Wir üben uns in der ‘Achtsamkeit des Körpers‘, im Stehen, im Gehen, im Sitzen, bei der Atem-Erfahrung oder bei anderen Körperempfindungen. Dies ist die erste Grundlage der Achtsamkeit, nach Buddhas Lehrrede.
Dieses Zentriert-Sein und Anwesend-Sein im Körper, auf dieser Erde, in diesem Moment, ist wie wir wissen, ganz wesentlich. Es verankert uns im Hier und Jetzt – wir lernen, in uns selbst (wieder) zuhause zu sein. Es hilft uns, die sich ständig verändernde, vergängliche Natur der äusseren und der körperlichen Realität zu erkennen und anzunehmen. Das ist ein wesentlicher Aspekt der Praxis, aber noch längsten nicht alles.
Letztlich sind es der Geist, unser Denken, unser Fühlen, unsere inneren Haltungen und Absichten, die uns entscheidend prägen – und damit auch unser emotionales und mentales Leiden oder Wohlergehen.
Lama Thubten Yeshe betonte:
„Was ihr tun müsst, wenn ihr euer eigener Dharma-Lehrer sein wollt ist, euren Geist jeden Tag überprüfen. Ihr überprüft schon täglich materielle Dinge: Jeden Morgen überprüft ihr die Nahrungsmittel in der Küche. Aber ihr vergesst, euren Geist zu überprüfen. Euren Geist zu überprüfen, ist aber viel wichtiger.“
Fred von Allmen
2017
Für alle die am Freitag die Erfahrung unseres Outdoor – Zazen machten
hier noch der Outdoor – Dharmatext.
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In den traditionellen Meditationsanweisungen heisst es, dass die Gedanken am Anfang ununterbrochen einer nach dem anderen auftauchen und sich überstürzen wie ein Wasserfall.
Wenn wir die Meditation allmählich vervollkommnen, ähneln die Gedanken Wasser, das durch eine tiefe, enge Schlucht fliesst;
später sind sie wie ein grosser Strom, der sich gemächlich dem Meer entgegenwindet;
und schliesslich gleicht der Geist einem glatten, stillen Ozean, nur hier und da von kleinen Wellen gekräuselt.
Sogyal Rinpoche
„Meine Ansicht ist einfach:
Bleibt wie ihr seid, kleidet euch und esst, und verbringt die Zeit mit Nichtstun.
Von Überall kommt ihr her, jeder guten Willens Buddha und das Gesetz zu suchen. Ihr sucht Befreiung, wollt die Dreifache Welt verlassen. Schwachköpfe! Sie verlassen, um dann wohin zu gehen?Buddha und die Alten Meister sind nur Begriffe, die ihr bewundert.
Wollt ihr die Dreifache Welt kennen lernen, braucht ihr den Boden des Geistes, der jetzt meine Worte hört, nicht zu verlassen.Ein Augenblick der Begierde, da ist die Welt der Lust.
Ein Anflug von Zorn, da ist die Welt der Substanz.
Ein verrückter Gedanke, und da ist auch die Welt ohne Form.
Es sind Möbelstücke eures eigenen Hauses.
Die Dreifache Welt sagt nicht von sich,
„ich bin die Dreifache Welt“.
Sondern ihr, Schüler des Dao, die ihr jetzt und hier lebendig seid, alles erleuchtend und die Welt abwägend, ihr habt der Dreifachen Welt ihren Namen aufgesetzt.“
Linji
Quelle: Pierre Brun (Hrsg.), Begegnungen und Reden, Ammann Verlag AG, Zürich 1986
Was immer wir tun, wir können es mit einem meditativen Bewusstsein tun, achtsam, konzentriert, wach und mit offenem Geist.
Buddha lehrte den Weg der Achtsamkeit ganz alltäglich in allen vier Positionen: Im Stehen, im Sitzen, im Gehen oder im Liegen.
Je öfter wir präsent sind, desto leichter fällt es uns, erneut präsent zu sein. Der Weg liegt tagtäglich vor unseren Augen. Wir brauchen ihn nur bewusst zu gehen. Wir stehen am Morgen einfach auf, ohne uns mit düsteren Gedanken an den kommenden Tag lange im Bett herumzuplagen. Wir gehen zur Arbeit und pflegen unsere sozialen Kontakte. Wir richten uns Zeiten der Stille ein und überhäufen uns nicht mit Verabredungen, Workshops und Projekten. Wir nehmen Teil am wöchentlichen Sitzen unserer Sangha und bringen unsere Energie und Präsenz hinein. Die Pflege der Sangha und der zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen ist die direkte Umsetzung unseres Verstehens.
Die Meditationslehrerin Ruth Dennison sagte: „Was die Praxis angeht, so ist Kontinuität der Schlüssel zum Erfolg!“ Buddhas letzte Worte sollen gewesen sein: „Strebet ohne Unterlass!“
Wenn unsere Praxis nicht zu wahrer Freiheit und Frieden des Geistes führt, wozu soll sie gut sein?
Zen-Meister Thich Nhat Hanh sagte: „Ich lehre mit Koans, nur erkennen sie viele Leute nicht als solche. Sie denken dabei immer nur an die bekannten Fragen wie: „Was ist der Ton der einen Hand?“
Eine Frage, die ich euch allen stelle, ist viel lebendiger:
„Was ist dein tiefster Wunsch im Leben?“
Marcel Geisser
Einatmen – Ausatmen – bringt uns immer wieder zur klaren Bewusstheit jenseits der Beschränktheit des dualistischen Geistes zurück, bringt uns zu unserer Mitte zurück, vertieft Verstehen und Weisheit und weitet Mitgefühl. Atem und unsere Verbindung zu Allem – Mitgefühl.
Die Luft, die Sie gerade einatmen, ist die Luft, die Ihre Zimmerpflanze, oder der Mensch der in der U-Bahn neben Ihnen sitzt, eben ausgeatmet hat. Wir tauschen den Atem mit allen lebenden Wesen aus. Wir können uns, wenn wir uns dessen bewusst sind nicht vom Rest der Welt abgrenzen.
Wo fängt Ihr Atem an und wo hört der Atem Ihres Nachbarn auf? Es ist ein Atem, ein Leben. Die Vernetztheit und gegenseitige Bedingtheit aller Phänomene und aller Wesen wird hier so deutlich, so klar, so praktisch. Den Atem beobachtend stellt man fest: Es gibt keine Trennung zwischen Außen und Innen, sondern ein Zusammenspiel, eine Harmonie.
ganzer Text lesen hier: http://pyar.de/einatmen-ausatmen-die-kunst-des-sanften-loslassens/
http://pyar.de/
Wenn man auf nichts mehr zählen kann,
muss man mit allem rechnen.
Jules RenardOft halten wir Ausschau nach Menschen und Dingen, auf die wir uns verlassen können, auf die wir zählen können.
Beim Meditieren lassen wir alles Vertraute hinter uns, auch uns selbst mit all unseren Vorstellungen und mit unseren Geschichten, die wir uns ständig erzählen. Wir zählen auf nichts mehr, zählen höchstens noch unseren Atem. Das hat nichts mit Resignation, Misstrauen oder Verbitterung zu tun. Im Gegenteil: Diese Haltung bewirkt eine totale Offenheit und Gegenwärtigkeit. Indem wir auf nichts mehr zählen, beginnen wir mit allem zu rechnen und nehmen an, was immer sich zeigt …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Authentisch sein heisst nichts Besonderes sein zu wollen…
Wenn wir erkennen, dass wir ganz und gar einzigartig sind,
brauchen wir uns nicht mehr so angestrengt darum zu bemühen.
Wir können unsere Einzigartigkeit nur geniessen und schätzen,
wenn wir uns nicht ständig mit anderen vergleichen
und unseren Vorstellungen nachjagen, wie wir sein sollten.
Gegen unsere Individualität ist nichts einzuwenden.
Leidvoll ist der ständige Drang,
sie herauszuheben und zu betonen.
Marcel Geisser
Lass deinen Geist still werden wie einen Teich im Wald.
Er soll klar werden, wie Wasser, das von den Bergen fliesst.
Lass trübes Wasser zur Ruhe kommen, dann wird es klar werden,
und lass deine schweifenden Gedanken und Wünsche zur Ruhe kommen.
Buddha
Lass den Vogel im unermesslichen Himmel deiner Gelassenheit fliegen.
Befreie den Fisch im bodenlosen Ozean deiner Toleranz.
Zen-Weisheit
Dieser eine Augenblick – das Jetzt – ist das Einzige, dem du nicht entrinnen kannst, die einzige Konstante im Leben. Was auch geschehen mag, wie sehr sich das Leben auch verändert, eins ist gewiss: Es ist immer jetzt.
Du kannst dich nicht selber finden, indem du in die Vergangenheit gehst. Du findest dich selber, indem du in die Gegenwart kommst.
Durch Selbstbeobachtung kommt automatisch mehr Gegenwärtigkeit in dein Leben. In dem Moment, wo du erkennst, dass du nicht in der Gegenwart bist, bist du gegenwärtig.
Je stärker wir uns auf Vergangenheit und Zukunft konzentrieren, umso mehr entgeht uns das Jetzt – das Kostbarste, was es gibt.
Eckhart Tolle
Eckhart Tolle Zitate
Sich nicht wehren
Widerstand gibt den Dingen wieder Stand ……
Eine profunde Veranlagung unseres menschlichen Wesens ist es, Widerstand zu leisten: Widerstand gegen das Unangenehme, dem wir im Leben begegnen … Widerstand gegen das Angenehme, das am Vergehen ist …
Widerstand, wenn wir merken, dass unser Geist diese Tendenz hat, Widerstand zu leisten. Für alle Formen des Widerstandes gilt: annehmen, dass das Leben so ist, wie es ist, und annehmen, dass die Tendenz, Widerstand zu leisten, Teil unseres Wesens ist. Und immer tiefer anerkennen, dass der Widerstand im Grunde das Gegenteil von dem bewirkt, was er zu erreichen versucht: Er möchte uns schützen und er möchte bekämpfen … aber im Grunde gibt der Widerstand dem, wogegen er sich wehrt,
– Wieder Stand –
„Folge dem Lauf des Wassers …“ heisst eine Anweisung beim Meditieren. Und: „Folge dem Fluss des Atems …“ und er wird dich aus allem Widerstand und aller Verhärtung herausführen …
Aus: „Tiefe Stille – Weiter Raum: Schweige-Impulse für jeden Tag“
von Marcel Steiner. Kösel, 2009
Der buddhistische Mönch Ajahn Chah sagte stets: „Wenn ich sehe, wie sehr die Menschen leiden, blicke ich ihnen mitfühlend in die Augen und frage: Leidest du? Ach, wie viel Anhaftung du haben musst. Warum lässt du sie nicht los?“…
Ein Schüler ging zum Meister und fragte ihn: „Wie kann ich mich von dem an das ich hafte, lösen? Da stand der Meister auf, ging zu einem Baumstumpf, umklammerte ihn und jammerte: Was kann ich tun, damit dieser Baum mich loslässt?“ (aus Zen-Aphorismen)
…“Wenn du ein bisschen loslässt, wirst du ein bisschen glücklich. Wenn du viel loslässt, wirst du sehr glücklich. Wenn du ganz loslässt, wirst du vollkommen glücklich“… Ajahn Chah
Jack Kornfield
„Wer Klang wirklich in seinen ganzen Dimensionen
aufnehmen will,
muss die Stille erfahren haben.
Stille als wirkliche Substanz,
nicht als Abwesenheit eines Geräuschs.
Diese echte Stille ist Klarheit,
aber nie Farblosigkeit,
ist Rhythmus, ist Fundament allen Denkens,
darauf wächst alles Schöpferische von Wert.
Alles was lebt und dauert,
entsteht aus dem Schweigen.
Wer diese Stille in sich trägt,
kann den lauten Anforderungen
von aussen gelassen begegnen.“
Yehudi Menhuin
Über die Erde
sollst du barfuss gehen.
Zieh die Schuhe aus,
Schuhe machen dich blind.
Du kannst doch den Weg
mit deinen Zehen sehen.
Auch das Wasser
und den Wind.Sollst mit deinen Sohlen
die Steine berühren,
mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren,
dass dir die Erde vertraut.Spür das nasse Gras
unter deinen Füssen
und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos
die Sohlen streicheln und küssen
und fühl
das Knistern im Laub.Steig hinein,
steig hinein in den Bach
und lauf aufwärts
dem Wasser entgegen.
Halt dein Gesicht
unter den Wasserfall.
Und dann sollst du dich
in die Sonne legen.Leg deine Wange an die Erde,
riech ihren Duft und spür,
wie aufsteigt aus ihr
eine ganz grosse Ruh‘.
Und dann ist die Erde
ganz nah bei dir,
und du weisst:
Du bist ein Teil von allem
und gehörst dazu.
Österreichischer Schriftsteller und Kinderbuchautor. * 1951
Wie doch die Zeit vergeht…
Kaum haben die Sportferien begonnen, endet schon wieder die Zeit ohne unser traditionelles, gemeinsames Zazen.
Bereits am nächsten Freitag, den 24. Februar, 20 Uhr,
treffen wir uns wie gewohnt im reformierten Kirchgemeindehaus in Wettingen.
Zen-Meister Dogen lehrte:
„Verstehe Zeit nicht bloss als vergehend; denke nicht, Vergehen sei die einzige Funktion von Zeit. Falls Zeit bloss verginge, wären du und sie voneinander getrennt. Der Grund, dass du Seinzeit nicht klar verstehst, liegt darin, dass du Zeit als bloss vergehend verstehst. Im Wesenskern sind alle Dinge der ganzen Welt, indem sie einander benachbart sind, Zeit. Da diese Zeit Seinzeit ist, ist es deine Seinzeit. Seinzeit besitzt die Qualität des Strömens. Das sogenannte Heute strömt ins Morgen, Heute strömt ins Gestern, Gestern strömt ins Heute, Heute strömt ins Heute, Morgen strömt ins Morgen. Die Augenblicke von Vergangenheit und Gegenwart stapeln sich nicht übereinander, sie fügen sich nicht in einer Reihe aneinander.“
Und Prof. Dr. Yudo J. Seggelke meint:
„Das unmittelbare, volle Erleben und Handeln geschieht nur in der Gegenwart, also im Hier und Jetzt. Demgegenüber sind die Vergangenheit und Zukunft nur Erinnerungen, Erwartungen, Vorstellungen, Gedanken, Bilder, Hoffnungen und oft auch Rückblicke im Zorn, Rachegelüste oder Ängste und Panikattacken im Hinblick auf die Zukunft. All diese Vorstellungen und Gefühle sind aber nicht die Wirklichkeit selbst, sondern höchstens eine psychische „Wirklichkeit“, an der wir leiden. Sie sind sozusagen das Wetterleuchten in unserem denkenden Geist und unseren Emotionen, aber nicht das Wetter selbst; sie „zeigen auf den Mond“, sind aber nicht der Mond.“
Meditieren heisst, in Kontakt kommen mit der grenzenlosen Weite,
die immer da ist. In ihr ist Raum für buchstäblich alles. Da gibt es
kein entweder oder. Alles darf sein, hat seinen Platz… Unser
menschliches Herz ist dieser weite Raum…in ihm ist darum auch
Platz für uns selbst mit all unseren Widersprüchen… so können
wir zur Ruhe kommen bei uns selbst, gerade dann, wenn wir uns
(da)sein lassen… Dann besteht kein Grund mehr dafür, uns oder
irgendeinen Teil von uns aus unserem Herzen zu verbannen…
erlaube dir also, dich ganz der Weite deines Herzens
anzuvertrauen,
nimm dich dir zu Herzen und ruhe darin aus…
Atemzug um Atemzug…
Marcel Steiner