„Meine Ansicht ist einfach:
Bleibt wie ihr seid, kleidet euch und esst, und verbringt die Zeit mit Nichtstun.
Von Überall kommt ihr her, jeder guten Willens Buddha und das Gesetz zu suchen. Ihr sucht Befreiung, wollt die Dreifache Welt verlassen. Schwachköpfe! Sie verlassen, um dann wohin zu gehen?Buddha und die Alten Meister sind nur Begriffe, die ihr bewundert.
Wollt ihr die Dreifache Welt kennen lernen, braucht ihr den Boden des Geistes, der jetzt meine Worte hört, nicht zu verlassen.Ein Augenblick der Begierde, da ist die Welt der Lust.
Ein Anflug von Zorn, da ist die Welt der Substanz.
Ein verrückter Gedanke, und da ist auch die Welt ohne Form.
Es sind Möbelstücke eures eigenen Hauses.
Die Dreifache Welt sagt nicht von sich,
„ich bin die Dreifache Welt“.
Sondern ihr, Schüler des Dao, die ihr jetzt und hier lebendig seid, alles erleuchtend und die Welt abwägend, ihr habt der Dreifachen Welt ihren Namen aufgesetzt.“
Linji
Quelle: Pierre Brun (Hrsg.), Begegnungen und Reden, Ammann Verlag AG, Zürich 1986
Lin Chi

der alte Baum im Nebel
„Wenn du das Heilige liebst und das Gewöhnliche verachtest, dümpelst du immer noch auf dem Meer der Verblendung.“ Es gibt nichts Heiliges im Zen Buddhismus.
Buddha steckt in allem und jedem. Wenn du versuchst dir ein Bild von Buddha zu machen und dieses als Heilig ansiehst so irrst du.
Lege alle deine Gedanken ab, so siehst du die Wahrheit. Alles ist Heilig oder nichts ist heilig. Beides sind nur Projektionen deines Ichs. Sie sind nur als Anfang des Weges gut doch wenn du voranschreitest musst du dich von all diesen Vorstellungen trennen.
Siehe die große Leere die in allem steckt und die dir aus allen Winkeln zuruft: Suche mich nicht so wirst du mich finden, doch wenn du mich suchst wirst du mich verlieren.
Die Leere und Buddha sind eins mit dir und mit allem. Sie sind immer bei und in dir.
Nimm dir Buddha als Rettungsboot damit du aus dem Meer der Verblendung zum Ufer der Erkenntnis gelangen kannst, doch wenn du das Ufer erreicht hast so musst und wirst du dich auch von ihm lösen. Dann bist du er, das Boot, das Meer und auch das Ufer das du erreicht hast. Alles ist dann in dir und du bist alles.
Schreite voran und sieh dich nicht um, mache dir keine Bilder sondern löse dich aus allen Abhängigkeiten deines Geistes.
Lin-chi, (japanisch: Rinzai, gestorben 866) chinesischer Zen-Meister
Gesehen By Uwe Goeritz, artkreativgoeritz.wordpress.com
Zen ist vollkommen frei und duldet keine Anlehnung an irgendetwas, was es auch sei
nicht einmal an den Buddha. Und so sagt Zen-Meister Lin-chi:
„Wenn du dem Buddha begegnest, dann töte ihn!“
Mit anderen Worten: Lass nichts – und sei es noch so heilig und voller philosophischer Weisheit – zwischen dich und die direkte unmittelbare Erfahrung deines wahren Wesens treten. Zen ist der Weg, der zum „direkten und augenblicklichen Erfassen“ der Wirklichkeit, so wie sie ist, führt.
Alle Wahrheit kommt im Zen von innen, und es hat nichts zu tun mit irgendeinem festgelegten religiösen Dogma, welcher Art es auch immer sein mag. Wesentlich im Zen ist immer die durch die Praxis des Zen herbeigeführte Entwicklung zum intuitiven Begreifen, anstelle intellektuellen Studiums. Zen öffnet das Auge des Menschen für das grosse Mysterium seiner universellen Wesensnatur. Zen ist ein Leben ohne Fesseln, ein Leben in Freiheit und die Freiheit selbst.
Zen-Patriarch Bodhidharma sagte:
„Die Menschen dieser Welt suchen Buddha in weiter Ferne. Sie wissen nicht, dass Buddha das Wesen ihres eigenen Geistes ist.“
Zen-Meister Lin-Chi sagte:
„Wonach sucht ihr so erbittert? Wozu wollt ihr einen zweiten Kopf auf euren eigenen setzen, ihr blinden Schwachköpfe? Was fehlt euch denn? Derjenige, der mit dem Tao im Einklang ist, unterscheidet sich nicht von den Buddhas und Patriarchen. Aber ihr vertraut nicht auf euer Inneres, und so wendet ihr euch auf eurer Suche nach aussen. Die höchste Wahrheit ist nichts, was man im Äusseren finden könnte. Hängt nicht an der Vergangenheit und hängt auch nicht an der Zukunft…“
Wir Menschen sind in unseren tiefsten Wesen Buddha. Das heisst, wir sind nichts anderes als der Eine Geist. Die meisten sind der Ansicht, der Geist sei nichts anderes als eine Folgeerscheinung der Gehirntätigkeit innerhalb der knöchernen Schale ihres Schädels. Sie sind fest davon überzeugt, dass unser Gehirn mittels komplexer neurologischer Vorgänge den Geist produziert. In Wahrheit verhält es sich umgekehrt. Das Gehirn ist nichts weiter als eine materielle Verdichtung geistiger Energie, und der Geist ist demzufolge nicht die Folgeerscheinung, sondern die „Ursache“ alles Seienden und somit auch der Gehirntätigkeit.
Zen-Meister Yang-shan sagte:
„Wollt ihr den Geist erkennen, so dringt in den Ursprung der Dinge ein. Wenn sich alle Vorstellungen, heilige und weltliche, erschöpft haben, so zeigt sich das Wirkliche, wahr und ewig, in der Nicht-Unterschiedenheit von Einheit und Vielheit…“
Zen-Meister Huang-po sagte:
„Unser ursprüngliches Buddha-Wesen ist leer, allgegenwärtig, still und rein. Es ist herrliche und geheimnisvoll friedvolle Freude – nichts anderes…“
Ein Mensch ohne Rang und Namen
Marcel Geisser vom Haus Tao in Wolfshalden versuchte uns, den Menschen Lin Chi etwas näher zu bringen.
Lin chi I- hsuan (in Japan Rinzai Gigen ) wurde nach 810 mit dem Familiennamen Hsing geboren und starb 866/867. Er ist der Begründer der nach ihm benannten Schule Linji zong welche sich über Korea, Japan, und Vietnam ausbreitete. In Japan heisst Lin Chi Rinzai und das ist auch der Name derselben Schule. Marcel erzählte uns diese Geschichte über Lin Chi.
Lin Chi war bereits seit 3 Jahre bei Huang Po, da fragte ihn ein Mit-Schüler „ warst Du schon bei Huang Po zu einer persönlichen Unterredung? Was Lin Chi verneinte. Der ältere Schüler drängte ihn, er müsse unbedingt Huang Po eine Frage über Zen stellen. Was dann Lin Chi auch tat, es war aber die falsche Frage und vor allem es war nicht Echt und das bemerkte Huang Po ganz klar und schlug ihn. Von Zeit zu Zeit, wie es von ihm erwartet wurde, ging er wieder zu Huang Po um ihm wiederum eine Frage über Zen, zu stellen. Nach dem Lin Chi zum dritten Mal geschlagen wurde, da verleidete es ihm und er wollte Huang Po verlassen. Huang Po erfuhr davon und fand das sogar gut und gab ihm gleich noch eine Adresse von einem Zen-Meister auf einer kleinen Insel unten im Fluss wo dieser als Einsiedler lebte. Um die Geschichte kurz zu halten Lin Chi blieb drei Jahre bei diesem Eremit und er lernte hier richtig zu meditieren. Hier in dieser Einsamkeit und Ruhe, entdeckte er, dass es nichts zu erreichen gibt, dass alles ja bereits vorhanden ist, die Wahrheit ist im eigenen Geist. Sei einfach ein Mensch ohne Rang und Namen. Mit dieser Erkenntnis ging er zu dem Eremiten und erzählte ihm seiner Erfahrungen und dieser meinte nur; „Ich bin nicht Dein Lehrer, das musst Du Huang Po erzählen, das ist dein Meister.
Darauf kehrte Lin Chi zu Huang Po zurück, dieser schaute Lin Chi nur an und er wusste bescheid.
Ein Dieb erkennt immer, einen Dieb, auch im Dunkeln.
In jungen Jahren war Lin chi noch stark von der Lehre von Konfuzius geprägt, die Obrigkeiten und seine Eltern waren für ihn das höchste Gut, er war auch sehr Autoritätsgläubig. Als er mit 20 Jahren ins Kloster eintrat, da gab es zwei Studienrichtungen; das Sutra Studium oder das Studium der Mönchsregeln, was er dann auch studierte.
Als er erkannte wie einfach es in Wirklichkeit ist, wurde er extrem Radikal gegen alles Anhaften, bei sich selber, aber auch bei seinen Schülern. Wir sollen uns selber immer wieder Fragen, wo ist mein grösstes Anhaften, wie Geld, Macht, Ehe, Kinder, Religion, Ideologien und Besitz. Er erkannte, dass alles nur Konzepte sind und vieles was wir für wichtig und richtig halten, in Wirklichkeit, vollkommen unwichtig ist. Er wusste um die Tendenz der Menschen, sich immer an etwas Heiliges und Höheres zu binden und darum benutzte er, meiner Meinung nach auch so radikale Vergleiche, wie;
„Wenn ihr Buddha trefft, tötet Ihn,
Oder auch;
Die drei Juwelen sind wie ein Pflock, gerade recht um Esel anzubinden.
Oder auch,
die Buddhas und Boddhisattvas sind eine grosse Kloake
Er wurde leider oft falsch verstanden, den er meinte nicht man soll die Person Buddha töten, sondern wir sollen alle Ideen, von etwas besonderem, in uns selber töten und er meinte auch nicht, dass die Lehre von Buddha nur zum Esel anbinden tauge auch seine etwas unappetitlichen Vergleiche, waren dazu da um seine Zuhörer aufzuwecken. Er hat mit drastischen Worten, die Forderung von Buddha, wir sollen nicht anhaften, seinen Schülern nahe gebracht. An gar nichts Anhaften, nicht einmal an den Worten vom Buddha.
Er war in manchem radikaler als der Buddha.
Es war eine schwere Zeit, im alten China, die Buddhisten wurden wieder einmal verfolgt, die Klöster geschlossen und viele Mönche mussten wieder eine Arbeit suchen. Es war Krieg im ganzen Land und das prägte auch die Menschen. Es herrschte ein rauer Umgangston und die Menschen waren nicht zimperlich und ertrugen einiges. Auch die Mönche mussten hart arbeiten und sie pflanzten ihre eigene Nahrung an.
Lin Chi war bekannt für seine ungewöhnlichen Methoden um seine Schüler zu erwecken, unteranderem benutzte er den Stock (Kyosaku) und den Fliegenwedel (Hossu) aber vor allem war er für seine unerwarteten Schreie bekannt mit denen er seine Schüler zur Wachheit erzog.
Hier einige seiner Ratschläge an seine Schüler
Seit nicht wie die Schafe, hört auf umherzurennen.
Die Wahrheit ist im eigenen Geist.
Ihr braucht keine Lehrer, seid einfach euch selbst.
Seid einfach ein Mensch ohne Rang und Namen und seid einfach nichts Besonderes
Er meinte nicht, man solle nichts erreichen, er selber hatte ja auch den Titel eines Zen-Meisters. Er meinte damit ganz einfach, man solle sich nichts darauf einbilden und innerlich sich selber bleiben.
Sucht euch einen spirituellen Freund. Das war sein Rat an die noch unerfahrenen Schüler, mit einem schon etwas erfahrenem, spirituellen Freund würden die jungen Schüler schnellere Fortschritte machen.
Er betonte immer wieder, die Lehre sei auch nur ein Hilfsmittel, wir können Wasser nur mit einem Gefäss trinken. Wir sollen immer unterscheiden Gefäss und Inhalt, es ist beides wichtig ohne Gefäss kann man keinen Inhalt transportieren, dennoch ist immer der Inhalt, das was zählt.
Die Lehre von Buddha ist ein Hilfsmittel um Erleuchtung (Erwachen) zu erreichen.
Im Buddhismus ist das als upaya oder hilfreiche Hilfsmittel bekannt.
Unter oder hinter der Form ist das Formlose
Lin Chi lehrte nur gerade mal 10 Jahre lang und wurde nur 55 Jahre alt. Umso erstaunlicher ist es, dass er mit seinen Methoden so grossen Erfolg hatte und seine Schule bis heute in vielen Ländern auch heute noch, neben dem Soto Zen, eine der zwei grossen Zen Schulen ist.
Einer seiner bekanntesten Ratschläge an seine Schüler war;
Auch wenn du Titel und Orden besitzt, in dir selber sollst du ohne Rang und nahmen sein.
Unsere Buddhanatur kennt keine Hierarchien und lässt sich nicht mit titeln und Namen festhalten. sie ist unsere grundlegende Natur und alle Formen und Namen sind nur unsere relative Wirklichkeit, der wir besser nicht anhaften. Deshalb lehnte Lin chi alle Dogmen und Abhängigkeiten konsequent ab.
Ein Zen-Meister der seiner Zeit voraus war, er ist in vielem heute immer noch sehr Aktuell.
13.05.2010 Text von zentao
Beitrag von Marcel Geisser autorisiert.
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