderen nicht, wir müssten erst wieder sehen lerne und wollen wir überhaupt hinsehen?
Auch müssten wir uns fragen, wie viel Selbstzweck ist in unserer Praxis, machen wir das nur weil wir ein Gut-Mensch sein wollen?
Dann erwähnte Marcel noch Worte von Maha Ghosananda:
„Wenn ich gut zu jemandem bin, dann wird er oder sie Güte erlernen und
daraufhin auch gut zu anderen sein. Wenn ich nicht gut zu jemandem bin,
dann wird er oder sie Hass und Ärger in sich nähren und dies auch an
andere weitergeben. Wenn die Welt nicht gut ist, dann muss ich meine
Bemühungen verstärken, selbst gut zu sein. Sich um andere zu kümmern ist dasselbe, wie sich um sich selbst zu
kümmern.
Schon diese einfachen Worte sagen es sehr einfach, wir sind nicht alleine auf der Welt
Ein Weiser der einmal gefragt wurde wie man das erreichen soll, meinte nur:
„Gutes tun, alles Schlechte vermeiden“
Darauf antwortete der Besucher; „das weiss doch jedes Kind“
und der Weise antworte, „ja das ist schon so, nur tut es keiner, das Umsetzen ist das schwere daran“
Das Hilfsmittel ist hier das Mitgefühl und die Frage ist;
„wie setzen wir Mitgefühl um?“
Die Kultivierung des Mitgefühls beginnt immer bei uns selber, das ist etwas das man entwickeln kann, wie ein Muskel, wenn wir diesen Trainieren, wird dieser grösser, genauso ist es mit dem Mitgefühl, je mehr wir es brauchen, anwenden, umso grösser wird es
Es gäbe zwei Wörter, die hinderlich sind und das sind „man sollte“ das funktioniere nicht. Wir sind sehr oft, am Urteilen oder auch am Verurteilen, das funktioniert automatisch und das muss nicht sein. Da muss man: Innehalten, die Bremse ziehen, stoppen, hinsehen, hinschauen und sich fragen, was ist. Es sei eigentlich unwichtig was wie machen,(immer in Bezug zum Helfen,) wichtig sei nur das wir es machen.
Wenn wir wirklich helfen wollen, müssen wir an uns arbeiten und uns zum Besseren verändern, sich selber verändern macht Freude und tut einem gut.
Es beginne im Kopf, wir alle möchten nur nette Gäste, darum müssen wir, erstmals unser inneren Gäste wie; Unzufriedenheit, Traurigkeit, und Ärger befreien. Wenn wir unsere Schwierigkeiten begrüssen, sehen wir, wo wir uns verändern können.
Marcel erzählte uns auch noch wie sein Lehrer Thich Nath Hanh ihm, auf die Frage, wie er seinen Weg am besten gehe, folgende Worte mit auf den Weg gab;
„bleib dran –
gehe einfach wie ein Elefant –
ein Schritt nach dem anderen „
30.o3.2012 Text von Erwin
Aus dem Vortragszyklus der Brahmaviharas mit Dagmar Jauernig
Upeksha ist der vierte Aspekt der wahrer Liebe und das ist der Gleichmut, wie das Wort aussagt hat es etwas mit Mut und Gleichheit zu tun. Wenn wir gleichmütig sind, dann machen wir keine wertenden Unterscheidungen, alles ist Gleichwertig, weder an Vorlieben noch an Abneigungen. Um dies verwirklichen zu können, ist die Entwicklung von Weisheit und einem weiten, freundlichen Herzen zentral. Dies beginnt mit Achtsamkeit diese ermöglicht uns, uns selber und allem anderen Raum zu geben und nicht alles allzu eng zu sehen.
Wärend der Medition, kam plöztlicher Lärm im Vorraum auf, ich habe da, entscheiden können, will ich reagiren oder will ich rausgehen und um Ruhe zu bitten oder vertraue ich darauf, dass der Lärm, wieder vorbei geht, bzw. entdecke ich in mir den inneren Raum, den Lärm einfach als unangenehm zu erkennen und mich nicht damit zu identifizieren. In solchen Situationen, kann ich immer wieder selber entscheiden, will ich reagieren oder nicht, vor allem in welcher Art Weise.
Wie fühlt sich Gleichmut an? Wir sind voll präsent und achtsam und die Ich-Identifikation ist nicht im Vordergrund. Wenn wir den Zustand des Gleichmutes erreichen, hören wir auf zu unterscheiden. Sind wir gleichmütig erkennen wir Freund, Feind, ich und andere als wesensgleich, ein Fremder ist gleich wichtig und Gleichwertig, wie unsere eigenen Familienmitglieder. Wir geben uns und anderen Raum, ein Gefühl von Offenheit und Wärme breitet sich in uns aus, wir freuen uns in einer stillen Weise, die nicht davon abhängt, ob Dinge so laufen, wie wir sie uns wünschen und Menschen sich so verhalten, wie wir es gerne hätten.
Gleichmut ist nicht unterscheiden
Gleichmut ist Freiheit
Gleichmut ist verstehen
Gleichmut ist eine Herzensenergie
Gleichmut ist wärme
Gleichmut ist innerer Friede
Gleichmut ist heilsam
Gleichmut ist ein selbstloser, nicht-anhaftender Geisteszustand, der nicht mit Gleichgültigkeit zu verwechseln ist, , auch wenn die Worte ähnliches aussagen, wird das gerne missverstanden.
Ein gleichgültiger Mensch hat keine oder versagt sich eine eigene Meinung, bildet sich kein Urteil oder bewertet ungenau. Er zeigt weder positive noch negative Gefühle zu bestimmten Dingen oder Vorkommnissen. Vereinfacht ausgedrückt kann man feststellen: Der gleichgültige Mensch „bekommt nur wenig mit“ und bemerkt nur das, was ihn direkt interessiert. Alles andere „geht an ihm vorbei“
Was geschieht in uns wenn wir unseren Gleichmut verlieren? Wir denken vor allem in der Ich-Form,
in Wollen und Nicht-Wollen, wir sind nicht im Frieden, mit uns selbst. In uns wird es eng, wir bekommen ein Gefühl von eingesperrt sein, Freude und Herzensweite schwinden. Hier kann uns die Achtsamkeit helfen.
Ein Atemzug in voller Achtsamkeit
ist ein Atemzug in Frieden
von Thich Nath Hanh
Die folgende Geschicht zeigt uns was Gleichmut ist, es ist ein Mur der nicht unterscheidet, auch das eigene Leben, wird nicht höher bewrtet.
In Korea gab es zur Zeit der Bürgerkriege einen ganz besonders grausamen General, der Menschen wahllos niedermetzelte und vor dessen Truppen alle flohen. Nur ein Zen-Meister machte keine Anstalten zu fliehen, als der General mit seinen Männern das Dorf einnahm. Der General ging in das Kloster, zog vor dem Meister sein Schwert und drohte: «Weißt du nicht, wer ich bin? Ohne mit den Wimpern zu zucken kann ich dich töten.» Der Zen-Meister erwiderte sanft: «Und du, weißt du nicht wer ich bin? Ich bin ein Mann, den man töten kann, ohne daß er mit der Wimper zuckt». Da verneigte sich der General und untersagte seinen Männern, das Dorf zu plündern.
Marco Aldinger, „Was ist die ewige Wahrheit?“ „Geh weiter!“
Wenn wir unermessliche Liebe, Mitgefühl,Freude und Gleichmut praktizierten transformieren wir nach und nach Ärger, Wut, Zorn und Eigendünkel und durschauen unsere Ich-Identifikation mehr und mehr. Gleichmut ist letztlich ohne Anhaften am eigenen Wollen oder Nicht-Wollen.
Denn Gleichmut ist ganz ohne Wollen,ohne Anhaften, auch ohne Abwehr, ohne Wiederstand und ohne Erwartungen und ganz ohne Hektik.
Mit dem Gleichmut sind wir im Zyklus der 4 Brahmaviharas am Ende angelangt und zugleich wieder an Anfang. Weil im Gleichmut vereinigen wir, die Praxis der drei vorherigen Brahmaviharas, Liebe, Mitgefühl und Freude, die alle zusammen wirken als die vier Unermesslichen. Gleichmut ist auch einer der 7 Erleuchtungsfaktoren, basiert wie alle Erleuchtungsfaktoren auf der Achtsamkeit und wirkt in lebendiger Weise mit ihnen allen zusammen
Ohne Achtsamkeit und ohne Liebe,ohne Mitgefühl ohne Freude, wird es auch keinen Gleichmut geben.
Dazu habe ich eine Chinesische Weisheit gefunden, die eigentlich alles aussagt.
Solange Du dem anderen
sein anders sein nicht verzeihst,
bist Du noch weitab
vom Weg der Erkenntnis
12.11.2011 der Vortrag von Dagmar, wurde von Erwin nacherzählt
Hier noch alle Beiträge aus dem Brahmaviharazyklus
Mudita oder auch Mitfreude
Metta
Karuna
Aus dem Vortragszyklus der Brahmaviharas mit Dagmar Jauernig
Mudita ist der dritte Aspekt wahrer Liebe und das ist die Freude. Liebe ohne Freude ist keine Liebe, Freude und Liebe sind untrennbar, es gibt keine einseitige Freude, denn Freude muss auch den andren dienen.
Wir brauchen einen klaren Geist und ein warmes Herz, wenn wir nur an uns selber denken, erfahren wir keine wahre Freude. Jeder weiss, wie viel Freude es einem bereitet, wenn wir anderen eine Freude machen können.
Wenn ein Vogel einen Flügel verletzt hat,
fliegt er sehr schlecht,
zum Fliegen braucht es zwei Flügel