Stress und Erschöpfung entstehen
in deinem eigenen Geist,
der umher streunt und sich in
Phantasiespielen hingibt.
Dein Denken ist immer auf das Bedauern
über Vergangenes
oder auf Bilder einer idealen
Zukunft ausgerichtet.
Aber das sind nur Trugbilder,
die zu nichts anderem führen
als zu Leid und Einsamkeit,
weil sie in Dimensionen angesiedelt sind ,
die gar nicht existieren.
Nur die Gegenwart ist wirklich.
Sie ist deine Lebenskraft,
aus der heraus du etwas
unternehmen, aufbauen und
dein Leben verwirklichen kannst.
Drukpa Rinpoche
2019
Als Buddhist sehe ich den Tod als natürlichen Prozess und Teil des Lebens. Ich akzeptiere den Tod als Faktum, dem ich unterworfen bin, solange ich Teil dieses weltlichen Daseins bin. Da ich weiss, dass ich dem Tod nicht entgehen kann, hat es in meinen Augen keinen Sinn, davor Angst zu haben. Ich sehe den Tod so, als würde man eine abgetragene Kleidung wechseln, doch ist das nicht das Ende aller Dinge. Allerdings weiss keiner, wann er sterben wird.
Daher ist es weise, darauf vorbereitet zu sein und
mit dieser Vorbereitung sofort,
jetzt in diesem Moment, anzufangen.
Jeder Mensch wünscht sich ein Sterben in Frieden, einen friedvollen Tod. Und es sollte uns klar sein, dass wir nicht auf einen friedvollen Tod hoffen dürfen, wenn unser Leben von Gewalt erfüllt ist und unser Geist andauernd von Emotionen wie Wut, Anhaftung oder Angst geprägt wird.
Wenn wir uns also einen friedvollen Tod wünschen, müssen wir unseren Geist so schulen, dass er ruhig und ausgeglichen wird und uns ermöglicht, friedvoll zu leben. Tun wir das nicht, fügen wir uns unvorhersehbaren Schaden zu…
Ob man es jetzt Seele, Bewusstsein oder karmische Energie nennt, dieses Etwas setzt sich fort. Der einzige wichtige Gedanke ist:
Solange wir dieses Leben haben,
sollten wir es auf sinnvolle Weise nutzen.
Dann gibt es am Ende keinen Grund, etwas zu bedauern. Und keine Angst. Das ist alles eine Sache der eigenen Wahrnehmung der geistigen Haltung.
Dalai Lama
Japanisch gassho bedeutet wörtlich „zusammengefügte Handflächen“. Die simple Geste des gassho, die mit gefalteten Händen Dankbarkeit und Herzensverbundenheit ausdrückt, ist in sich eine unübertrefflich schlichte und berührende Übung. Gassho berührt uns direkt, wenn wir uns ganz darauf einlassen. Doch das ist für viele von uns alles andere als leicht. Im Rahmen eines interreligiösen Treffens kamen einmal einige junge Leute ins Haus Tao. Über das gassho sagte eine der Personen spontan: „Ich verneige mich nur vor Gott!“
Auch wenn die buddhistische Sicht keine Gottesvorstellung kennt, so ist in dieser kleinen Geste von gassho dennoch alles enthalten: vollkommene Dankbarkeit, Respekt für andere, für sich selber und das Leben in all seinen Erscheinungsformen.
Sind wir voller Konzepte, Widerstände und Ängste, können wir das nicht erkennen. Wenn „Gott“ nicht in jedem Blatt und jeder Blume, in jedem Menschen und jedem Ding zu finden ist, wo dann?
So verstanden können wir uns unabhängig von unserer Weltanschauung getrost vor ihnen allen verneigen- vor der Buddhastatue, den Mitmenschen, einer Blume. Thich Nhat Hanh sagte es so: „Wir verneigen uns stets vor dem „Buddha to be“, also dem Samen des Erwachens im anderen.
Marcel Geisser
Meist ist unser Geist unstet, launisch, unbeherrscht, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Furcht, egozentrisch, zögerlich, zerstreut und verzettelt, verwirrt…Ausserdem begehrt er auf gegen jeden Versuch, ihn zu bändigen oder zu schulen, und ist ständig mit innerem Geplapper beschäftigt…
Um unsere Fähigkeit zu innerer Sammlung zu erhöhen, stützen wir uns auf das Kommen und Gehen des Atems.
Wir atmen ruhig und natürlich. Der Geist sollte, während wir die Atmung wahrnehmen, klar und gelassen sein. Der Buddha hat hier das Bild eines Regenschauers verwendet, der die vom Wind aufgewirbelten Staubwolken verschwinden lässt und den Blick auf einen strahlend klaren Himmel freigibt. Der Staub steht für die innere Unruhe und Verwirrtheit, der wohltuende Schauer für die ungeteilte Aufmerksamkeit, mit dem wir den Atem beobachten, und die reine Luft steht für innere Ruhe und Klarheit.
Sobald uns bewusst wird, dass die innere Sammlung dahin ist, sollten wir ohne jede Reue und Schuldgefühle die Aufmerksamkeit einfach wieder der Atmung zuwenden. Wir kehren zum Atem zurück wie ein Schmetterling, der sich abermals auf einer Blume niederlässt, nachdem er zuvor, ohne ersichtlichen Grund mal nach rechts, mal nach links schweifend, um sie herumgeflattert ist.
Wenn Gedanken auftauchen, versuchen wir nicht, sie aufzuhalten. Wir vermeiden es lediglich, ihnen einen Nährboden zu bereiten. Wir lassen sie einfach nur das weite Feld unseres Bewusstseins durchqueren – so wie ein Vogel über den Himmel fliegt, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Matthieu Ricard
Der erste Schritt…
ist das, was man im Zen „den Geist schärfen“ nennt:
das Üben der Aufmerksamkeit.
Normalerweise schweift unsere Wahrnehmung unruhig umher,
nimmt jeden noch so geringen Reiz zum Anlass, um abzuschweifen,
wendet sich im einen Moment diesem zu und im nächsten schon jenem.
Nirgendwo verweilt die Aufmerksamkeit lange,
stets wird sie von der Angst getrieben, irgendetwas zu verpassen.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit aber konzentrieren,
gewinnt sie enorm an Kraft.
Aus dieser Kraft kommen die Möglichkeiten,
die uns die Stille entdecken lassen.
Ohne ein hohes Mass an Aufmerksamkeit
können wir die Stille nicht wahrnehmen,
und ohne die Stille werden wir das Glück nicht finden,
das unabhängig von den äusseren Umständen besteht.
aus:„Vom Glück der Stille – Die Kunst das Leben anders zu sehen“
von Peter Steiner. Edition Spuren, 2007
Der Kosmos ist voll kostbarer Edelsteine. Heute Morgen möchte ich dir eine Handvoll davon schenken. Jeder Augenblick deines Lebens ist ein kostbarer Stein, der durch Erde und Himmel, Wasser und Wolken strahlt und alles enthält.
Ganz sanft musst du atmen, damit sich die Wunder offenbaren. Auf einmal hörst du die Vögel singen und auch die Kiefern stimmen ein. Du siehst die Blumen erblühen, siehst den blauen Himmel, die weissen Wolken, das Lächeln und den wunderbaren Blick des Menschen, den du liebst.
Du, die reichste Person auf Erden, die du herumgeirrt bist und für deinen Lebensunterhalt hast betteln müssen, hör auf, das notleidende Kind zu sein. Komm wieder und fordere dein Erbe ein.
Wir sollten unser Glück geniessen und es allen anderen schenken. Bewahre diesen Augenblick. Lass den Strom von Kummer und Elend los und nimm das Leben ganz in deine Arme.
Thich Nhât Hanh, 1929
Das Achthaben auf den Atem macht uns
auch Begierde, Aversion und Unwissenheit bewusst
und kann dadurch zu ihrer Überwindung beitragen.
In unserer Atmung spiegelt sich
unsere Gemütsverfassung:
Ist der Geist friedvoll und ruhig,
wird der Atem sanft und regelmäßig sein
stellt aber irgendetwas Negatives sich ein,
sei es Zorn, Hass, Furcht oder Leidenschaft,
wird der Atem rauh, schwer und schnell.
So macht unser Atem uns
auf unseren Gemütszustand aufmerksam
und schafft einen Ansatzpunkt,
von dem aus wir ihn beeinflussen können.
Bercholz/Chaedzin, Ein Mann namens Buddha
Wer präsent ist,
wird zum Präsent –
für die Welt …
Erlaube dir auch heute,
ganz bewusst anzukommen
bei dir in deinem Leib …
nimm ihn wahr, so wie er sich dir heute zeigt …
und sage innerlich Ja zu ihm,
indem du dich ganz in ihn einlässt …
er ist dir anvertraut, solange du lebst …
Im Leib zu sein, heisst, präsent zu sein …
denn der Leib kann nicht
aus der Gegenwart heraustreten.
Nur unser Geist kann in Vergangenheit
und Zukunft herumschweifen,
der Leib aber ist immer in der Gegenwart.
Darum: Bist du ganz Leib und ganz Atem,
bist du ganz gegenwärtig.
Im Englischen gibt es den Ausdruck
„to be present“ und „to be a present“,
also „gegenwärtig sein“
und „ein Geschenk sein“.
Nur wer bei sich ist,
kann auch bei anderen sein.
In dem Mass, in dem ich bei mir zu Hause bin,
kann ich auch für andere ein Zuhause sein.
Meditieren heisst in diesem Sinn üben,
bei sich zu Hause zu sein,
ganz unabhängig von den äusseren
und inneren Umständen …
da sein im Hier und Jetzt,
ganz präsent …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Durch die Empfindung von Freude
in uns selbst werden wir genährt
und haben dadurch weniger
das Empfinden von Mangel,
von fehlender Perfektion des Lebens
an sich oder unserer Mitmenschen…
Sich an dem zu freuen, was im Moment
gerade gut ist, ist immer möglich.
Es geht also insbesondere darum, die Freude
über all die kleinen Dinge
unseres Alltags und der Natur (wieder)
spüren zu lernen.
Stehen nicht ständig die vielfältigen Probleme
der Welt im Zentrum
unserer Aufmerksamkeit, können wir vermehrt
Ruhe und Gelassenheit empfinden.
Es geht dabei nicht um die Verdrängung von Problemen,
sondern um die Bekräftigung des Positiven,
das selbst in schwierigsten Situationen da ist,
wenn vielleicht auch nur
bei genauer Betrachtung erkennbar.
Damit ist gleichzeitig die Türe offen
für Mitfreude (mudita).
Die Mitfreude ist im Wesentlichen
darauf gerichtet, dass man sich selbst
mit anderen Wesen für ihr erlangtes Wohlbefinden freut
und ihnen wünscht, dieses Wohlbefinden
nicht wieder zu verlierenWIKIPEDIA).
Der Dalai Lama macht bei Mitfreude (mudita)
eine einfache Rechnung.
Es gibt mehr andere Menschen
als mich selbst.
Wenn ich also Mitfreude entwickle,
so habe ich nicht nur eine tausendfache,
sondern eine millionenfache Möglichkeit,
diese Art der Freude zu erleben.
Marcel Geisser
Das Ziel ist, den Geist so zu beruhigen,
dass wir klar sehen und deshalb
in der Welt handeln können…
Erkenntnis, klare Sicht, führt uns in die Ruhe…
Wahre Ruhe durchschaut alles.
Im Vimalakirti-Sutra heisst es:
„Lotosblumen wachsen nicht auf den Bergen,
nur sumpfiges Tiefland bringt sie hervor.“
Der reine Lotos, der im Schlamm
der uns irreführenden Leidenschaften blüht,
ist ein Symbol des Buddhismus.
Es geht nicht darum, auf dem Gipfeln eines Berges
transzendente Zustände zu erreichen.
Kommt hier und jetzt zur Blüte.
„Kultivierung“ ist eine aus der Landwirtschaft
kommende Metapher für die Praxis,
die auf geduldige Arbeit auf dürren Äckern verweist.
Es ist die Art von Arbeit, bei der man immer weiter übt
und geduldig den trockenen Boden beackert,
damit darauf Früchte wachsen.
In den alten Meditationsanweisungen heisst es:
„Stellt sich ein Gedanke ein, nehmt in wahr.
Sobald ihr in wahr nehmt, verflüchtigt er sich“…
…Wenn die Aktivitäten des alltäglichen Bewusstseins
zur Ruhe kommen,
führt der Weg zum Ursprung zur ück…
Gewahrsein in diesem Augenblick
ist alles, was wir brauchen…
Jeff Shore
Der Mensch ist ein Teil des Ganzen,
das wir Universum nennen,
ein in Raum und Zeit begrenzter Teil.
Er erfährt sich selbst,
seine Gedanken und Gefühle
als abgetrennt von allem anderen
eine Art optische Täuschung des Bewusstseins.
Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis,
das uns auf unsere eigenen Vorlieben
und auf die Zuneigung
zu wenigen uns Nahestehenden beschränkt.
Unser Ziel muss es sein,
uns aus diesem Gefängnis zu befreien,
indem wir den Horizont
unseres Mitgefühls erweitern,
bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur
in all ihrer Schönheit umfasst.
Albert Einstein (1879 – 1955)
https://www.der-innere-weg.de/der-innere-weg/schatztruhe/albert-einstein/
Bewegungslos sitzen ist in Fühlung sein
mit Körper und Gehirn,
grob und fein, dumpf und klar,
flach und tief, ohne Widerstand,
Klammern oder Flucht.
In direkter Fühlung
mit dem ganzen Netzwerk von Gedanken,
Empfindungen und Gefühlen sein,
ohne sie als gut oder schlecht,
richtig oder falsch zu beurteilen.
Es ist ein Nach-Innen-Sehen ohne Wissen,
Offenheit für all das, was innen-aussen abläuft
Fliessen ohne Greifen oder Ansammeln.
Stille ist ohne Willen, ohne Richtung, ohne Zeit.
Es ist vollständiges Zulassen dessen, was ist,
von Augenblick zu Augenblick.
Da ist niemand, der etwas tut,
und nichts was zu tun wäre.
Ich atme ein, ich atme aus,
und ich blühe wie die Blume.
Ich bin frisch wie der Tau.
Ruhig und stark wie die Berge.
Wie die Erde so fest.
Ich bin frei.
Ich bin Wasser, das spiegelt,
was wirklich ist.
Und ganz tief in meinem Innern,
da ist weiter, weiter Raum.
Ich bin frei.
Thich Nhat Hanh
Den Weg zu Ende gehen,
Schritt für Schritt.
Dem Unausweichlichen begegnen,
Augenblick für Augenblick.
Das Herannahende annehmen,
Angesicht zu Angesicht
öffnet die Tür zu mir und zum Du.
Kein Festhalten – nur ein Loslassen,
kein Begreifen – nur ein Geschehenlassen,
kein Abwehren – nur ein Zulassen,
kein Fliehen – nur ein Heranlassen,
kein Gestern und Morgen – nur ein JETZT,
kein wenn und aber – nur ein Verweilen im SEIN
öffnet die Tür zu mir, zum Du und zum Ewigen.
Stille
Wir sehnen uns nach Stille, besteigen Berggipfel und suchen im Urlaub einsame Strände am Meer. Wie wohltuend diese Stille ist! Und gleichzeitig bemerken wir, wie »laut« es in unserem Kopf ist. Unsere Gedanken machen unentwegt Geräusche und rufen nach Aufmerksamkeit.
Innerer Lärm
Deshalb ist uns die Stille manchmal tatsächlich gar nicht so angenehm. Denn je stiller es ist, desto deutlicher hören wir die Gedanken. Dabei verhindert dieser Gedankenlärm, dass wir Wesentliches von uns erkennen. Wir sind so beschäftigt mit inneren Gesprächen, was wir gestern vergessen haben und morgen noch tun müssen, dass wir uns selbst den Weg nach innen versperren.
Wenn der Geist still ist, wird die Welt wahr
Zen ist der Wegöffner in die tiefere Dimension des Lebens. Wenn der Geist still ist, wird die Welt wahr. Diese Erfahrung brauchen wir existenziell, wenn wir unser Leben nicht verplempern und zur Essenz des Seins vordringen wollen.»Leben und Tod sind eine ernste Sache. Schnell vergehen alle Dinge. Seid ganz wach, niemals achtlos, niemals nachlässig.«
Mit dieser Erinnerung wird in vielen Zen-Klöstern der Abend beendet. Auch im Alltag brauchen wir einen solchen Weckruf, um in der Hektik anzuhalten und still zu werden.
Stille mitten im Lärm
Die Stille, von der im Zen die Rede ist, hat nichts mit realer Geräuschlosigkeit zu tun. Es gibt eine Stille mitten im Lärm: wenn alles einfach so sein darf, wie es gerade ist, und wir nichts wegnehmen und nichts hinzufügen wollen. Stille hat etwas mit stillhalten und anhalten zu tun. Indem wir stillhalten, öffnen wir das Tor zu einem Raum, der uns bereichert.
Mut
Dafür brauchen wir Mut. Denn insgeheim befürchten wir, dass sich in der Stille das große Nichts versteckt, und das macht uns Angst. Wir wollen die Kontrolle nicht verlieren. Doch je tiefer wir uns mit einer Übung (z.B. der Atembetrachtung), die zu uns passt, in uns selbst hineinfallen lassen und in den Strom des Lebens eintauchen, desto mehr machen wir die erstaunliche Entdeckung, dass dieses Nichts keineswegs kalt und bedrohlich ist, wie wir anfangs vielleicht vermuten, sondern warm, weit und hell.
So wird die Sehnsucht nach Stille zum Wegweiser in einen unbegrenzten Raum, der weit über alles hinausgeht, was wir uns vorstellen können.
Quelle: „Das Leben ist ein Geschenk – Weisheit und Wille als Weg“ – Hinnerk Polenski
www.zen-suedpfalz.de