Form
Höre Shariputra, Form ist Leere, Leere ist Form. Form ist nichts anderes als Leerheit, Leerheit ist nichts anderes als Form. Genauso sind Empfindungen, Wahrnehmungen, geistige Formkräfte und Bewusstsein leer von einem abgetrennten Selbst.
„Leere“ wird im Buddhismus nicht als nichts im Gegensatz zu etwas verstanden, sondern als der Urzustand aller Erscheinungsformen. Alle geformten Dinge haben ihren Ursprung im Nicht-Sein. Das heisst, bevor etwas in seiner Form – in seinem spezifischen Sosein – in Erscheinung tritt, existiert es im wahrsten Sinne des Wortes nicht.
Betrachten wir z.B. diverse Formen des Wassers. Wasser zeigt sich bei gewissen Wetterverhältnissen in der Form von Tautropfen. Wird die Luft wärmer, werden die Tautropfen zu unsichtbarem Wasserdampf. Dieser konzentriert sich unter bestimmten Bedingungen zu sichtbaren Wolkenformen. Die Wolken wiederum können in Regentropfen verwandelt werden. Manchmal wird daraus allerdings Schnee oder Eis. Weder die Wolken noch die Regentropfen noch die Tautropfen noch Schnee und Eis existieren unabhängig von ihrer Umgebung oder für immer. Sie alle sind manchmal existent und manchmal nicht. Ihr Da-Sein und ihr Nicht-Sein gehörten zusammen.
Die Begriffe „Leere“ und „Leerheit“ führen leicht zu Missverständnissen. Leere ist nicht als Gegensatz zu Fülle zu verstehen. Leere und Fülle schliessen sich gegenseitig nicht aus, im Gegenteil, sie bedingen sich gegenseitig. So wie der Himmel und die Wolken untrennbar miteinander verbunden sind, so sind die Daseinsformen untrennbar mit dem Nichtsein verbunden. Alle Formen manifestieren die Leere; und die Leere kann sich nur durch die Formen manifestieren. Das eine existiert nicht ohne das andere.
Alle Formen entstehen bedingt und relativ zur Leere. Sobald sich die Bedingungen verändern, verändern sich die Formen. Dies wird deutlich in der Chemie: Es gibt Moleküle, die aus denselben Elementen bestehen, doch je nach Kombination unterschiedliche Stoffe erzeugen, wie z.B. CO und CO2. Die Leere hingegen verändert sich nicht. Sie bildet die Dynamik des Werdens und Vergehens, die das Universum charakterisiert. Diese dynamische Schöpfungskraft, die der Leere innewohnt, wird manchmal mit der göttlichen Schöpfungskraft gleichgesetzt. Sie ist der absolute Aspekt der Existenz, und die Formen sind der relative Aspekt derselben Existenz.
In der gedanklichen Unterscheidung zwischen Form und Leere hängt man immer noch am Konzept der Zweiheit und täuscht sich leicht darüber hinweg, dass Leere und Form in Wirklichkeit eins sind. Form und Leere können nicht getrennt werden. Das eine existiert nicht ohne das andere.
Wenn man selbst zum Schluss kommt: Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Vorstellungen und Bewusstsein sind ebenfalls leer, hat man etwas Einsicht in das Wesen der Welt erlangt und lässt sich hoffentlich weniger vom Schein der Dinge täuschen. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung der Befreiung, von der das Herzsutra spricht.
Agetsu Wydler Haduch
Der menschliche Körper ist nicht bloss eine mit Atomen und Molekülen vollgestopfte Kiste. Er ist ein nach aussen offenes System und befindet sich in ständigem Austausch mit seiner Umgebung. Er ist kein Ding, sondern ein lebendiger Prozess. Was ihn belebt, ist Energie, die er in Form von Nahrung, Wasser, Licht und Luft aufnimmt.
Nun könnte man sagen, dass der Mensch laufend Energie verbraucht, was aber nicht ganz stimmt: er verwandelt sie. Die Gesamtmenge der im Universum vorhandenen Energie bleibt nämlich immer gleich. Sie wurde mit dem Urknall freigesetzt und hat sich seither nie mehr verändert. Das besagt der Energieerhaltungssatz. Energie kann weder erschaffen noch vernichtet, sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden.
Energie zeigt sich in vielen verschiedenen Formen, zum Beispiel als Bewegungsenergie, Wärmeenergie, chemische oder elektrische Energie. Diese Formen wechseln, eine Energieform kann in eine andere übergehen. Energie kann sogar in Materie transformiert werden – und umgekehrt Materie in Energie. Materie ist konzentrierte Energie, Energie ist verdünnte Materie.
Der Energieerhaltungssatz gilt für alle geschlossenen Systeme. Dazu gehört das Universum. Die Erde dagegen ist ein offenes System, deshalb können wir hier Energie gewinnen, aber auch verlieren. Die Rechnung geht erst im kosmischen Ganzen auf. Im Universum bleibt der Gesamtbetrag an Energie auf alle Zeiten immer gleich.
In einer Welt, die vom dauernden Werden und Vergehen bestimmt wird, ist eine solche Beständigkeit die grosse Ausnahme. Der Energieerhaltungssatz vermittelt einen Hauch von Ewigkeit: Die Energie, die in Ihnen lebendig ist, wird bis zum Ende des Universums – falls es je eines hat – bestehen bleiben. Mit ihr ist in Ihrem endlichen Leben etwas Unendliches gegenwärtig. Wenn es Sie schon lange nicht mehr gibt, gibt es immerhin noch Ihre Energie – beziehungsweise die Energie, die Ihnen für ein paar Jahrzehnte geschenkt worden ist. Ihre Hinterlassenschaft ist auch wohltuend neutral: Im Unterschied zur Esoterik gibt es in der Physik keine „gute“ oder „schlecht“ Energie, sondern einfach nur Energie.
Was aber passiert mit Ihrer Energie, wenn Sie einmal nicht mehr da sind? Sie zeigt sich in neuen Formen. In Bäumen, Wolken und Steinen. In Erdbeeren, Nashörnern und Menschen. Vielleicht auch in einer leuchtenden Sternschnuppe. Diese Gewissheit kann uns mit der Endlichkeit unserer Existenz versöhnen. Es geht etwas weiter.
Der vietnamesische Zen-Mönch Thich Nhat Hanh macht sich das jeden Tag mit einer kleinen Meditation bewusst: Tag für Tag betrachte ich alles um mich herum eingehend: die Bäume, die Berge, meine Freunde. In ihnen allen erkenne ich mich selbst, und ich weiss, ich werde nicht sterben. In vielen anderen Formen werde ich weiterleben.“
Lorenz Marti
Kommentar zum Herzsutra
Höre, Shariputra, Form ist Leerheit – Leerheit ist Form, Form ist nichts anderes als Leerheit – Leerheit ist nichts anderes als Form. Genauso sind Empfindungen, Wahrnehmungen, geistige Formkräfte und Bewusstsein leer von einem abgetrennten Selbst.
Form ist die Welle und Leerheit ist das Wasser. Mit Hilfe dieser Vorstellung könnt ihr verstehen. Die Inder sprechen eine Sprache, deren Bilder uns irritieren können, aber wir müssen ihre Ausdrucksweise begreifen, um sie wirklich zu verstehen. Wenn wir im Westen einen Kreis zeichnen, so symbolisiert er für uns die Null, das Nichts. In Indien hingegen symbolisiert ein Kreis Ganzheit, Totalität. Die Bedeutung ist gegenteilig.
„Form ist Leerheit, Leerheit ist Form.“ Auf unsere Vorstellung übertragen bedeutet das: Welle ist Wasser, Wasser ist Welle. In der vietnamesischen Literatur gibt es zwei Zeilen in dem Gedicht eines Zen-Meisters aus dem 12. Jhr., die folgendermassen lauten:
„Wenn es existiert, dann existiert ein einziges Staubkorn. Wenn es nicht existiert, dann existiert der gesamte Kosmos nicht.“
Der Zen-Meister drückt damit aus, dass die Vorstellung von Existenz und Nicht-Existenz nur durch unseren Geist geschaffen sind. Er sagte auch:
„Der gesamte Kosmos kann auf der Spitze eines Haares Platz finden, und Sonne und Mond können in einem Senfkorn erblickt werden.“
Dies sind Bilder, die uns zeigen, dass eins alles enthält und alles nur eins ist. Weil Form Leerheit ist, ist Form überhaupt möglich. In der Form finden wir alles andere – Empfindungen, Wahrnehmungen, geist-psychische Formkräfte und Bewusstsein. Leerheit bedeutet, leer von einem eigenständigen Selbst zu sein; bedeutet, voll von allem erfüllt von Leben zu sein. Leerheit ist die Grundlage von allem. Dank der Leerheit ist alles möglich. Wenn ich nicht leer wäre, könnte ich nicht sein, und wenn ihr nicht leer wäret, könntet ihr nicht sein. Weil ihr seid, kann auch ich sein. Form hat keine selbständige Existenz. Leerheit ist Unbeständigkeit, steter Wandel.
Wenn ihr ein Getreidekorn in die Erde einpflanzt, so hofft ihr, dass daraus eine grosse Getreidepflanze wird. Gäbe es keine Unbeständigkeit, so bliebe das Getreidekorn für immer ein Getreidekorn, ihr hättet niemals eine Ähre und könntet niemals Getreide essen. Unbeständigkeit ist die entscheidende Voraussetzung für alles Leben. Leerheit ist die Basis von allem. Dank der Leerheit ist Leben möglich.
THICH NHAT HANH
aus Herzsutra Teil 2
ganzes Herzsutra lesen: http://zentao.wordpress.com/herz-sutra/
Der Bodhisattva Avalokiteshvara weilte tief im Strom vollkommenen Verstehens. Er erhellte den Prozess, der zur Illusion einer abgeschlossenen Persönlichkeit führt. Deren Leerheit erkennend überwand er alles Leiden.
Das Prajnaparamita Herz-Sutra ist das wunderbare Geschenk Avalokitesvara Bodhisattvas an uns; es ist das Geschenk der Nicht-Angst, denn er selbst hat die Angst transzendiert. Bodhi bedeutet erwacht sein und sattva bedeutet Lebewesen; Boshisattva bezeichnet also ein erwachtes Lebewesen. Prajnaparamita bedeutet Vollkommenes Verstehen.
Avalokita erkannte, dass die fünf Skandhas leer sind. Die fünf Skandhas sind die fünf Elemente, die ein menschliches Wesen bilden. Diese fünf Elemente fliessen wie ein Strom in jedem von uns: der Strom der Form, d.h. unser Körper, der Strom der Empfindungen, der Strom der geistigpsychischen Formkräfte und der Strom unseres Bewusstseins. Als Avalokita das Wesen dieser fünf Ströme ergründete, sah er plötzlich, dass alle fünf leer sind. Und wenn wir fragen: „Leer von was?“ so gibt er uns zur Antwort: „Sie sind leer von einem eigenständigen, unabhängigen Selbst.“ Das bedeutet, keiner dieser fünf Ströme kann durch sich selbst existieren. Jeder muss aus den vier anderen Strömen bestehen. Sie sind nur gleichzeitig, und sie bedingen und durchdringen einander wechselseitig.
Avalokita sagt, dass ein Stück Papier leer ist, und er meint damit, dass es leer von selbständiger Existenz ist. Es kann nicht durch sich selbst sein. Es existiert nur durch die wechselseitige Durchdringung. Betrachten wir es in dieser Weise, so sehen wir, dass alles gleichzeitig in dem Stück Papier enthalten ist. – Zeit, Raum, die Erde, der Regen, die Mineralien der Erde, der Sonnenschein, die Wolke, der Fluss, die Hitze. Das Stück Papier ist, weil alles andere ist. Es ist ohne eigenständiges Selbst. Doch leer von einem eigenständigen Selbst zu sein bedeutet, erfüllt zu sein von allem. Also sagt Avalokita uns, dass Form leer ist. Form ist leer von einem eigenständigen Selbst, aber sie ist erfüllt von allen Phänomenen des Kosmos.
„Deren Leerheit erkennend überwand er alles Leiden.“
Es gibt keinen anderen Weg etwas zu erkennen, als dieses Etwas zu ergreifen und eins damit zu sein. Wir müssen das Stück Papier durchdringen, die Wolke sein, der Sonnenschein sein. Wenn wir es so erfassen und alles sind, was in ihm ist, wird unser Verstehen des Stück Papiers vollkommen sein.
Es gibt eine alte Geschichte über ein Salzkorn, das wissen wollte, wie salzig das Meer eigentlich ist. Um dies in Erfahrung zu bringen, sprang es ins Meer und wurde eins mit dem Wasser. Auf diese Weise erlangte das kleine Salzkorn vollkommenes Verstehen.
In seiner Meditation drang Avalokita tief in die fünf Skandhas ein. Indem er eintauchte in den Strom der Form, der Empfindungen, der Wahrnehmungen, der geistig-psychischen Formkräfte und den Strom des Bewusstseins, entdeckte er ihre leere Natur, und plötzlich überwand er alles Leiden. Wir alle, die wir diese Art der Befreiung erlangen möchten, müssen durch-schauen, um die wahre Natur der Leerheit zu durchdringen.
Thich Nhat Hanh
Die Gefühlsebene ist es, die fast unser gesamtes inneres Leben beherrscht, auch wenn uns unserer Gefühle oft nicht wirklich bewusst sind. In unserer Kultur haben wir gelernt, uns zu verkrampfen und Gefühle zu unterdrücken -Gefühle zeigen – gehört sich nicht für einen Mann, und Frauen werden auch nur ganz bestimmte Gefühle zugestanden.
Wenn wir nicht lernen, über unsere Gefühle zu sprechen oder sie überhaupt wahrzunehmen, bleiben wir ein Leben lang unfrei und in uns selbst verstrickt. Für viele Meditierende ist es ein langer und mühsamer Prozess, eine bewusste Verbindung mit ihren Gefühlen aufzunehmen. Auch in der buddhistischen Psychologie gilt das Bewusstmachen der Gefühle als entscheidend für den Prozess des Erwachens. In einer Lehrrede mit dem Titel „Der Kreis des bedingten Entstehens“ erklärte der Buddha, wie menschliche Wesen sich in sich innerlich verstricken. Es ist der Bereich der Gefühle, in dem sich unsere Gefangenschaft und unsere Befreiung abspielt. Wenn angenehme Gefühle entstehen und wir sie automatisch festhalten versuchen, oder wenn unangenehme Gefühle entstehen und wir versuchen, sie zu vermeiden, setzen wir eine Kettenreaktion von Verstrickung und Leiden in Gang. Das hält den Angstkörper in Bewegung.
Wenn wir jedoch lernen, unsere Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne sie festzuhalten oder abzuwehren, können sie durch uns hindurchziehen wie wechselhaftes Wetter und wir haben die Freiheit, sie zu empfinden und dann ziehen zu lassen wie der Wind. Es kann eine sehr interessante Meditationsübung sein, uns ein paar Tage lang ganz speziell auf unsere Gefühle zu konzentrieren. Wir können jedes Gefühl benennen und feststellen, welches wir fürchten, in welches wir verstrickt sind, welches Geschichten produziert und wie wir sie befreien können.
„Frei“ bedeutet nicht frei von Gefühlen, sondern frei, ein jedes zu empfinden und es weiter ziehen zu lassen, ohne Furcht vor der Bewegung des Lebens. Das lässt sich auf alle problematischen Muster anwenden, mit denen wir es zu tun haben. Wir können wahrnehmen, welche Gefühle sich im Kern einer jeden Erfahrung befindet und uns ihm ganz öffnen. Damit nähern wir uns der Freiheit.
Das alles mag nach einer sehr komplizierten und anstrengenden Art von Meditation klingen, doch in der Praxis, ist es sehr einfach. Die Grundregel lautet schlicht; sitzen und alles wahrnehmen, was auftaucht. Wenn es sich um zwanghaft wiederholte Muster handelt, erweitern sie das Feld der Wahrnehmung. Dann achten sie darauf, was sie akzeptieren sollen. Solche Muster sind deshalb so aufdringlich, weil ein gewisser Widerstand da ist. Irgendeine Abwehr oder Angst oder ein Urteil halten sie fest. Diese Verkrampfung besteht aus Angst. Um sie aufzulösen müssen wir das erkennen, was da ist und unser Herz fragen; Wollen wir das ändern? Gibt es da ein Gefühl, eine Meinung oder eine Empfindung, worin das eingeschlossen ist, was wir loslassen wollen? Halten wir etwas fest? Ist da eine Angst? Wir müssen untersuchen, welcher Aspekt, dieses widerholten Musters nach Akzeptanz und Mitgefühl verlangt und uns selber fragen; „Kann ich all das, dem ich mein Herz verschlossen hatte, mit Liebe annehmen? Das bedeutet nicht, es aufzulösen – es ist nur die einfache Frage; „Was soll ich akzeptieren?“ Wir müssen uns öffnen um ihre gesamte Energie in Körper, Herz und Geist zu spüren, wie stark sie auch sein mag. Dazu gehört auch, dass wir uns unseren Reaktionen auf diese Erfahrung öffnen und die dabei entstehende Angst, Abwehr oder Verkrampfung bewusst wahrnehmen und dann das alles akzeptieren. Nur so kann es sich lösen.
Aus dem Buch von Jack Kornfield – Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens Seite 138
Freitag 3. Juni 2011
Um 5 vor 6 Uhr klingelte der Wecker um aufzustehen, mich noch schnell Duschen und schon bin ich bereit, um 6 Uhr 30 beginnt unser erstes Zazen in edlem Schweigen. Beim Eintreten verbeuge ich mich vor dem Buddha in der Ecke und ich suche mir eine noch freie Matte aus, lege mein Kissen hin, verbeuge mich vor dem Kissen und den Mit-Sitzenden. Das Verbeugen mit zusammengelegten Händen, ist eine Geste des Dankes und des Respekt für alle und alles, was es mir ermöglicht, diesen Weg zu gehen. Der Meditationsraum füllt sich langsam und es ist interessant die verschiedenen Haltungen und Arten des Verbeugens zu beobachten.
Marcel begrüsst uns, und erinnert uns nochmals ans Schweigen, das Juniretreat, sei wieder einmal voll ausgebucht und er freue sich. Dann schlägt Christoph, sein Assistent, die grosse Glocke drei Mal und unseres Morgen Zazen hat begonnen. Zu Beginn fällt mir das Sitzen, noch leicht, ich bin ganz bei mir, achtsam – aber dann, beginnt es zu ziehen, mein Rücken und der Nacken, schmerzen leicht, meine Achtsamkeit fängt an sich zu verflüchtigen, zum Glück erklingt die Glocke und wir dürfen uns wieder bewegen und nachdem das kleine Glöcklein ertönte, stehen wir auf und beginnen die Gehmeditation. Wir umrunden das Dojo 2 Mal und setzen uns wieder, nach 3 Glockenklängen ist wieder Stille angesagt, dieses Mal, verfliegt die Zeit im nu und bereits erkling wieder die grosse Glocke.
Im Morgen-Zazen, gibt es immer ein zeremonielles Frühstück, mit Porridge und Tee, welches uns unsere Köchin mit einem Gehilfen achtsam serviert. Jeder bekommt eine Serviette, eine Schale, eine Tasse und ein Löffel, das Frühstück, nehmen wir im Sitzen, auf unserem Zen-Kissen ein.
Vorher rezitieren wir wieder die 5 Betrachtungen und vor dem Essen, gibt jeder ein kleiner Löffel voll Porridge für die hungrigen Geister, in ein kleines Schälchen, das rumgereicht, und in die Mitte des Dojos gestellt wird.
Die hungrigen Geister, das seien wir, das sei unsere unerfüllte Gier, aber auch unsere Abwehr, all das was uns Menschen unglücklich mache. Im Buddhistischen Glauben gibt es einen Bereich, ähnlich unsrer Hölle, wo die Wesen, welche bei ihrem ableben, immer noch voller Gier sind hinkommen. Das Ziel, im Buddhismus, vor allem von einem Bodhisattwa, ist es allen Wesen zu helfen, ihre Erleuchtung zu erreichen. Dazu rezitierten wir folgenden Vers.
Euch unerlösten Geister, von Hunger und Durst gequält, reichen wir diese Nahrung.
Möge euer Verlangen gestillt sein. Möge sich euer Leid vermindern
und mögen alle Wesen zu ihrer wahren Natur erwachen.
Ich fand das sehr schön, die Art und Weise des Buddhistischem Denkens und zeigt mir das ich den richtigen Weg gewählt habe. Immer wieder gibt es Hinweise auf unser tägliches Verhalten unseres Ego und wie wir dieses achtsam ignorieren können uns nicht damit identifizieren.
Anschliessend ist Arbeitsmeditation und da werden, all die Arbeiten, die in so einem Haus gemacht werden müssen, von uns in Achtsamkeit, in Ruhe und ohne Eile, geruhsam erledigt, dazwischen ertönte immer wieder die Glocke der Achtsamkeit.
Bevor wir um 10 Uhr wieder zum Zazen gehen, gibt es noch eine Tee Pause, alles in Stille ohne Gerede, es herrscht Ruhe. Nach den drei Glockenschlägen, ist wieder Sitzen angesagt, dieses Mal nicht so ganz in Stille, den Marcel ermahnt uns, wir sollen, bei Geistesunruhe, das heisst wenn wir wieder zu Denken beginnen und ins Träumen kommen, dann ist es wichtig, dass wir wieder zum Atem zurück kommen und diesen achtsam beobachten, wir sollen auf unsere Haltung achten, denn dann könne auch der Atem besser fliesen. Das sind alles Sachen die wir ja eigentlich wissen und doch, war es sicher für einige hilfreich.
11 Uhr 15 ist individuelle Gehmeditation, im Freien, in diesem Park ähnlichen Zen-Garten, da hat es oft versteckte, Objekte, Buddhas, eine knorrige Wurzel oder auch ein Stein auf einem anderen, Meditations Objekt, die einfach in die Landschaft passen. Um 12 Uhr ist nochmals Sitzen, dann endlich gibt es Mittagessen. Die Köchin hat gezaubert, zuerst eine feine Kürbissuppe, dann einen grossen Salat und dann Aubergienenröllchen mit Bell Paese Käse gefüllt auf einem Hirseauflauf mit Tomatensauce und einem kleinen Stück Apfelkuchen, dazu gab es frischen Kaffee. Zum Glück hatten wir 2 Stunden Mittagspause, denn mit vollem Bauch hätte ich nicht gut sitzen können.
Am Nachmittag gab es noch einen Dharma Vortrag von Marcel, er fragte in die Runde, möchte jemand etwas wissen und auf diesen Fragen baute er dann seinen Vortrag auf.
Auf die Frage was relativ und was absolut sei, meinte er, unserer Welt sei mehrheitlich relativ, nur wir machen es zum absolutem, weil wir meinen es sei so wichtig und etwas Besonderes und wir setzen uns selber unter Druck, weil wir damit in der Gesellschaft gut ankommen oder wir damit viel Geld verdienen können. Es sei immer unser Ich, das uns fehl informiert und uns falsche Erwartungen hegen lässt. Das Ego ist immer dabei, eine Jacke können wir einfach an einen Nagel hängen und dort bleibt sie. Das Relative funktioniere für unser Ego, wie ein Nagel, wo wir es so schön aufhängen können, nur im Vergleich zur Jacke, die am Nagel hängen bleibt, wuchert unser Ego über die ganze Wand, und gibt sich mit dem Nagel nicht zufrieden. Das relative ist Ego behaftet, wenn wir Ego frei werden, kommen wir dem Absolutem etwas näher.
Wieder Gehmeditation, dieses Mal suche ich mir neue Wege, alle gehen still vor sich hin, langsam, achtsam, es tut richtig gut, in dieser ruhigen Umgebung.
Die Zeit geht langsam vorbei, mir scheint, der Sonntag sei noch weit entfernt, umso mehr freuen wir uns immer, auf das Essen, schon weil unsere Köchin so gut kocht, zum Nachtessen wieder ein Buffet mit Käse, Aperohäppchen, und frisches Brot.
Um 20 Uhr wieder Zazen mit open End und wieder um 22 Uhr Nachtruhe, auch wenn scheinbar nichts geschieht, war unser Tag ausgefüllt und ich habe wieder einiges erfahren und gelernt. Normal gehe ich nicht so früh schlafen, aber ich habe gut geschlafen.
Heute habe ich noch die Fotos, die ich während dem achtsamen Gehen, als achtsames Fotografieren gemacht habe, veröffentlicht Fotos Haus Tao
11.05.2011 Text von Erwin
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hungrige Geister in -Cha-am
Absichtslosigkeit
Das dritte Tor der Befreiung ist die Absichtslosigkeit (abranithita) Es gibt nichts was getan werden müsste, nichts was zu verwirklichen wäre, kein Programm, keine Tagesordnung. Das ist die buddhistische Lehre, was die Eschatologie betrifft. Muss eine Rose irgend etwas tun? Nein, der Zweck der Rose ist eine Rose zu sein. Dein Zweck ist es Du zu sein. Du brauchst nirgends wohin zu laufen, um ein anderer zu werden. So wie du bist, bist du wunderbar. Diese Lehre des Buddha erlaubt es uns, Freude zu haben – an uns selbst, am blauen Himmel und an allem, was im gegenwärtigen Augenblick erfrischend und heilend ist. Es ist nicht Nötig, dass wir uns ein Ziel setzen und ihm nachjagen.
Wir haben schon alles, wonach wir suchen; wir sind schon das,was wir werden wollen. Wir sind schon Buddha. Warum also nehmen wir nicht einfach einen anderen Buddha an der Hand und praktizieren Gehmeditation? Das lehrt uns das Avatamsaka-Sutra. Sei du selbst! Das Leben ist kostbar – so wie es ist. Alle Elemente zum Glücklichsein stehen dir bereits zur Verfügung. Es ist nicht nötig, dass du einer Sache nachjagst, dich abmühst, suchst oder kämpfst. Das einzige was nötig ist; ist, dass du vollkommen präsent bidt, dass du ganz im Hier und Jetzt, das heisst im gegenwärtigen Augenblick verweilst. Das ist die tiefe Erfahrung, die du durch Meditation machen kannst.
Die meisten Menschen können es nicht glauben, dass es ausreicht, nur zu gehen – und zwar so, als ob wir nirgend wohin gehen wollten. Sie meinen es sei normal und notwendig, Leistungen anzustreben und mit anderen in Konkurrenz zu treten. Versuche mal, nur 5 Minuten lang Absichtslosigkeit zu Praktizieren. Du wirst sehen, wie glücklich du während dieser 5 Minuten sein kannst.
Im Herz-Sutra heisst es; „es gibt kein erlangen.“ Wir meditieren nicht um Erleuchtung zu erlangen; „Wir sind schon erleuchtet.“ Wir brauchen nirgendwo zu suchen. Wir brauchen keinen Zweck und kein Ziel. Wir praktizieren nicht, um eine hohe Stellung zu bekommen. Absichtslosigkeit lässt uns erkennen, dass es uns an nichts mangelt, dass wir das schon sind, was wir zu werden hoffen,und all unsere Mühen hört einfach auf. Wir finden Frieden im Gegenwärtigen Augenblick und nehmen nichts anderes wahr als Sonnenlicht. das durch unser Fenster flutet, oder auch das Rauschen des Regens. Wir brauchen nicht länger hinter irgend etwas herzulaufen.
Wir können uns jedes Augenblicks erfreuen. Viele sprechen davon, dass wir ins Nirvana „eintreten.“ Wir treten aber nicht ein, wir sind schon da. Absichtslosigkeit und Nirvana sind eins.
Ich wache auf und lächle.
24 nagelneue Stunden liegen vor mir.
Ich gelobe, jeden Augenblick des Tages voll Achtsamkeit zu leben
und alle Wesen mit den Augen der Liebe zu betrachten
Freitagstext vom 14.5.2010
aus dem Buch von
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Thich Nath Hanh “ Das Herz von Buddhas Lehre“ Seite 153 -154
Das Sutra des Sechsten Patriarchen
Die Zen-Lehre des chinesischen Meisters Hui-Neng (638-713)
Dan-gyo (Kapitel 20 und 21)
„Verehrte Zuhörer, meine Lehre der Versenkung beharrt natürlich weder auf Geist noch auf Reinheit und auch nicht auf Unbewegtheit. Wenn davon die Rede ist, die Aufmerksamkeit auf den Geist zu richten (so ist dazu zu sagen): Geist ist seiner Natur nach unfassbar. Hat man erkannt, dass Geist wie ein Phantom ist, gibt es nichts, worauf man seine Aufmerksamkeit richten könnte.
Wenn davon die Rede ist, die Aufmerksamkeit auf die Reinheit zu richten: Das Wesen der Menschen ist ursprünglich rein. Nur aufgrund von falschen Vorstellungen wird die wahre Soheit verdeckt. Kommen von Anfang an keine falschen Vorstellungen auf, so ist das Wesen an sich Reinheit. Verblendung existiert nirgends, aber Anhaften an sich ist Verblendung. Reinheit besitzt weder Form noch Erscheinung, dennoch hegen (manche Menschen) den Gedanken der Form von Reinheit und bezeichnen (das sich Anpassen daran) als Übung. Das ursprüngliche Wesen (sein Wirken) der Menschen mit solch einer Anschauung ist gehemmt, und sie werden darüber hinaus von (der Idee der) Reinheit gefesselt.
Verehrte Zuhörer, wenn man sich in (wahrer) Unbewegtheit übt, so bedeutet das, bei allen Menschen nicht die Übel von Richtig und Falsch, Gut und Böse zu sehen (nicht Bestimmen und Einordnen in Kategorien von Gut und Böse). Nur das ist die Unbewegtheit des eigenen Wesens.
Verehrte Zuhörer, Verblendete mögen zwar mit bewegungslosem Körper sitzen, aber wenn sie den Mund aufmachen, reden sie nur über richtig und falsch von anderen, über Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Dies ist ein Abweichen vom Weg. Wenn man am Geist oder der Reinheit haftet, wird das im Gegenteil zum Hindernis auf dem Weg.“
Der Meister sprach: „Verehrte Zuhörer, was ist das, was man Sitzen in VersenkungSitzen. Wenn im Innern das ursprüngliche Wesen, die Unbewegtheit des eigenen Geistes, gründlich erkannt wird, ist das Versenkung. nennt? In meiner Lehre bedeutet es Freiheit von Hindernissen und Hemmnissen. Wenn sich nach aussen hin in allen guten und schlechten Umständen kein Gedanke im Geist erhebt (keine Wertung der Umstände entsteht), ist das
Verehrte Zuhörer, was ist das was meditative Versenkung genannt wird? Nach aussen hin von Formen losgelöst sein wird Meditation genannt; im Innern ohne Verwirrung sein wird Versenkung genannt. Nach aussen hin von Formen eingenommen zu werden bedeutet Verwirrung des Geistes im Innern. Nach aussen hin losgelöst sein von Formen bedeutet das Unverwirrtsein des Geistes. Das ursprüngliche Wesen ist an sich Reinheit und Ruhe. Nur das Sehen und Abwägen der Umstände verwirrt den Geist. Wenn der Geist in allen mannigfaltigen Umständen nicht verwirrt ist, ist das wirkliche Versenkung.
Verehrte Zuhörer, nach aussen hin losgelöst sein von Form ist Meditation. Im Innern unverwirrt sein ist Versenkung. Nach aussen hin Meditation und im Innern Versenkung — das wird meditative Versenkung genannt. Im Vimalakirtinirdesha-Sutra steht: Der ursprüngliche Geist wird auf einmal und allumfassend wiedererlangt, und im Bodhisattva-charya-nirdesha-Sutra heißt es: Unser ursprüngliches Wesen an sich ist Reinheit.
Verehrte Zuhörer, erkennt selbst in jedem Gedanken die Reinheit des ursprünglichen Wesens, übt euch selbst, und verwirklicht den Buddha-Weg selbst.
Entnommen der
Site: http://www.zensite.de/Zensite/te1/podiumsutra.htm
Der Geist rast wie der Wind und kann nicht eingefangen werden.
Der Geist ist wie fliesendes Wasser ohne klaren Anfang oder Ende.
Der Geist ist wie eine Kerzenflamme,
die nur brennt, wenn die richtigen Bedingungen zusammentreffen:
seine Gedanken sind wie flackerndes Licht.
Der Geist gleicht der Weite des Raumes, enthält alle Dharmas.
Der Geist ist wie ein wilder Affe, der nach den sechs Begierden hungert.
Der Geist ist wie ein Künstler, der sein eigenes Karma malt.
Der Geist ist unruhig, er fliesst überallhin, wo seine Sorgen ihn hinführen.
Der Geist ist wie ein König, welcher der Herr aller Dharmas ist.
Der Geist ist einsam, er reist allein, ohne Begleiter.
Der Geist ist verärgert, und er kann endlose Schwierigkeiten erzeugen.
Der Geist ist wie ein verrückter Elefant, der alle guten Wurzeln zertrampelt.
Der Geist ist wie ein verschluckter Haken – inmitten von Leiden träumt er noch von weltlichen Freuden.
Der Geist ist wie ein Traum, der träumen kann, dass er kein Traum ist.
SAMMLUNG GROSSER SCHÄTZE
Beobachte deinen eigenen Geist, Bemerke, dass alle Gedanken aus der vollkommenen Reinheit und Leerheit geboren werden. Denke nach über Gleichmut, Mitgefühl und Nichtanhaftung, die das Wesen von Reinheit und Leere sind. Wenn ich nur das Gute um mich herum sehe, bin ich eins mit dem Buddha-Geist.
Der Geist ist formlos. Er hat keine Grösse, keine Gestalt, keinen Ton, keinen Geruch, und er kann nicht angefasst oder festgehalten werden. Obwohl der Geist nicht erfasst werden kann, ist er jederzeit überall zugegen.
Meister Chung Feng sagte: „Es gibt verschiedene Arten von Geist. Eine Art ist der physische Geist, der in unserem Körper wohnt und Teil dessen ist, was wir von unseren Eltern geerbt haben. Eine zweite Art ist der bedingte Geist, der auf positive und negative Bedingungen reagiert, je nachdem, wie sie im Augenblick erscheinen. Eine dritte Art ist der spirituelle, wissende Geist, der alle weltlichen Unterscheidungen ohne Störung und immer ohne sich zu verändern transzendiert. Dieser Geist ist strahlend, überragend und eins. Er wird weder vom Alltäglichen verringert noch vom Spirituellen gesteigert.“
Der Geist ist wie eine Quelle, die unaufhörlich fliesst. Die Quelle des Geistes ist mächtiger als alles andere im gesamten Universum. Die Menschen suchen nach Energiequellen wie Gas und Öl und Atomkraft, aber es gibt nirgendwo auf der Welt etwas, das mächtiger ist , als unser eigener Geist. Alle Bedürnise, alle Ängste und alle Mängel können Trost und Vervollkommnung im Geist finden.
Letztlich ist der Geist wie eine grosse Leere ohne Grenzen. Alles ist im Geist enthalten, und nichts befindet sich ausserhalb von ihm. Der Geist ist so weit, wie Weite sein kann.
Im BLÜTENSCHMUCKSUTRA heisst es: „Wenn du das Buddha-Reich kennen willst, mache deinen Geist so rein wie die Weite leer.“
Meister Ta Tien sagte: „Wahrer Geist ist ausgelöschte Verblendung.“
Hsing Yun
In einem der Koans hält Buddha einfach eine Blume hoch, als von ihm ein Vortrag erwartet wurde. Jeder schaut ihn überrascht an. Einzig Kasho lächelt. Der Buddha sagt: „Ich habe hier die höchste Einsicht, ich gebe sie an Kasho weiter.“
- Buddha hält einfach eine Blume hoch….ich gebe sie an Kasho weiter.“