Wenn man die morgendliche Ruhe den Körper erfassen lässt, stellt sich eine stille Meditation fast von selbst ein. An Tagen, an denen das nicht der Fall ist, gehe ich systematisch vor:
Die Wahrnehmung des Körpers – ich spüre nach, ob ich irgendwo Verspannungen entdecke und ob ich sie mit Hilfe der beteiligten Muskeln lösen kann. Ich atme bewusst tief und ruhig. Es kann mitunter helfen, den Atem als einen Kreislauf wahrzunehmen, bei dem der Übergang von der Ausatmung zur Einatmung weich wird und sich fast auflöst. Wenig später wird der Körper ruhig.
Sprache – Ich entspanne den Gaumen, entlasse die Worte aus dem Körper und lade die Stille ein. Eine Befreiung. Eine Freiheit vom Suchen nach Worten, ein Ruhen im Zustand der alles umgebenden Stille.
Geist – Wenn mein Körper ganz still geworden ist, lasse ich schließlich meinen Geist in ein angenehmes Gleichgewicht sinken, von dem aus ich mich entspannt gegenüber dem verhalte, was ich noch höre, sehe, wahrnehme. Nichts wird bewertet oder mit «gut» oder «schlecht» beurteilt. Der Körper ist entspannt, der Geist ist im Gleichgewicht, was auch immer er von außen wahrnimmt.
Diese Zeit gibt den Ton für den Tag an, ich habe das Gefühl, dass jeder Morgen erneut zusammengesetzt und neu geboren wird
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Aus: „Stille finden in einer hektischen Welt“ von Magnus Fridh. 2021