Die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen, heisst Empathie. Die spirituellen Traditionen fügen der Empathie das Mitgefühl hinzu. Bei der Empathie lasse ich mich von den Gefühlen eines anderen Menschen anstecken. Doch wenn ein trauriger Mensch mich bloss traurig stimmt, hilft das niemandem. Mitgefühl führt darüber hinaus: Ich fühle mit dem anderen, ohne mich mit ihm zu identifizieren – aber mit dem starken Wunsch, ihm oder ihr etwas Gutes zu tun.
Mitgefühl bezieht das Herz und den Verstand mit ein.
Lorenz Marti
In der formalen Meditation verwendet man bestimmte Sätze, um die Haltung, die Absicht und Motivation von Mitfreude zu entwickeln. Sie entspringt dem Wunsch, dass das Glück, der Erfolg und das Wohlergehen aller Wesen immer zunehmen, ständig wachsen, nie enden möge.
Die Sätze können folgendermassen lauten:
„Möge dein Glück immer wachsen!
Möge deine Güte sich vertiefen!
Möge dein Erfolg nie vergehen!“
„Sieht man alle Lebewesen als seine Kinder: Mit der grenzenlosen liebevollen Güte des Herzens wünscht man immer nur das Beste für sie“.
(Mahayana-Sutralamkara 13, 20.)
Fred von Allmen